E-Bike Tour de Suisse (German Edition)
jetzt schon ein Zimmer in Thun für die kommende Nacht buche.“
„Du hast recht“, antwortet sie, „erst an der Aare entlang bis Bern, dann die Stadtrundfahrt in Bern, dann weiter nach Thun, da hast du heute schon noch eine Strecke von etwa 100 km zu bewältigen. Und da ist nicht alles eben, es geht immer wieder mal bergauf und bergab. Spät am Abend willst du in Thun ja auch nicht mehr an vielen Hotels anklopfen und fragen, ob sie noch etwas frei haben.“
Martin holt sein Smartphone, sucht in Thun ein Zimmer und bucht gleich. Nach dem Frühstück radeln sie los. Es geht wieder zurück nach Nidau, wo die Aare den Bielersee verlässt, dort wieder über den Nidau-Aare-Kanal und dann immer am Bielersee entlang über Ipsach, Lattrigen und Mörigen bis Hagneck.
Bei Hagneck mündet der Aare-Hagneck-Kanal in den Bielersee. An der Einmündung befindet sich ein großes Wasserkraftwerk. Mit ihren Velos müssen sie absteigen, um über die Fußgängerstege die andere Seite des Kanals zu erreichen. Sie machen wie besprochen den Abstecher nach Lüscherz. Kurz zuvor treffen sie auf die schöne Bucht von der Emmanuelle gesprochen hat. Es findet dort gerade wieder ein Pfadfinderlager statt. Es gibt gerade Mittagessen. Sie werden sehr freundlich begrüßt.
„Kennst du die Pfadfindergruppe?“, fragt er Emmanuelle.
„Non, je ne connais pas les éclaireurs“, antwortet sie. „Ich kenne die Pfadfinder nicht. Aber die Leute sind hier immer sehr freundlich. Es ist für sie selbstverständlich, dass sie mit ‚Bonjour‘ oder ‚Grüessech‘ grüßen, je nachdem, welche Sprache einem persönlich näher liegt. Das macht hier jeder so, nicht nur die Pfadfinder.“
Baden am Bielersee bei Lüscherz
Die Bucht hat einen flachen Strand zum Baden, an der Seite liegen Ruderboote, die scheinen wohl den Pfadfindern zu gehören.
„Ich hätte nun Lust zum Schwimmen im Bielersee. Aber unsere spärliche Badebekleidung können wir den kleinen Pfadfinderinnen und Pfadfindern hier nicht zumuten“, lacht Martin.
„Hier, la baignade dans le lac, qui était vraiment génial.“ Emmanuelle erinnert sich mit Freuden. „Gestern das Schwimmen an der Aare in dem kleinen See, das war wirklich toll. Aber du hast recht. Wir haben keine passende Badebekleidung. Ich musste ja gestern große Mühe aufwenden, um dich zum Nacktbaden zu überreden. Gefallen hat es dir dann doch.“
Sie sind sich einig. Sie setzen sich auf eine Bank am See. Martin holt eine Wasserflasche, Käse, Brot und Obst aus seiner Packtasche, und sie machen eine kleine Rast.
„Nous avons aussi de beaux endroits pour nager à Neuchâtel, mais ces plages ne sont pas suffisamment loin de la maison.“ Emmanuelle erklärt ihm warum sie bei den Pfadfindern in den Ferien hier gezeltet haben und nicht in der Nähe ihres Heimatortes. „Von Neuchâtel bis hierher sind es etwas mehr als 20 km. Wenn man in der Gruppe fährt, sind das 2 Stunden bei gemütlicher Fahrt mit dem Velo. Wir haben zwar auch bei Neuchâtel schöne Badeplätze, aber die sind dann nicht weit genug von zuhause weg. Die Jungen und Mädchen müssen schon merken, dass sie nicht mehr daheim sind. Sonst kommen immer wieder Eltern vorbei, um zu sehen, wie es den Kleinen geht. Das stört. Oder einer der Teilnehmer fühlt sich grad nicht wohl oder das Essen schmeckt ihm nicht, dann meint er, er könne kurz bei Mama vorbeigehen und dort etwas essen. Der Abstand zum Elternhaus muss schon so groß sein, dass er für Kinder und Eltern spürbar ist. Da braucht man mindestens 20 km. Wir sagen den Eltern auch immer, dass sie ihre Kinder nicht besuchen sollen. Sonst meinen trotzdem welche, sie müssten mit dem Auto vorbeifahren um zu sehen, ob es den Kleinen gut geht.“
Martin ist neidisch. „Ihr habt schon herrliche Möglichkeiten zum Baden, Zelten und Sport treiben, und das alles ganz in eurer Nähe. Da beneide ich Euch. Wenn wir bei uns mit den Pfadfindern zu einem Badesee fahren wollten, so war das mit dem Rad zu weit. Deswegen haben wir irgendwo auf einer Wiese gezeltet. Bei größeren Lagern haben wir vorher den Bauern gefragt, dem die Wiese gehört. Wenn meine Freunde und ich alleine übers Wochenende losgefahren sind, haben wir manchmal auch irgendwo im Wald wild gezeltet. Wir hatten diese Koten, das sind Rundzelte, in denen man in der Mitte ein Feuer machen und kochen kann. Und wir waren auch so trainiert, dass wir den Platz anschließend so verlassen haben, dass niemand mehr erkennen konnte, dass wir da gezeltet
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