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e-Motion

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Titel: e-Motion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Orloff
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er sie genauso liebt.“
    Sicher tut er das, dachte ich und bückte mich, um eine der Getigerten zu streicheln.
    „Und Sie kümmern sich hervorragend um Mr. Riggs. Ich habe es neulich Nacht ja mitbekommen … viel besser, als ich es je gekonnt hätte. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.“
    „Er braucht mich. Nach all den Jahren. Da bin ich mir sicher. Und es ist mein Geschenk an ihn.“
    „Ist das alles?“
    „Was? Mein Geschenk? Was meinen Sie?“ fragte sie und füllte eine weitere Schaufel mit Futter, während die Katzen miauend um ihre Beine strichen.
    „Ich meine, bleiben Sie, weil er Sie braucht? Oder gefällt es Ihnen hier? Bleiben Sie wegen der Katzen? Oder warum? Ich bin mir sicher, Sie könnten auch einen anderen Job finden. Sie könnten woanders hingehen. Ihr Glück in einer großen Stadt suchen. Die Insel verlassen.“
    „Er ist mein Baby. Sie haben ihn letzte Nacht selbst gesehen … Er ist manchmal so. Inzwischen seltener. Als ich hier anfing, hatte er das fast jede Nacht. Ohne mich würde er verrückt werden. Er würde einfach … verschwinden. Und wer sollte für ihn kochen? Wer würde sich um den Garten kümmern? Für mich ist das hier … mein Zuhause. Mein wahres Zuhause.“
    „Wäre es Ihnen nicht lieber, sich nicht um alles sorgen zu müssen? Und vielleicht sogar jemanden zu haben, der sich zur Abwechslung mal um
Sie
sorgt?“
    Sie hielt, die kleine Schaufel halb voll, einen Moment inne. Zwei Falten zeichneten sich zwischen ihren Brauen ab.
    „Seitdem ich ein kleines Mädchen war, arbeitete ich auf dem Feld. Meine Familie zog von Farm zu Farm. Ich ging nicht in die Schule. Stattdessen habe ich mich um meine Geschwister gekümmert. Ich tue diese Dinge nicht einfach nur. Es ist nicht, dass ich ein Haus putze oder koche und dafür bezahlt werde. Es ist meine Art zu sein. Als ich hier ankam, gab es noch keinen Garten. Es war alles bloß voller Sand. Stück für Stück habe ich daran gearbeitet, es in ein Paradies zu verwandeln. Ich spreche zu den Pflanzen und erkläre ihnen, dass sie hier glücklich werden. Das ist hier ein kleiner Teil vom Himmel.“
    „Aber wie halten Sie es mit dem Ausgehen? Jemanden kennen lernen? Wollen Sie nicht selbst eine Familie gründen und ein eigenes Haus haben?“
    „Das ist mein eigenes Haus.“ Plötzlich riss sie die Augen weit auf. „Verraten Sie das bloß Mr. Riggs nicht. Das ist so was wie mein privates Spiel, so zu tun, als wenn ich die Dame des Hauses wäre. Ich war schon einmal verheiratet. Mit einem attraktiven Mann, der so viel mehr wusste als ich oder meine Familie. So habe ich Mr. Riggs ja kennen gelernt.“
    „Ach wirklich? Ich glaube, ich habe Sie nie danach gefragt … Möchten Sie, dass ich Ihnen helfe?“
    „Nein, ich mache das gern.“
    „Erzählen Sie mir doch davon.“
    „Ich war mit meinem Mann in den Ferien hier. Er wollte fischen gehen. Also sind wir von Dallas runtergekommen. Sehen Sie, ich habe schon mal in einer großen Stadt gelebt. So toll sind die nicht.“ Sie wuchtete sich den Sack von der Hüfte, nahm eine pummelige schwarze Katze auf den Arm und rieb ihr Gesicht an dem des Tieres.
    „Mein Mann war … oh, als ich ihn kennen lernte, hat er meiner Familie eine Menge Dinge geschenkt. Einen Fernseher. Und einen Gebrauchtwagen. Und er … wie sagt man doch gleich?
Pro bono
. Er war Anwalt, und er hat sich um unsere Einbürgerung bemüht.“
    „Haben Sie ihn geliebt?“
    „Ich dachte ja. Aber später habe ich gemerkt, dass ich ihn lieben wollte, um meiner Familie eine gute Tochter zu sein. Damit das Leben für sie weniger hart wurde.“ Sie drückte die Katze enger an sich. „Aber damit wurde mein Leben umso härter. Er hat angefangen, mich zu schlagen. Immer wenn sich mal ein anderer Mann nach mir umgedreht hat, hat er gesagt, es sei meine Schuld. Ich glaube, ich kann keine Kinder mehr kriegen. Mit der Faust hat er mir in den Bauch geschlagen. Sehr hart. Aber nie ins Gesicht. Das sollte schön bleiben, damit er vor seinen Freunden mit seiner Frau angeben konnte, wenn sie zu Besuch kamen.“
    „Aber ich dachte, er konnte es nicht ertragen, wenn andere Männer Sie ansahen.“
    Sie nickte.
    „Oh weh, das sieht verdammt nach einer beschissenen Loose-Loose-Situation aus.“
    Maria sah mich an. Es war inzwischen fast dunkel geworden. „Das heißt, egal, was Sie tun, Sie können nicht gewinnen“, erklärte ich ihr ungefragt.
    „Ja, genau, Loose-Loose, das war es. Nur verlieren, nie gewinnen. Kein Glück, keine Kinder,

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