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starrten mich an.
„Wie ihr hier durch dieses Haus voller Gespenster schwebt, euch beide wollt, ohne einmal den Schnabel aufzumachen. Sie …“, ich zeigte auf Roland, „… leben immer noch in dem Garten in Maine und können ihn einfach nicht loslassen. Und Sie …“, mein Finger deutete auf Maria, „… kümmern sich um jede Kreatur unter der Sonne, nur nicht um Ihr eigenes Herz. Zum Teufel noch mal, ihr müsst wieder anfangen zu leben. Das geht schon in Ordnung, müsst ihr wissen. Ihr könnt euch getrost dem Rest der Lebenden und atmenden Seelen anschließen.“
„Wie können Sie es wagen!“ sagte Maria. „Sie haben ja keine Ahnung …“
„Und ob ich die habe. Sie müssen wissen, Lady, dieser Mann hier hasst scharfes Essen, er reagiert allergisch auf jede einzelne Ihrer Katzen, und er ist auch kein ausgesprochener Freund von Hasenköddeln auf Teppichen. Aber er liebt Sie, und um nichts anderes ging es bei unserer flotten Tanzeinlage. Er wollte es Ihnen beweisen, indem er auf
meinen
Füßen herumtrampelte und mich auf den Boden fallen ließ. Ich habe ihm Unterricht gegeben, Maria. Für Sie. Das ist alles.“
Roland stimmte meinen Worten eifrig nickend zu.
„Und Roland …“ Ich sah wieder zu ihm. „Ich bin durch mit der Sache. Reden Sie mit ihr. Sagen Sie ihr, was Sie zu sagen haben. Und wenn Sie mir ein Manuskript geben wollen, schön. Wenn nicht, ist es auch egal, denn ich verschwinde morgen so oder so von hier. Ich habe wirklich genug von dieser Insel. Und jetzt …“, ich massierte mir den Nacken, „… muss ich mich um meinen verrenkten Hals kümmern.“
Ich stürmte zurück zum Haus. Meine Zähne klapperten. Nach solchen Temperamentsausbrüchen dreht mein Kreislauf immer ziemlich durch. Erst werde ich rot und spüre eine Erleichterung, aber mit abnehmender Anspannung werden mir auch Endorphine ins Blut gepumpt, die mich wiederum zum Zittern bringen. Ich atmete tief durch und versuchte, mich zu beruhigen.
Als ich bei der Terrasse ankam, drehte ich mich um. Durch die Vorhänge sah ich sie tanzen. Ganz langsam, Wange an Wange. Sie hatte sich eng an ihn geschmiegt, ihren Kopf an seiner Brust, und er streichelte ihr übers Haar. Sie bewegten sich, als wären sie eins, im Takt zu einer Musik, die ich aus dieser Entfernung nicht mehr hören konnte. Roland machte die Rückenbeuge mit ihr – ohne sie fallen zu lassen. Es war eine verführerische und geschmeidige Figur, sexy. Vielleicht hatten ihre Gespenster entschieden, sie endlich leben zu lassen.
28. KAPITEL
A m nächsten Tag war alles wie immer … und doch war nichts mehr so wie zuvor. Es war, als hätte die Sonne sich plötzlich entschieden, im Westen aufzugehen. Die Welt hatte sich um 180 Grad gedreht, und dennoch war es dieselbe Sonne, die heiß und strahlend auf den Golf von Mexiko brannte.
Maria bereitete wieder ein Frühstück vor, dass jeden Sterblichen umbringen würde. Diesmal gab es glibberige Spiegeleier
ohne
scharfe Soße. Sicher, ich hatte ihr in der vergangenen Nacht gesagt, dass Roland ihre Tränen treibenden Gewürze nicht mochte, aber ich hatte den Eindruck, dass sie jetzt, ohne die scharfen Sachen, erst recht nichts Genießbares zustande brachte. Sie selbst schien es nicht zu merken. Ebenso wenig wie er. Lächelnd servierte sie uns die Mahlzeit, benommen im Liebestaumel mit Roland Riggs. Bei Roland war es noch viel schlimmer. Zuerst begrüßte er mich mit einer innigen Umarmung, und dann nahm er eins der Kaninchen auf den Arm und küsste es auf sein zitterndes Näschen.
Während ich die Eier hinunterwürgte, fragte ich ihn, besser, konstatierte ich, was wir beide schon wussten: „Ich werde kein neues Buch bekommen, habe ich Recht?“
Roland blickte nachdenklich auf seine Gabel. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals wieder ein Wort zu Papier bringe.“
„Noch nicht mal als die ‚Königin der selbstlosen Liebe‘?“
Er ließ ein Stück Ei wieder auf den Teller fallen und sah mich an. „Keine Liebesromane mehr, obwohl sie mir einen Lebensstandard ermöglichten, an den ich mich gewöhnt habe.“
„Also? Was kommt als Nächstes?“
„Als Nächstes?“ Er blickte hinüber in die Küche, wo Maria mit ihren Kartoffelbonsais beschäftigt war. „Die Zukunft ist ein einziges großes Rätsel, Cassie, aber wenn ich das erst mal gelöst habe, werden Sie die Erste sein, die es erfährt. Das noch größere Rätsel ist allerdings, was Ihr nächster Schritt sein wird.“
„Meiner?“
„Mit Michael
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