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e-Motion

e-Motion

Titel: e-Motion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Orloff
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ein paar Tropfen und wusch! – Berge von Haaren auf meinem Kopf. Wenn es also nass wurde, ich meine richtig nass, dann sollte es die Sache wenigstens wert sein. Dann sollte ich nackt baden.
    Das Dröhnen in meinem Kopf hatte nachgelassen. Als ich wieder an die Oberfläche kam, um Luft zu holen, fühlte ich mich deutlich frischer. Keine Mordgelüste mehr. Mit einigen kräftigen Armzügen schwamm ich von einem Ende des Pools zum anderen. Ich machte unter Wasser einen Handstand. Und einen Purzelbaum. Ich dachte sogar darüber nach, Michael anzurufen, sobald ich wieder oben in meinem Zimmer war. Und genau in diesem Moment ertönte Barry Gibbs Falsettstimme. „Stayin’ Alive“ schallte durch die Dunkelheit.
    Ich schwamm zurück auf die gegenüber liegende Seite und legte meine Arme auf den Beckenrand. Jetzt, überlagert vom Plätschern des Wasserfalls, konnte ich die Musik kaum noch hören, doch ich war mir sicher, dass sie aus Marias Häuschen kam.
    Ich schwamm in die ruhigere Ecke des Pools. Ganz klar: Discomusik. Auf der High School stand ich auf Led Zeppelin. Ich hätte alles darum gegeben, meine Jungfräulichkeit mit Jimmy Page zu verlieren. Ein bisschen aber war ich auch das zügellose Mädchen aus Manhattan. Ich war ein minderjähriges Clubbing-Kid, das im Studio 54 mit einem Transvestiten gekokst und auf der Bühne des Palladium getanzt hat. Ich zog mir Glitterfummel an, und wilde Locken wie meine galten damals als echter Hauptgewinn. Es war sicherlich nicht meine ruhmreichste Zeit – eingezwängt in hautenges Lycra und ein goldfarbenes Top – aber ich konnte einfach nicht anders. Wenn ich Discomusik höre, muss ich tanzen. Ich tauchte unter Wasser und kam mir vor wie eine Meerjungfrau, wie ich das Haar schwerelos hinter mir herzog, als ich den Pool in der Dunkelheit ein weiteres Mal durchquerte. Als ich aus dem Wasser stieg, fiel mir auf, dass ich ein Handtuch vergessen hatte, und zog mir lediglich den Badeanzug an. Er klebte an meiner feuchten Haut. Mich schüttelnd wie ein nasser Hund lief ich in die Richtung, aus der die Musik kam.
    Marias Häuschen war malerisch. Zugewachsen mit sich an den Wänden hochrankendem Wein und mit dem halben Dutzend Katzen, die sich auf den Gartenmöbeln rekelten, hatte es etwas Anheimelndes. Die gläserne Flügeltür stand offen, und durch die einfachen Gardinen konnte ich Maria tanzen sehen. Bei dem Anblick fühlte ich mich plötzlich wie ein Eindringling und zuckte zurück. Gleichzeitig fiel es mir schwer, die Augen abzuwenden. Maria tanzte nicht bloß. Sie
war
die Musik, wie sie herumwirbelte und sich drehte und ihre Hüfte von einer Seite auf die andere schwang. Sie bewegte sich wie eine professionelle Tänzerin – zumindest jedenfalls wie der beste Transvestit im Studio 54. Geschmeidig, als ob es sie keinerlei Mühe kostete, und ihr Rhythmus stand im perfekten Einklang mit dem Takt.
    Doch es war mehr. Discomusik war in gewisser Hinsicht Sex pur. Ein endloser Cha Cha Cha der späten siebziger, frühen achtziger Jahre, und ihre Bewegungen umschlossen das pulsierende Bumm, Bumm, Bumm der Hintergrundtakte. Ich konnte nicht anders, als ihr zuzusehen – und eifersüchtig zu werden. Sie konnte auf eine Art tanzen und ihren Körper in Bewegung bringen, von dem andere, die sie beobachtet hätten, nur zu träumen vermochten, es ihr irgendwann gleichzutun, ohne es jemals zu schaffen. Zum Teufel … ihr lag das
Dance fever
im Blut.
    Den Mund wieder schließend, der mir die ganze Zeit in meiner Sprachlosigkeit offen gestanden hatte, machte ich, ohne sie aus den Augen zu lassen, ein paar Schritte rückwärts. Dabei stolperte ich über Roland Riggs.
    Ich war zu erschrocken, um zu schreien. Stattdessen atmete ich einmal tief durch und versuchte, mich zu sammeln.
    „Himmel, Roland, was um alles in der Welt tun Sie denn hier?“ flüsterte ich.
    „Sie ist wunderschön, nicht wahr?“ sagte Roland, rückte sich auf dem Rasen wieder zurecht, die Beine im Schneidersitz verschränkt, und sah ihr weiter gebannt beim Tanzen zu, als wäre ich ihm soeben nicht fast auf den Schoß gefallen und hätte ihn bei seinen Träumereien gestört.
    „Ist das nicht ein bisschen krank, wie Sie sie hier durch die Gardinen anstarren? Lassen Sie uns reingehen.“
    „Ich kann nicht.“
    „Was soll das heißen, Sie können nicht?“
    „Das mache ich jeden Abend um diese Zeit. Sie tanzt, und ich traue mich nicht, anzuklopfen.“
    „Sie ist eine begnadete Tänzerin, und ich bin mir sicher, sie würde

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