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Kühlschrank. Das war ein Fehler. Wie können Leute nur glauben, etwas, das ungefähr so dickflüssig ist wie Sperma, könnte einen Kater vertreiben?
„Eine Cola. Alles, was ich will, ist eine Cola.“
Zum Glück holte er nun eine der klassischen roten Dosen aus dem Kühlschrank, die ich sofort mit der gleichen Selbstvergessenheit öffnete und in mich hineinschüttete, wie ein Pirat es mit einem Glas Rum täte. Das Telefon klingelte. Sein Läuten malträtierte meinen Kopf wie spitze Stiche, und ich trank noch mehr Cola. Auf Rolands Gesicht spiegelte sich wie schon beim ersten Mal dieser eigentümliche Ausdruck eines Mannes wider, der nie angerufen wird.
„Hallo?“ sagte er zögernd in den Apparat. „Einen Moment bitte …“ Er hielt mir den Hörer hin.
Es war schon nicht mehr ganz so viel Rattenhaar in meinem Mund, und ich fand meine Stimme wieder.
„Hallo?“
„Cassie, legen Sie bitte nicht auf.“
Es war Donald Seale.
„Woher haben Sie diese Nummer?“
„Ich bin ein Klatschblattreporter.“
„Stimmt, tut mir Leid, ich hatte vergessen, dass ich es mit Abschaum zu tun habe.“
„Hören Sie, ich muss Sie sehen. Und zwar heute. Jetzt.
Pronto
. Es gibt da einen neuen Störfaktor am Horizont von Roland Riggs, und wenn Sie sich wirklich um den alten Knaben sorgen, dann sollten Sie sich besser auf den Weg zu meinem Hotel machen. Zimmer 872. Ernsthaft. Ich scherze nicht.“
Ich legte auf und sah Roland an. Selbst meine Augen taten mir weh. „Ich muss mich mit jemandem treffen. Lange Geschichte. Und vorher muss ich duschen … Ich nehme an, Sie haben nicht noch so eine Dose da drin versteckt, oder?“
Ernsthaft besorgt holte Roland eine weitere Cola aus dem Kühlschrank und gab sie mir. Die halb ausgetrunkene hielt ich in der rechten Hand, und mit der linken nahm ich die neue und drückte sie mir gegen die Stirn. Darauf stolperte ich zurück nach oben und direkt ins Bad. Normalerweise bin ich ein Fan von heißem, dampfendem, stundenlangem Duschen, an diesem Tag aber drehte ich den Kaltwasserhahn auf und litt.
Wach auf, Cassie!
Angesichts der Tatsache, dass ich das letzte Mal, als ich Donald Seale von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden habe, ebenfalls schwer angeschlagen war, kam ich zu dem Schluss, dass er irgendwas mit meinem Zustand zu tun haben musste. Darauf hasste ich ihn noch mehr.
Außerdem erinnerte ich mich daran, wie ich ihm zum Abschied meinen Hintern gezeigt hatte. Um mich selbst vor der Wiederholung einer solchen Dummheit zu schützen, entschied ich mich für den cremefarbenen knappen Satinslip und khakifarbene Shorts, dazu trug ich eins der nagelneuen T-Shirts von Ann Taylor und Riemchensandaletten. Danach putzte ich mir dreimal hintereinander die Zähne, um auch das letzte Rattenhaar aus meinem Mund zu bürsten, und stellte mich der Hitze des Tages. In dem gleißenden Licht füllten sich meine Augen sofort mit Tränen, und wie ein Geschöpf der Nacht, das sich vor der Helligkeit zu schützen sucht, setzte ich schnell meine Ray-Ban-Sonnenbrille auf.
Die Coladose in einer Hand, und den CD-Player
leise
angestellt, fuhr ich in meinem Bananenmobil Richtung Donalds Hotel. Problemlos fand ich sein Zimmer und klopfte an die Tür.
„Cassie …“ Er zeigte mir sein 1000-Watt-Grinsen. „Kommen Sie rein.“
Ich verkniff mir ein Lächeln und setzte mich auf das Bett.
„Wissen Sie … ich sollte Ihnen das nicht sagen, aber ich mag Sie.“
Ich rollte mit den Augen, was er jedoch wegen der Ray Bans nicht sehen konnte, also zog ich die dunkle Brille etwas herunter und rollte noch mal mit den Augen.
„Doch. Wirklich. Ich mag Sie. Also tue ich Ihnen einen Gefallen. Hören Sie … die Zeitschrift, für die ich arbeite, gehört Gordon Roth. Und ihm gehört auch die Filmproduktion, die
Hollywood, now
macht.“
„Ich sehe nicht fern. Ist das eine von diesen billigen Shows?“
„So könnte man es vielleicht nennen, aber es ist gleichzeitig auch eine der beliebtesten Sendungen aus der Welt der Schönen und Berühmten. Sie zeigen Berichte über Filmschauspieler, Musikkonzerte … und Schriftsteller, wenn ihr Name groß genug ist oder ihm ein Skandal anhängt.“
„Ich verstehe“, sagte ich vorsichtig.
„Nun … Für heute planen sie die Ausstrahlung einer Sendung – über Roland. Oder besser, über seine Frau.“
„Seine Frau ist tot.“
„Ja, aber zu ihrer Zeit war sie sehr bekannt, und Roland bleibt ein Mysterium. Und sie haben da jemanden aufgetan, einen alten Mann, der
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