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Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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all das können wir später noch reden. Aber einen guten Rat will ich dir jetzt schon geben.«
    Erwartungsvoll sah sie ihn an.
    »Ich mache meinen Tuggern faire Preise und haue keinen übers Ohr. Da kannst du jeden meiner Leute fragen«, versicherte er. »Aber dafür erwarte ich dasselbe von dir und allen anderen, die für mich arbeiten! Wen ich dabei erwische, dass er heimlich Sand und Dreck in Hosen- und Manteltaschen steckt, sie mit Wasser tränkt oder gar Steine durch Saumlöcher steckt, damit die Waage am Abend ein höheres Gewicht anzeigt, den werfe ich aus meiner Truppe. Und glaube mir, ich kenne jeden schmutzigen Trick, auf den man nur kommen kann, um ein paar Pence mehr herauszuschlagen! Also versuche es besser erst gar nicht! Wenn du dich daran hältst und lange Wege nicht scheust, werden wir beide gut miteinander auskommen!«
    Éanna beteuerte, dass sie derlei Betrügereien niemals versuchen würde.
    Er nickte knapp. »Das wird sich ja schnell zeigen. Aber bevor du losziehst, solltest du deinen guten Mantel hier bei mir lassen. Denn für einen Tugger, der an den Hintertüren der besseren Häuser etwas für seinen Wagen erbetteln will, sieht er einfach nicht ärmlich genug aus. Ich gebe dir einen anderen, der warm genug ist, aber besser zu einem Tugger passt. Abends kriegst du deinen wieder zurück.«
    »Ganz wie Ihr meint, Mister Lahiffe«, antwortete sie, obwohl sie sich äußerst ungern von ihrem schönen, flickenlosen Mantel trennte.
    Der Händler wählte aus seinem Vorrat an wintertauglichen Umhängen einen aus rossbrauner Wolle aus. Er wies mehrere große Flicken sowie einige Löcher und ausgefranste Säume auf. Aber der Stoff war dick und würde ebenso gut vor Wind und Kälte schützen wie ihr eigener Mantel.
    »Das gefällt mir schon besser«, sagte Mister Lahiffe zufrieden, als sie ihm ihren Mantel überlassen und sich das alte, abgetragene Stück über die Schultern gelegt hatte. »Ja, so machst du den richtigen Eindruck auf die Leute: ein ärmliches, jedoch angenehm sauberes Tuggermädchen mit einem ansprechenden Gesicht! Mit einem freundlichen, aber zurückhaltenden Lächeln und höflichen Worten solltest du keine Schwierigkeiten haben, auf deinen Runden genug zusammenzubekommen, um bei mir ein ordentliches Auskommen zu haben. Also dann, zieh mit deinem Karren los und versuch dein Glück, Tugger Éanna Sullivan!«
    Éanna legte die Hände um die gebogenen Griffenden der Haltestangen, schob den Karren an und zog los – voller Bangen, ob sie als Tuggermädchen auch wirklich bestehen oder wieder so kläglich scheitern würde wie in der Spinnerei.

Elftes Kapitel
    Éanna hatte sich keine Illusionen darüber gemacht, was für ein mühseliges Unterfangen es sein würde, ihren Karren täglich mit Lumpen, Altkleidern und anderen noch verwertbaren Dingen zu füllen. Doch die Arbeit eines Tuggers stellte sich als noch härter und erschöpfender heraus, als sie es sich in der ersten Stunde ausgemalt hatte.
    Dem Rat des Händlers folgend, versuchte sie ihr Glück erst gar nicht im inneren Bezirk von Dublin, sondern zog mit ihrem Handwagen in südwestlicher Richtung aus der Stadt, in die schon recht ländlichen Wohnbezirke von Ranelagh und Rathmines. Allein der Weg dorthin kostete sie einige Zeit. Mit dem klobigen Karren kam sie nicht halb so schnell voran, als wenn sie zügig hätte ausschreiten können.
    Bei den ersten elf Bürgerhäusern, an deren Hintertüren sie klopfte und mit vor Scham stammelnder Stimme um abgelegte Sachen und ausrangierten Hausrat bettelte, war ihr nicht der geringste Erfolg beschieden.
    »Ich habe schon gestern einem von euch einen Armvoll gegeben«, teilte ihr eine Haushälterin mit.
    Bei einem anderen Haus hatte die Köchin, die ihr öffnete, keine Zeit. Und beim nächsten schickte man sie mit den Worten weg, es doch in ein paar Tagen noch einmal zu versuchen. Denn dann sei die Hausherrin wieder zurück, ohne deren Zustimmung man nichts weggeben könne. Und so ging es in einem fort.
    Bei ihrem zwölften Versuch gab man Éanna einen schmutzigen Beutel mit dicken Knochen. Dafür würde es, wenn Ebenezer Lahiffe sie an einen Seifensieder weitergab, bestenfalls einen halben Penny geben. Und zu dieser Zeit stand die Sonne schon weit im Westen. Dennoch blieb Éanna nichts anderes übrig, als sich noch weiter von der Stadt zu entfernen, wenn sie am Abend mit einer halbwegs annehmbaren Ausbeute zu Lahiffe zurückkehren wollte. Und so schob sie den Karren fast im Eilschritt über die

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