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e-Motion

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Titel: e-Motion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Orloff
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dann auch, und wir machten weiter mit unserem Hustle. „Noch eine Rückenbeuge?“ Außer Rand und Band lachte er, Roland Riggs, der Pulitzer-Preisträger, mich unversonnen an, als ob er gerade beweisen würde, was mit
Saturday Night Fever
inklusive des Hüftschwungs eigentlich gemeint war. Ich war drauf und dran, ihm ein weißes Polyestershirt zu besorgen.
    „Gute Güte, Roland!“ Selbst die Kaninchen, die sich neben der Couch ausgestreckt hatten, schienen beeindruckt den Kopf zu heben. Ich stellte mir vor, wie Roland und Maria die Nächte durchtanzen würden, dabei vielleicht sogar ihre Vergangenheit vergessend, und wie seine Hände in Nullkommanichts über die Tasten sausten, um mich mit einem neuen Manuskript zu belohnen.
    Kaum hatte ich mich versehen, warf er mich schon wieder über seinen Arm, bis er mich, plötzlich und unerwartet, mit einem Rums fallen ließ.
    „Himmelherrgott, Roland! Was sollte denn das jetzt?“
    Stocksteif stand er einfach da. Wie versteinert. Von meiner unbequemen Position auf dem Fußboden drehte ich meinen Kopf unter Schmerzen so langsam wie möglich, und plötzlich gefror auch mir das Blut in den Adern: Im Flur zur Küche stand Maria.
    „Ich habe vergessen, Julio zu füttern.“
    Ich sah Roland an und echote: „Julio?“
    „Eine streunende Katze, die ab und an zu Besuch kommt“, wisperte er kaum hörbar.
    Marias Augen füllten sich mit Tränen des Verrats, und Rolands mit Tränen des Schmerzes darüber, was nun so missraten und daneben war wie unsere letzte Rückenbeuge.
    „Ich kann es erklären“, sagte er.
    „Machen Sie sich keine Mühe, Mr. Riggs. Ich brauche keine warmen Worte von Ihnen. Sie schulden mir nichts.“ Darauf drehte sie sich auf dem Absatz um und lief aus dem Haus.
    Riggs schien völlig vergessen zu haben, dass ich auch noch da war.
    „Roland, könnten Sie mir bitte aufhelfen?“
    „Ich habe es gewusst“, flüsterte er und streckte mir eine Hand hin. „Ich bin verflucht.“
    „Ich höre wohl nicht richtig. Verflucht?“
    „Ja, das bin ich.“
    „Gehen Sie hinter ihr her.“
    „Wie bitte? Nach allem, was eben passiert ist?“
    „Bei all Ihrem Gequatsche über die Liebe haben Sie ja genauso viel Schiss vor einer Zurückweisung wie ein sechzehnjähriger, pickelgesichtiger Streber vor dem Abschlussball auf der High School. Gehen Sie hinter ihr her“, beharrte ich. „Gehen Sie ihr hinterher und fordern Sie sie zum Tanz auf. Damit sie sieht, dass das alles ihretwegen war.“
    Seinem zerrütteten Gesichtsausdruck war abzulesen, dass er sich keinen Schritt von der Stelle bewegen würde. Also packte ich ihn am Arm. „Ich brauche ein Buch von Ihnen, und das ist der einzige Weg, damit ich es bekomme … Lektorin, Krankenschwester, Partnervermittlerin, Psychiaterin – wie viele scheiß Häubchen haben Sie eigentlich noch, die ich mir aufsetzen soll?“
    Ich zerrte an seinem türkisfarbenen Hawaiihemd, und ihn halb ziehend, halb schiebend schafften wir den Weg bis zu Marias Cottage.
    „Maria!“ brüllte ich. „Maria! Hören Sie, ich brauche nur fünf Minuten von Ihrer Zeit, dann verschwinde ich wieder. Früher oder später kommen Sie sowieso wieder raus, wenn Sie morgen die Katzen füttern. Aber ich bin wirklich saumüde, und es wäre mir lieber, ich müsste nicht die ganze Nacht vor Ihrer Tür stehen und warten.“
    Sie antwortete nicht sofort, aber ich spürte, dass sie uns hinter den Gardinen beobachtete. Wenn ich mich nicht täuschte, hantierte sie auch an den Schlössern.
    Als die Tür sich schließlich öffnete, war ich mal wieder überrascht, wie engelsgleich sie aussah. Sie hatte ein langes weißes T-Shirt an, und statt das Haar in einem Zopf zu bändigen, trug sie es offen, und es umspielte voll und wellig ihr Gesicht. Ihre Augen waren vom Weinen ein bisschen geschwollen, aber im Mondlicht wirkte ihre Haut weich und strahlend.
    „Sagen Sie es ihr, Roland.“ Ich drehte mich zu ihm.
    Er stand reglos da, seine Lippen bewegten sich, aber er brachte keinen Ton heraus.
    „Nun sagen Sie es ihr schon!“ Ich boxte ihm mit dem Ellbogen in die Seite.
    „Maria, ich … ich wollte für dich tanzen lernen.“
    „Bitte“, sie machte eine wegwerfende Handbewegung, „keine Lügen. Ich werde morgen früh gehen. Ich möchte der neuen … Dame des Hauses nicht im Weg stehen.“
    „Ihr zwei macht mich noch mal total verrückt!“ schrie ich. Nun war mir doch der Geduldsfaden gerissen. Maria blinzelte zweimal, als ob ich sie verbal geohrfeigt hätte. Beide

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