E-Bike Tour de Suisse (German Edition)
Es ist ein Doppelzimmer mit einem großen französischen Bett, bekommt er zur Antwort.
Martin will schon absagen, da hält Emmanuelle seine Hand fest und signalisiert ihm damit zu schweigen.
„Nous prenons la chambre“, sagt sie zum Portier. Martin wundert sich, er hätte noch weiter gesucht, vielleicht hätten sie doch noch zwei Einzelzimmer gefunden.
Emmanuelle spricht jetzt wieder zu Martin. „Wegen der Bundesfeier werden wir keine zwei Einzelzimmer und vermutlich auch keine zwei Doppelzimmer mehr finden. Und ich will nun auch nicht mehr unsere Zeit mit einer vermutlich nutzlosen Zimmersuche verschwenden.“
Und für sich denkt sie. ‚Es gibt nur diese eine Nacht. Morgen ist es zu spät, da ist er wieder weg. Es gibt Gelegenheiten, die kommen nie wieder. Diese Nacht ist ich die einzige Chance‘.
Sie lächelt ihn ganz verführerisch an. „Und weißt du, wenn man seinen Papa so selten sieht wie wir uns sehen, da ist mir jede Minute kostbar, die wir zusammen verbringen können. D’accord? Bist du einverstanden?“
Wiederum hat Emmanuelle bestimmt, wie sie miteinander umgehen. Aber der Vorschlag gefällt ihm. Auch er hat keine Lust mehr, weiter nach einem Zimmer zu suchen. Wenn es in der Nacht auch etwas eng werden sollte, sie werden schon zusammen Platz finden.
Er lächelt intim zurück und nickt ihr zu. „Ja, meine liebe kleine Wahltochter Emmanuelle, du hast sicher recht.“
„Also, wir nehmen das Zimmer. Wo können wir unsere Velos unterstellen?“, wendet er sich an den Portier.
Sie erhalten den Zimmerschlüssel und stellen ihre Velos im Fahrradkeller ab. Emmanuelle hat nicht viel Gepäck dabei, Martin dafür umso mehr. Sie hilft ihm beim Tragen. Martin ist ein Fremder in dieser Stadt, aber Emmanuelle ist hier fast zuhause. „Heute Nacht wird es um 11.00 Uhr ein großes Feuerwerk geben. Das wird eine halbe Stunde dauern. Anschließend gibt es überall in der Stadt Musik und Tanz. Ich habe von einem Waldparkplatz gehört, wo es angeblich die beste Tanzmusik geben soll. Es soll dort auch sehr lauschig und intim zugehen. Aber ich war noch nie dort, ich habe es mir nur sagen lassen.“
Martin. „Wir können ja ein bisschen durch die Stadt schlendern und uns die verschiedenen Plätze anschauen.“
Emmanuelle. „Es wird auf jeden Fall spät oder, je nach Blickwinkel, sehr früh werden, bis wir wieder zum Hotel zurückkommen. Deswegen habe ich auch gar kein Zimmer vorgebucht. Ich dachte mir, wenn ich die ganze Nacht durchmache brauche ich gar keins. Aber nach unserer langen Velotour werden wir sicher nicht bis zum Morgen durchfeiern und uns irgendwann einmal schlafen legen wollen. Da ist es schon gut, dass wir jetzt das Zimmer haben.“
Martin. „Bis die Feiern losgehen haben wir also noch Zeit. Wir können in Ruhe duschen und anschließend Essen gehen. Und dabei möchte ich mit dir auf unsere neue Wahlverwandtschaft und unser neues Vater-Tochter-Verhältnis anstoßen.“
Beim Abendessen macht Martin einen neuen Vorstoß. „Du bist mir noch etwas schuldig. Die Bedeutung des Wortes ‚baiser‘ hast du mir immer noch nicht erklärt. Das scheint wohl ein sehr schwieriges Wort zu sein. Ich war ein halbes Jahr zum Studium in Paris und mir ist dieses Wort nie aufgefallen. Zu mir hat das bislang noch niemand gesagt. Ich höre dieses Wort von dir zum ersten Mal. Und du tust dich ja offensichtlich auch sehr schwer, dies in die deutsche Sprache zu übersetzen. Ist das denn ein ganz besonderes Zauberwort?“
„Pas du tout. Das ist kein Zauberwort. Mais je ne suis pas sûr de ce que le mot signifie dans la langue allemande. Ich bin mir nicht ganz sicher, was es im Deutschen heißt“, antwortet sie ihm. Emmanuelle strahlt ihn plötzlich an. „Ah! Peut-être tu as raison. Vielleicht hast du recht, vielleicht ist es wirklich so eine Art ‚Zauberwort‘, mit dem der Mann seine Frau und seine Freundinnen in den siebten Himmel hoch schleudert. Als du zum Studium in Paris warst, hattest du da eine französische Freundin?“
Er bedauert. „Leider nicht. Das wäre für meine Sprachkenntnisse sicher gut gewesen. Aber ich habe da ein deutsches Au-Pair-Mädchen kennengelernt, und da bin ich meistens mit ihr ausgegangen.“
„Il suffit que tu sais ce que ce mot signifie dans la pratique. Wenn du eine französische Freundin gehabt hättest, hätte sie wahrscheinlich irgendwann bei einem intimen Rendez-Vous auf deinem oder ihrem Zimmer ‚baise-moi‘ zu dir gesagt und dir dabei die Bedeutung dieses
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