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Éanna - Ein neuer Anfang

Éanna - Ein neuer Anfang

Titel: Éanna - Ein neuer Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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ihrenRunnern für jeden Einwanderer, der sich bei ihnen einmietete, ein lukratives Kopfgeld zahlten.
    Häufig kamen die Schleppersogar aus demselben Land wie diejenigen, die sie so rücksichtslos übers Ohr hauten und in überteuerte Tavernen, Pensionen und baufällige Mietskasernen lockten.
    Und das Geschäft lief gut in diesen Tagen in New York, denn täglich erreichten neue Schiffe mit Hunderten von Einwanderern an Bord die Stadt. Vielen von ihnen blieb gar nichts anderes übrig, als sich auf die zweifelhaften Dienste der Schlepper einzulassen, denn kaum einer hatte Verwandte oder Freunde vor Ort, die seine Ankunft erwarteten, ihm bei der Suche nach einer ersten Bleibe behilflich waren und ihn vor Betrügern warnen konnten.
    Zwar gab es auch anständige Helfer – meist landsmännische Vereinigungen wie die irische Friendly Sons of St. Patrick , die schottische St. Andrew’s Society und die deutsche German Society –, die versuchten, sich ihrer Landsleute, so gut es ging, anzunehmen. Doch angesichts des beständigen Stroms der täglich neu eintreffenden Einwanderer aus der ganzen Welt blieb ihre Hilfe bescheiden.
    Längst waren die Runner auf das große Auswandererschiff aufmerksam geworden, das unter amerikanischer Flagge in die Bucht gesegelt war und nun auf der Höhe der Oliver Street am Kai anlegte. Und so stürmte, als die Gangway herabgelassen wurde, eine gute Hundertschaft von ihnen das Schiff wie ein zu allem entschlossenes Enterkommando und fiel über die Einwanderer her. Jeder von ihnen versicherte seinen Opfern mit einschmeichelnden Worten und im vertrauenerweckenden heimischen Dialekt, nur er allein wäre von redlichem Charakter. Im Gegensatz zu all den anderen Halunken werde er ihr Gepäck, das bei vielen Zwischendeckspassagieren aus Koffern, Kisten und Säcken bestand, zu einem anständigen Preis tragen und sie zu einer guten und preiswerten Unterkunft für die ersten Tage führen.
    Dabei arbeiteten oft zwei Schlepper Hand in Hand, während sie den nichts ahnenden Einwanderern gegenüber so taten, als würden sie miteinander konkurrieren. Ehepaare mit Kindern sprachen sie besonders gern an. Und während der eine sich rasch ein Gepäckstück griff und damit forsch von Bord marschierte, hievte sich sein Komplize ein anderes auf die Schulter, obwohl die Familie mit einem einzigen Träger gut ausgekommen wäre.
    Völlig überrumpelt blieb den Unglücklichen nun nichts anderes mehr übrig, als sich geschlagen zu geben und zweimal einen völlig überteuerten Lohn zu zahlen. Und damit gehörten sie trotz finanziellem Aderlass noch zu den Glücklicheren. Denn nicht selten bekamen die Einwanderer es tatsächlich mit zwei konkurrierenden Schleppern zu tun. Und wenn dann der eine mit einem Koffer in die eine Richtung davoneilte und der andere, beladen mit einer Kiste, in die entgegengesetzte Richtung lief, blieb den Einwanderern in dem Menschengewimmel um sie herum meist nichts anderes übrig, als sich mit knirschenden Zähnen für einen der beiden Runner zu entscheiden, ihm so schnell wie möglich zu folgen und das andere Gepäckstück aufzugeben.
    Éanna, Brendan und Emily hatten allerdings Glück im Unglück. Wie die wenigen anderen Schiffbrüchigen, die von der Boston Glory gerettet worden waren, hatten sie von den Schleppern nichts zu befürchten. Denn mit der Metoka war bis auf ein leichtes Notgepäck all ihr Hab und Gut, das sie in Dublin an Bord gebracht hatten, untergegangen.
    »Sehen wir zu, dass wir so schnell wie möglich aus diesem Tumult heraus- und an Land kommen!«, schlug Brendan vor, nachdem die drei sprachlos den Ansturm der Schlepper auf das Schiff verfolgt hatten. »Tom hat von einem Seemann die Adresse eines anständigen Logierhauses bekommen, wo wir erst einmal ein paar Tage bleiben können.«
    Tom Mahony, ein robuster Bursche mit einem kantigen Gesicht, der aus derselben Provinz stammte wie Brendan und mit dem er sich in den letzten Tagen angefreundet hatte, nickte nachdrücklich. »Ich sage euch, dieser Tipp ist bares Geld wert! Das Logierhaus Emerald Isle soll nur ein paar Straßen vom Hafen entfernt in der Division Street liegen.«
    Emily zuckte die Achseln. »Ansehen können wir es uns ja mal. Und wenn es doch nichts taugt, haben wir bis Einbruch der Dunkelheit immer noch genug Zeit, uns nach einer anderen Bleibe umzusehen.«
    »Dann nichts wie los!«, drängte Brendan.
    Sie begannen, sich einen Weg durch das wüste Gedränge auf Deck zur Gangway zu bahnen. Doch plötzlich blieb

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