E-Bike Tour de Suisse (German Edition)
turbulent zu. Nicht nur in der Schweiz, das ist überall auf der Welt so.“
Auf dem Platz vor dem Bundeshaus und der Nationalbank schießen immer wieder sporadische Wasserfontänen aus dem Boden, ein beliebter Spielplatz für die Kinder in diesen heißen Sommertagen.
Es wird Zeit, sich zu verabschieden. Martin wird nach Thun weiter fahren. Der Schweizer Nationalfeiertag, der 1. August, neigt sich dem Ende zu. Emmanuelle muss morgen wieder zur Arbeit.
Martin: „Emmanuelle, ich bin so froh, dass du mir gestern die beiden Ohrfeigen gegeben hast. Der gestrige Tag und die Nacht, das war einmalig schön mit dir. Ohne deine Ohrfeigen hätte ich dieses Erlebnis nicht gehabt. Und nun warst du mir noch eine hervorragende Reiseleiterin. Vielleicht kann ich mich mal revanchieren, wenn du nach Deutschland kommst. Details über die letzte Nacht sollten wir dann halt für uns behalten.“
„Je pense à ce sujet.“ Emmanuelle strahlt ihn an. „Da denke ich mal darüber nach. Ich habe schon Lust, auf dein Angebot zurückzukommen. Keine Sorge, ich werde deiner Frau sagen, dass wir uns zufällig beim Velofahren kurz vor Biel getroffen haben und ich dir den Weg nach Bern gezeigt habe. So eine Velotour zu zweit mit einem kundigen Führer ist ja viel angenehmer als alleine in fremder Gegend nach dem Weg zu suchen und sich immer wieder auf irgendwelche Abwege zu verirren. Und du hast mir angeboten, dass du mir in deiner Heimat ebenfalls den Weg zeigen wirst, wenn ich mal zufällig dahin verirre. Das ist ja wohl nachvollziehbar.“
Sie geben sich beide noch ein paar Küsse auf die Wangen, wie es zwischen Vater und Tochter üblich ist. Er wird ihr Wahlvater und sie seine Wahltochter bleiben.
Emmanuelle und Martin trennen sich, die wunderbare Erinnerung bleibt ihnen. Sie besteigt ihr Velo.
„Au revoir ma chérie“, ruft er ihr zum Abschied zu.
Sie will schon losfahren, da steigt sie nochmal von ihrem Velo herunter, kommt zurück, gibt ihm einen richtigen Kuss auf den Mund, drückt ihre Zunge in seinen Mund hinein und vereint ihre mit seiner Zunge, wie zwei Verliebte es miteinander tun.
„Au revoir mon Professeur d‘Amour. Je t’aime. Ton amour est si beau.“ Sie klammert sich an ihm fest. Ihre Augen sind feucht.
„Tu es une femme merveilleuse, ma fille bien-aimée et ma bien-aimée éperdue. Je t’aime.“ Martin drückt sie mit großer Leidenschaft an sich. Sie löst sich. Sie weint.
Martin ist genauso traurig wie sie. Er muss sich von seiner Wahltochter und Schülerin der Liebe trennen. Ob sie ihn tatsächlich besuchen und er sie wiedersehen wird. Er nimmt sie in den Arm und will sie trösten.
Aber sie fährt ihn ganz barsch an: „Es ist unfair, wenn wir nun einfach so auseinandergehen. Ich habe dir so viel von mir erzählt. Von dir weiß ich nur ganz wenig. Eigentlich hast du mir nur die Route erzählt, die du gefahren bist. Von deiner Person, deinen Gedanken und Gefühlen habe ich nur ganz wenig erfahren. Ich bestehe darauf, dass auch du mir deine Geschichte erzählst. Und dann wirst auch du noch einen freien Wunsch von mir erfüllt bekommen. Ist das nicht ein Angebot, das du gerne annehmen wirst?“.
„Du hast Recht“, antwortet Martin. „Mit meinen Gefühlen bin ich immer viel zu zurückhaltend. Ich will dir alles über mich erzählen. Aber dann müssen wir nochmal ein paar Tage ran hängen. Und morgen musst du wieder zur Arbeit“.
„Laissez-nous organiser un rendez-vous“, antwortet sie ihm. „Du fährst jetzt nach Italien. Auf der Rückfahrt wirst du über die Seen der Zentralschweiz fahren, da können wir uns wieder treffen“.
Martin ist sofort Feuer und Flamme und zeigt ihr auf der Karte die von ihm geplante Route. Mit Google Maps und OpenStreetMap hat er sich seine Tour bislang nur grob vorgeplant. Wie er seine E-Bike Tour dann konkret gestalten wird, das wollte er spontan unterwegs entscheiden. Er wollte offen sein für alles, was ihm unterwegs begegnet, ganz nach Lust, Laune, Wetter und vielem anderem mehr. Gut, dass er sich diese Spontaneität bewahrt hat. Jetzt hat er die Freiheit, sich für die Rückfahrt wieder mit Emmanuelle zu verabreden. Jetzt wird seine Route konkreter werden, damit er rechtzeitig zu dem vorgesehen Termin wieder mit ihr zusammen treffen wird.
Sie gehen nun in die Detailplanung. Martin wird heute noch bis Thun radeln. Dann will er zum Lötschberg, mit der Bahn durch den Tunnel fahren und anschließend den Simplonpass überqueren. Dann geht es runter an den Lago
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