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Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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wurden Éanna lang und verlangten ihr viel Kraft und Ausdauer ab. Sie war eisigen Winden und Schneegestöber ausgesetzt. Aber schlimmer noch als die Härte der Naturgewalten war die Einsamkeit. Wie oft wünschte sie sich in jenen langen Stunden der Wanderschaft, jemanden an ihrer Seite zu haben, mit dem sie reden und ihr Leid teilen konnte. Aber es trat ein, was Mister Lahiffe ihr prophezeit hatte. Viel öfter als in unmittelbarer Nähe der Stadt stieß ihre Bitte nach Lumpen, Altkleidern und anderem an den Hintertüren der Landhäuser und Gehöfte auf offene Ohren. Schon am Freitag, ihrem dritten Tag als Tugger, kehrte sie zum ersten Mal mit einem vollen Karren in die Stadt zu Mister Lahiffe zurück. Und die Fuhre brachte ihr fast zwei Shilling ein, weil sich unter den vielen Lumpen auch noch zwei recht gute Hosen und eine Schürze mit nur drei kleinen Brandlöchern befanden. Sie war fast außer sich vor Freude. Wenn es in etwa so weiterging, würde sie entschieden mehr verdienen, als ihr die qualvolle Arbeit in der Spinnerei jemals eingebracht hätte!
    Als Éanna sich an diesem Tag auf den Weg zu Brendan machte, sah sie ihm schon von Weitem an, dass irgendetwas vorgefallen sein musste. Denn er ging mit sichtlicher Unruhe vor dem Durchgang zu der illegalen Kellerschenke auf und ab, was sonst eigentlich gar nicht seine Art war.
    Kaum hatte er sie erblickt, eilte er ihr auch schon entgegen. Dass er damit seinen Posten als Aufpasser aufgab, schien ihn nicht zu kümmern. Ihr war, als könnte er es nicht erwarten, ihr etwas ganz Wichtiges mitzuteilen – und zwar etwas Erfreuliches. Denn er strahlte über das ganze Gesicht.
    »Rate mal, was mir heute passiert ist!«, rief er ihr schon von Weitem zu.
    »Sag bloß, du hast Arbeit gefunden!«, gab sie zurück, augenblicklich von seiner Freude angesteckt.
    »Volltreffer, mein Engel!«, bestätigte er lachend, schlang in seinem Überschwang die Arme fest um sie und wirbelte sie mehrmals im Kreis herum. »Und zwar nicht nur irgendeine mies bezahlte Drecksarbeit. Ich arbeite jetzt unten im Hafen, wo täglich die Kohlenschiffe aus England entladen werden, in einer Kolonne Schauerleute! Und das sind keine Tagelöhner, die mal Arbeit haben und mal nicht, sondern sie sind die Kerntruppe der Liverpool Newcastle Coal Company, des größten Kohlenimporteurs der Stadt! Denen geht das ganze Jahr lang nicht für einen Tag die Arbeit aus.«
    »Oh Brendan! Ich freue mich ja so für dich!«, sagte Éanna aus vollem Herzen und gab ihm einen Kuss.
    »Für uns!«, verbesserte er sie. »Denn weißt du, was ich da verdienen kann, wenn ich auch noch die zusätzliche Sonntagsschicht von acht bis um vier mitmache? Zwölf Shilling!«
    »Heißt das, dass du mit der ekligen Rattenfängerei in der Konservenfabrik aufhörst?«
    »Das heißt es ganz sicher, mein Schatz!«, versicherte er.
    »Hoffentlich gibst du dann auch dieses elende nächtliche Herumstehen als Aufpasser auf«, hoffte sie. »Denn wenn du Tag für Tag Kohlen schaufeln und schleppen musst, brauchst du deinen Schlaf!«
    »Mal sehen, wie ich es schaffe«, sagte er hin- und hergerissen. »Vier Pence sind nun mal vier Pence. Und ganze zwölf Shilling werden es auf den Kohlendocks letztlich dann doch nicht sein. Denn nach der Plackerei auf den Kohlenschiffen sehe ich hinterher wie der schwarze Mann aus, nicht einmal du würdest mich unter all dem Kohlenstaub wiedererkennen. Da hilft nur ein Gang ins Waschhaus am Hafen, um das Zeug von der Haut zu bekommen. Was jeden Tag einen Penny kostet. Und ich werde auch nicht umhinkommen, mir eine billige Arbeitshose und eine Arbeitsjacke zuzulegen. Denn nach ein paar Tagen kriegt man den Kohlendreck beim besten Willen nicht aus den Sachen gebürstet. Aber diese Ausgaben müssen nun mal sein.«
    »Dann such dir gleich morgen was bei Mister Lahiffe aus!«, schlug sie ihm vor, voller Stolz, ihm eine Hilfe sein zu können. »Ich werde ihn bitten, dir einen Vorzugspreis zu machen!«
    »Das wäre fabelhaft«, sagte er aufgekratzt.
    Éanna lachte glücklich, doch plötzlich nahm sie aus den Augenwinkeln eine rasche Bewegung wahr. Hinter ihnen im Durchgang raschelte etwas, dann war wieder alles still.
    »Was war das?«, fragte sie, plötzlich beunruhigt. Ihr war in dieser Umgebung nicht ganz geheuer, auch wenn sie Brendan an ihrer Seite wusste.
    »Was denn?«, fragte er leichthin.
    Éanna starrte auf den dunklen Durchgang, doch dann schüttelte auch sie den Kopf. Jetzt sah sie plötzlich schon

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