Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
Spinnmaschinen mit ihren sirrenden Spulen und den in wildem Rhythmus vor- und zurückschnellenden Raufen hin und her.
    »Heilige Muttergottes, stehe uns bei!«, entfuhr es Éanna. Doch weder Emily noch Graham Cooley hörten es bei dem ohrenbetäubenden Lärm, der sie von allen Seiten umtoste.
    »Wartet hier!«, schrie der Fabrikleiter ihnen zu und lief zu einer hochgeschossenen, hageren Frau mit einem schmalen krähenähnlichen Gesicht hinüber. Wie sich herausstellte, handelte es sich um Elenore Paddington, »die Sklaventreiberin«, wie sie von den Arbeiterinnen genannt wurde und vor der Ria und Sarah sie gewarnt hatten. Die Oberaufseherin war nur mit einem weiten ärmellosen Kittel aus grauem Kattun bekleidet, trug auf dem Kopf eine weit ausladende Haube aus steifem Stoff und hielt in der rechten Hand eine biegsame Gerte.
    Mister Cooley schrie der Oberaufseherin etwas ins Ohr, deutete dabei auf Éanna und Emily und kam dann mit ihr zurück. Wortlos eilte er an ihnen vorbei, offensichtlich bestrebt, diesem infernalischen Krach so schnell wie möglich zu entkommen.
    Miss Paddington musterte sie kurz mit kritischem Blick. Dann schrie sie ihnen zu: »Für jedes Mal, wenn ihr eure Maschinen verlasst und zum Abort geht, wird euch ein Farthing vom Lohn abgezogen. Habt ihr das verstanden?« Mühelos durchdrang ihre schneidende Stimme den betäubenden Lärm in der Halle.
    Éanna und Emily nickten eingeschüchtert.
    »Dann kommt jetzt mit!«, kommandierte die Oberaufseherin.
    Im Eilschritt führte sie sie in den schmalen Gang der vierten Maschinenreihe. Dort tippte sie einer hageren Frau, die um die dreißig sein mochte und ein eiterndes Geschwür auf der rechten Wange hatte, im Vorbeihasten mit ihrer Gerte auf die Schulter. Einer besonderen Anweisung bedurfte es offensichtlich nicht. Denn die Frau wusste sofort, was von ihr erwartet wurde. Miss Paddington wies dann auf einige Maschinen weiter unten, machte kehrt und verschwand.
    Die Frau mit dem Geschwür im Gesicht schrie ihnen zu, dass ihr Name Mary Kinnally sei und sie ihnen nun zeigen werde, was sie zu tun und an den Maschinen zu beachten hatten, damit es zu keinen Spinnfehlern oder gar Ausfällen der Maschinen kam.
    Viel war es nicht, was sie an diesem Morgen lernen mussten. Ihre Arbeit an den Spinnmaschinen verlangte keine besonderen Fähigkeiten – ausgenommen einer, und das war die Fähigkeit, elf Stunden am Tag und sechs Tage die Woche lang die eintönige Arbeit, die drückende Schwüle und den infernalischen Lärm zu ertragen. Das Schlimmste aber war, dass feinste Flusen in der Luft herumschwirrten, die in Mund und Nase drangen und zum Husten reizten. Unter den vielen Arbeiterinnen, die versuchten, sich davor zu schützen, indem sie sich feuchte Tücher vor Mund und Nase banden, entdeckte Éanna plötzlich Alice. Der aufmunternde Blick, den diese ihr schenkte, gab ihr leider nur kurz Kraft. Schon bald war sie vollauf damit beschäftigt, der Versuchung zu widerstehen, zu einer der Wassertonnen zu gehen, die an den Enden der Reihen standen, und sich schnell einen großen Blechbecher voll Wasser zu schöpfen. Tat man es zu oft, musste man die Arbeit unterbrechen, um den Abort aufzusuchen. Und das kostete jedes Mal einen Farthing. Ein Farthing allein mochte ja nicht groß ins Gewicht fallen. Aber in einer Woche summierten sich diese Abzüge zu einigen schmerzhaften Pence, für die man schon ein Brot hätte kaufen können.
    Folglich versuchten Éanna und Emily, den wertvollen Rat der Plunkett-Schwestern zu beherzigen, sich, so oft es ging, nur den Mund auszuspülen und das Wasser wieder auszuspucken. Auch hatten die Freundinnen einen kleinen Kiesel dabei, den sie im Mund hin und her bewegten, um den Speichelfluss anzuregen. Alice hatte ihnen den Rat gegeben, notfalls einfach den Urin an den Beinen hinablaufen zu lassen, so wie sie es auch bei Mary und vielen anderen in ihrem Gang beobachteten. Diesem Beispiel zu folgen widerstrebte ihnen jedoch.
    Éanna mühte sich redlich, hatte jedoch schon am ersten Tag allergrößte Schwierigkeiten, die elf Stunden zu überstehen. Dass ihr bald Rücken, Arme und Beine schmerzten, hätte sie noch klaglos hingenommen. Auch den Lärm und die Schwüle konnte sie ertragen. Doch die vielen Flusen, die ihr unentwegt in die Atemwege drangen und Hustenanfälle verursachten, wurden immer mehr zur Qual. Da half es auch wenig, dass sie dankbar den Streifen Tuch annahm, den Mary ihr brachte und den sie sich vor Mund und Nase band.
    »Ich habe

Weitere Kostenlose Bücher