Earth Girl. Die Prüfung
inzwischen wurden alle still. Hier draußen waren die Ruinen höher und schwärzer und irgendwie bedrohlicher. Zumindest wirkten sie so, weil wir ganz schön weit von unserer Basisstation entfernt waren. Wir bogen nach links auf den Grand Circle ein und fuhren noch ein ganzes Stück weiter. Die Ruinen wurden nicht besser.
«Ich weiß, dass ich wie ein feiger Zivilist in Panik klinge, aber irgendwie schüchtern mich diese Ruinen hier draußen ziemlich ein», meinte Fian.
«Gemessen daran, wie still alle sind, würde ich sagen, dass es vielen anderen auch so geht», erwiderte ich. «So tief im Zentrum des Geländes fühlt es sich schon ein bisschen einsam an, und natürlich sind die Gebäude hier auch tatsächlich höher als am Rand.»
«Dann bilde ich es mir nicht nur ein?»
«O nein. Je weiter man reinkommt, umso höher waren die Wolkenkratzer ursprünglich. Außerdem ist es auch wahrscheinlicher, dass sie auf gefährlichem Untergrund stehen.» Ich sah mich um, um sicherzugehen, dass mich niemand sonst hörte, und flüsterte Fian zu: «Ich finde es hier auch ein bisschen gruselig.»
«Ich weiß nicht, ob ich froh sein soll, das zu hören, oder total entsetzt.»
Ich kicherte.
Schließlich hielten die Schlitten an einer weiten Fläche des Grand Circle Clearway an und Playdon rief uns alle zu sich. «Wir bauen das Quartier da am Rand auf. Dort ist genug Platz, damit wir mit den Schlitten noch vorbeifahren können. Da vorne links vom Clearway werden wir graben. Ein Stück weiter gibt es ein Evak-Portal, falls wir irgendwelche Probleme bekommen.»
Bei dieser Information schienen alle sichtlich aufzuatmen. Ich muss zugeben, dass auch ich den Gedanken beruhigend fand.
«Als Erstes errichten wir das Quartier», wies Playdon uns an, «dann können wir uns eine Weile vom Tragen der Schutzanzüge erholen. Team 1 , bitte errichten Sie das Quartier.»
Wir hatten die Kuppel innerhalb einer halben Stunde aufgebaut und eingerichtet. Dann schleppten wir alle unser Gepäck hinein und schalteten die Heizpaneele und Lichtemitter ein. Playdon hatte jedem nur ein Gepäckstück zusätzlich zum Schlafsack erlaubt und lediglich Dalmora eine Sondergenehmigung für ihre Gitarre erteilt, aber trotzdem war es drinnen ziemlich voll. Ich lief gleich zu der Stelle, die am weitesten von der Tür entfernt lag, und rollte dort meinen Schlafsack aus, um mir einen der begehrten Plätze an der Außenwand und in der Nähe eines Heizpaneels zu sichern.
Fian spurtete hinter mir her und breitete seinen Schlafsack neben meinem aus. «Ich nehme an, das ist einer der besten Plätze.»
Ich nickte. «Nahe der Wand ist gut, nicht nur wegen der Heizpaneele, sondern auch weil weniger Leute über einen hinwegtrampeln, wenn sie nachts auf die Toilette gehen. Weit weg von der Tür ist gut, weil man sonst jedes Mal, wenn sie aufgeht, fast erfriert.»
Einige Minuten lang herrschte Chaos, während sich die Studenten aus ihren Anzügen schälten und dann um die besten Plätze in der Schlange vor den zwei winzigen Badezimmern kämpften. Ich legte meinen Schutzanzug ab, stürzte mich aber nicht ins Getümmel. Stattdessen zog ich eine Packung Feuchttücher aus der Tasche.
«Wir wollen nicht ins Bad?», fragte Fian.
Ich reichte auch ihm ein Päckchen Feuchttücher. «Mal schauen, wie lange es dauert, bis sie merken, dass es keine Dusche gibt. Dann wird die Schlange schnell kleiner.»
Selbst ohne Dusche fühlte es sich gut an, den engen Schutzanzug nicht mehr zu tragen. Genüsslich streckte ich mich und zog einen Bademantel über mein Skintight.
Playdon kam mit einer Kiste zu uns herüber. «Es gibt Suppe in drei verschiedenen Geschmacksrichtungen.»
«Ich nehme die rote», sagte ich.
«Nach was schmeckt die?», fragte Fian.
Ich grinste ihn an. «Schwer zu sagen, was es sein soll, aber möglicherweise ist Tomate mit drin. Ich weiß nur, dass sie wesentlich besser schmeckt als die gelbe und die grüne.»
«Für mich bitte auch die rote.»
Playdon reichte uns zwei Trinkpäckchen und zog weiter. Ich zeigte Fian die Schlaufe, mit der man die Suppe erhitzen konnte, und dann saßen wir da und nuckelten die herrlich warme, tomatige Flüssigkeit.
Playdon genehmigte uns eine Stunde, um uns über die Päckchensuppe und die fehlenden Duschen zu beschweren, bevor er uns wieder in die Schutzanzüge scheuchte. Wir begaben uns nach draußen zu den Schwebeschlitten.
«Wir nehmen einen Sensorschlitten, einen Support-Schlitten und die Transporter», wies Playdon uns an.
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