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Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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»Also gut, ich werde zu Ebenezer Lahiffe gehen und mit ihm reden.« Sie dankte Neill für seinen Zuspruch und den Rat.
    »Ihr werdet bestimmt heute schon mit einem Karren losziehen, Miss Sullivan!«, gab er ihr mit der ihm eigenen unverwüstlichen Zuversicht mit auf den Weg. »Und mich würde es nicht wundern, wenn Ihr schon nach kurzer Zeit mit Eurem Erfolg alle anderen Tugger von Dublin in den Schatten stellt!«
    Sie musste über seine maßlose Übertreibung lachen. Aber es machte ihr doch das Herz ein wenig leichter, dass er solch großes Vertrauen in sie setzte. Schon etwas froher gestimmt, verabschiedete sie sich von ihm.
    Wenig später erreichte sie den großen, lang gestreckten Platz von New Market. Den Laden von Ebenezer Lahiffe hatte sie schnell gefunden. Bei dem Altkleiderladen handelte es sich jedoch nicht um ein richtiges Geschäft im Erdgeschoss eines Wohnhauses, sondern um eine recht primitive, wenn auch geräumige Bretterbude. Sie war mit Kleidung und Lumpen aller Art bis unter die Decke vollgestopft.
    Der Händler war ein Bär von einem Mann und hatte das breite Kreuz der Lastenträger im Hafen. Er trug den typisch irischen Schwarzrock und sein wild wuchernder Vollbart reichte ihm wie eine dunkle Wollmatte bis auf die Mitte der Brust. Als Éanna zu ihm trat, war er gerade damit beschäftigt, alte Schuhe und Stiefel mit löchrigen Sohlen und Rissen als Paar zusammenzubinden und über eine Stange zu hängen.
    Mit vor der Brust gekreuzten Armen hörte er sich an, was sie zu ihm führte. Sein Blick war eindringlich, aber nicht unfreundlich.
    »So, dein Name ist also Éanna Sullivan und du möchtest für mich als Tugger arbeiten«, fasste er zusammen. »Nun, das lässt sich machen. Ich habe noch zwei Karren, für die mir tüchtige Tugger fehlen. Gib mir drei Shilling und du kannst zeigen, was in dir steckt.«
    »Drei Shilling?«, stieß sie bestürzt hervor. »Aber davon hat Neill Duffy überhaupt nichts gesagt! So viel Geld habe ich nicht, Mister Lahiffe!«
    Überrascht hoben sich seine buschigen Augenbrauen. »Neill hat dich zu mir geschickt?«
    Sie nickte. »Ja, das hat er. Aber dass es mich drei Shilling kostet, um bei Euch anfangen zu können, das hat er mit keinem Wort erwähnt.«
    »Die behalte ich ja auch nicht ein, sondern sind nur Kaution für den Karren, den ich meinen Tuggern stelle«, erklärte er. »Wenn sich nach einer Woche herausgestellt hat, ob du für die Arbeit taugst oder nicht, bekommst du das Geld zurück.«
    Sie ließ den Kopf hängen. »Das hilft mir aber jetzt nicht.«
    »Wie viel kannst du denn als Kaution zahlen?«
    »Zwei Shilling und neun Pence sind alles, was ich habe«, murmelte sie niedergeschlagen, zog die Münzen aus ihrer Manteltasche und hielt ihm ihr ganzes Hab und Gut hin.
    »Dann will ich mich bei dir mit nur zwei Shilling begnügen, weil Neill dich geschickt hat«, sagte er wohlwollend und nahm die beiden Shillingstücke aus ihrer ausgestreckten Hand. »Der Junge hat ein gutes Auge für Menschen.«
    Éannas Gesicht hellte sich auf. »Danke, Mister Lahiffe! Ich werde Euch bestimmt nicht enttäuschen!« In Gedanken schickte sie ein Stoßgebet gen Himmel, dass es auch wirklich so sein würde.
    Lahiffe holte aus der Tiefe seines Bretterschuppens einen klobigen, zweirädrigen Karren, der mit seinen hohen Bretterwänden an allen vier Seiten und mit den beiden Haltestangen wie eine unförmige Schubkarre aussah. An jeder Außenwand stand in verblasster weißer Farbe die Aufschrift Ebenezer Lahiffe’s Waste Salvage sowie die Nummer 9.
    »So, das ist jetzt dein Wagen, Tugger Éanna Sullivan! Ich denke, du weißt, wie das Geschäft läuft.«
    »Na ja, mehr oder weniger.«
    »Du ziehst morgens mit dem Karren los und bringst mir am Abend alle Altkleider, Lumpen und jeden anderen Trödel, den du auftreiben kannst. Aber versuche es erst gar nicht hier in der Stadt. Da haben schon andere Tugger ihr Revier abgesteckt, und wenn du denen in die Quere kommst, kann dich das teuer zu stehen kommen. Manche sind schneller mit dem Messer zur Hand als betrunkene Matrosen in einer Hafentaverne!«, warnte er sie. »Am besten suchst du dir eine Route in den Vororten und auf dem Land.«
    Sie nickte.
    »Was die Bezahlung betrifft, so bemisst sich die bei Lumpenkleidern, alten Schuhen, Knochen und so weiter nach Gewicht«, fuhr er fort. »Für besondere Einzelstücke, die noch gut erhalten sind, kriegst du vierzig Prozent von dem Preis, für die ich sie nach der Reinigung weiterverkaufe. Über

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