E-Bike Tour de Suisse (German Edition)
berufliche Kontakte?“, hakt Martin weiter nach.
„Mais oui, certainement!“ Sie lächelt ihn an. „Du bist Ingenieur, da hattest du vermutlich überwiegend mit Maschinen und Konstruktionszeichnungen zu tun. Und natürlich musstest du deine Ideen mit anderen Ingenieuren und mit dem Marketing und der Fertigung abstimmen. Die Leute, mit denen du da zu tun hattest, waren vermutlich ebenfalls Ingenieure oder Abteilungsleiter, die schon einige Zeit im Beruf sind und eine ordentliche Erfahrung mitbringen.“
„Tu as raison. Bei meinem Job ist das etwas leichter, neue Kontakte zu finden. Du hast sicher recht. Je suis spécialiste de l'emballage. Spezialistin für Verpackungen. Das heißt, wenn jemand ein neues Produkt auf den Markt bringt oder einem bekannten Produkt ein neues Gesicht verpackt werden soll, so darf ich hierfür die Verpackung entwerfen.“
„Was machst du da genau“, fragt Martin.
„Prenons un exemple. Nehmen wir ein Beispiel: Du kaufst einen Blumenstrauß. Der Blumenladen soll diesen verpacken. Was macht die Verkäuferin? Sie reißt ein großes Stück Papier von der Rolle ab. Oben, wo die Blüten sind, lässt die Verkäuferin eine große weite Öffnung, die sie erst ganz oben an der Spitze zusammenführt und mit einem Klebeband fixiert. Ganz unten, wo der Griff ist, knüllt sie das Papier eng zusammen. Fertig. Von den kostbaren Blumen sieht man gar nichts. Man könnte die Blumen auch ohne die Verpackung ins Auto legen, und überreicht werden sie ohnehin ohne Verpackung. Schade. Die Verpackung ist eigentlich überflüssig.“
„L’emballage doit protéger et présenter l’article. Eine gute Verpackung muss die Ware schützen, das heißt sie hat eine funktionale Komponente. Sie muss die Ware aber auch richtig schön herausputzen. Der Käufer, der die Ware kaufen soll, schaut sich als erstes die Verpackung an. Wenn ihm die nicht gefällt, dann kauft er auch nicht. Das heißt, sie muss dem Käufer das aufzeigen, was er haben will. Sie muss die Ware optimal auf dem Transport schützen, und zuletzt das allerwichtigste, die Verpackung muss so schick aussehen, dass sie den Käufer dazu animiert, die Ware mitzunehmen und auszupacken.“
Martin greift das Thema auf. „Das kommt mir bekannt vor. Abgesehen vom Schutz gegen Wind und Wetter achten Frauen und Mädchen ja bekanntlich besonders darauf, dass ihre Kleidung die Männer dazu animiert, sie mitzunehmen und auszupacken. Ich verstehe das. Aber bei dir kommt ja beides zusammen. Du bist intelligent und siehst sehr gut aus, das heißt, du bist ein hervorragendes Produkt. Und dann bist du noch schick und sexy eingekleidet. So wie du verpackt bist, gibt es genug Männer, die dich mit großer Freude mitnehmen und auspacken wollen, so du es Ihnen denn erlauben willst.“
„Ah! Bien sûr, tu as raison!“, gibt ihm Emmanuelle wegen seines Kompliments strahlend zur Antwort. „Ich muss mich nun einfach zwingen, die Vergangenheit ruhen zu lassen und nicht mehr permanent daran zu denken.“
„Pendant la semaine, soit le mardi, mercredi ou jeudi, il ya ce qu'on appelle after-work parties. In Bern gibt es unter der Woche, also Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag sogenannte After-Work-Partys. Dazu laden meist irgendwelche Firmen ein. Es gibt einen kleinen Imbiss und Getränke, es sollen Geschäftskontakte gepflegt werden. Hübsche Frauen sind dabei stets willkommen. Es gibt immer irgendwelche Leute, die mich dahin gerne mitschleppen wollen, und oft gehe ich mit. Man trifft dort meist Wochenendpendler. Die Familie wohnt irgendwo auf dem Land. Sie reisen Montag früh an und fahren am Freitagabend zurück nach Hause. Einige meinen dann, ich könnte doch anschließend zu ihnen mit aufs Zimmer kommen zu einer kleinen Privatparty und die Nacht bei ihnen verbringen. Manchmal habe ich mir das sogar ernsthaft überlegt, ob ich mitkommen soll.“
„Willst du das nicht, weil die Herren verheiratet sind? Willst du keine Ehe zerstören?“, fragt Martin.
„Ce n’est pas le problème. Wenn der Mann interessant ist, hätte ich keine Skrupel, auch wenn er verheiratet wäre. Aber ich muss da aufpassen. Wenn ich so etwas nur ein einziges Mal tue, dann denken manche gleich, sie könnten das immer wieder von mir erwarten. Und ich möchte nicht, dass bei meinen Kollegen und Geschäftspartnern der Eindruck entsteht, ich würde ihnen nach Belieben zur Erfüllung ihrer Wünsche und zur Befriedigung ihrer Begierden zur Verfügung stehen. Wenn ich das ein zweites Mal nicht mehr
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