Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
e-Motion

e-Motion

Titel: e-Motion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Orloff
Vom Netzwerk:
der Hand fiel und er „Verdammtes Mistding!“ fluchte. Dann kam: „Cassie, bist du noch dran?“
    „Ich wollte nicht, dass dir meinetwegen das Telefon runterfällt. Ist es so schrecklich, von mir zu hören?“
    „Ja … ich meine, nein.“ Er klang ein wenig heiser. Als ob er getrunken hätte.
    „Na, harte Nacht hinter dir?“
    „Ich wünschte, das wäre der Grund.“
    „Du solltest besser aufhören, all die jungen Frauen im heiratsfähigen Alter zu umwerben.“
    „Wenn es das wenigstens wäre.“
    „Interessant! Du gibst vor, dich nach mir zu verzehren, doch alles, was du willst, ist ein süßer junger Arsch für dich allein.“
    „Was ich wirklich will, bist du, Cassie.“
    „Bitte, Michael. Nicht schon wieder die Leier. Wir haben uns noch immer nicht getroffen.“
    „Warum hast du dann angerufen?“
    „Ich habe dich vermisst.“
    „Wirklich?“
    Ich saß, eingehüllt in meinen dünnen Bademantel, die Haut nach dem Schwimmen beinahe trocken, das Haar noch feucht, auf meinem Bett und überlegte einen Moment. Ja, ich hatte ihn vermisst. Seine Stimme, mit ihm reden zu können.
    „Doch, mehr oder weniger. Ich vermisse den alten Michael. Deinen Zwilling. Der Michael, den ich bis vor kurzem gekannt hatte, bevor er auf die unsinnige Idee kam, dass wir uns treffen sollten.“
    „Ist das wirklich so unsinnig? Cassie, Liebe meines Lebens, was ich einfach nicht begreifen kann, ist, dass du glaubst, unsere Begegnung würde alles zerstören.“
    „Habe ich dir je die Geschichte meiner ersten Ehe erzählt?“
    „Nein.“
    „Es reicht vielleicht zu sagen, Michael, dass ich für die Gefangenschaft nicht gemacht bin. Ich habe mich dezidiert für etwas anderes entschieden … Und was glaubst du wohl, wie ich im Alltag bin?“
    „Schwierig.“
    „Genau.“
    „Launisch.“
    „Ja.“
    „Maulfaul.“
    „Manchmal.“
    „Feindselig.“
    „Mach nur weiter.“
    „Besessen.“
    „Ja, das auch.“
    „Schlampig.“
    „Dann habe ich dir von meinem Bad offensichtlich schon erzählt. Meine letzte Putzfrau war eine liebenswürdige Frau aus Guatemala, die nach dem ersten Tag mit meinen modrigen Armaturen gekündigt hat.“
    „Du bist einfach zu schlau für die profanen Dinge des Alltags.“
    „Ja, das habe ich auch schon gedacht. Aber mal im Ernst, Michael, lass uns die Geschichte doch einmal logisch betrachten. Du behauptest, dass du mich sehen willst. Du nimmst das L-Wort in den Mund, wenn du von mir sprichst, und du kannst eine bemerkenswerte Liste meiner größten Macken herunterrattern. Enorme Macken. Fatale Macken sogar. Ich bin wohl kaum die Art Frau, die du gern deiner Mutter vorstellen würdest.“
    „Meine Mutter ist tot.“
    „Tut mir Leid.“
    „Es ist schon Jahre her. Und du hast mal wieder absolut Recht – was, wenn ich das hinzufügen darf, ein weiterer Grund ist, warum ich dich so bewundere –, sie hätte auf gar keinen Fall mit dir umgehen können. Eine Yankee-Braut
und
eine Zicke. Obwohl das vielleicht ja auch Hand in Hand geht.“
    „Oh, sicher, lass uns ein paar Yankee-Witze reißen.“
    „Cassie …“ Seine Stimme wurde weicher. „Hast du dich in diesen mysteriösen Autor verliebt?“
    „Nein, aber ich werde mit ihm tanzen müssen.“
    „Was?“ In seiner Stimme lag eine Spur Wut.
    „Lange Geschichte.“
    „Na dann, ich höre zu. Du hast mich hier brutalst aus dem Schlaf gerissen, und das nach einem Abend, der nichts anderes als grauenhaft war, also kannst du mir die lange Geschichte sehr wohl erzählen. Tanzen? Wie tanzen? Was kommt danach, Cassie? Nur ein kurzer Tango – aber wir wissen wohl alle, was man sich über den Tango erzählt …“
    „Es handelt sich eher um Disco.“
    „Eine Discothek? Welche Art von Arbeitsverhältnis unterhaltet ihr eigentlich genau?“
    „Eine mindestens so komplexe wie wir, Michael, wenn du es genau wissen willst. Und wir gehen nicht in eine Disco … es würde wirklich eine Woche dauern, dir das zu erklären.“
    „Schläfst du mit ihm?“
    Ich lachte laut los, wenngleich das, was mir entfuhr, sich eher wie dummes Gegacker anhörte, oder wie Geheul.
    „Was ist daran so komisch?“
    „Michael … ich habe den Eindruck, dass der Schnaps von letzter Nacht dir ein paar Gehirnzellen zu viel weggebrannt hat.“
    „Ich habe seit zwei Jahren keine Frau mehr berührt.“
    Diese Bemerkung hing – über den Atlantik hinweg – lange zwischen uns.
    „Habe ich wirklich nicht. Und selbst das war … nun, sie war einfach nicht du.“
    Michael Pearton

Weitere Kostenlose Bücher