Earth Girl. Die Prüfung
geschäftsmäßig. «So, wir müssen uns entscheiden, was wir tun wollen.»
«Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Ich habe beschlossen, den Kurs zu verlassen. Die ganze Ausgrabungsstätte weiß, dass wir ein Paar sind, also können wir nicht verhindern, dass die Klasse es ebenfalls herausfindet, aber für dich ist es am besten, wenn keiner erfährt, dass ich ein Affe bin.»
«Ich wünschte, du würdest dich nicht so nennen.»
«Ich bin ein stinkender Affe, ein hässlicher Neander und eine dumme Zurückgebliebene», sagte ich voll Bitterkeit. «Es ist egal, wie man mich nennt, aber es ist besser für dich, wenn niemand herausfindet, was ich bin. Mein Plan sieht so aus: Wir kehren zur Klasse zurück. Ich erzähle zur Abwechslung allen die Wahrheit, dass meine Eltern ums Leben gekommen sind. Dann packe ich meine Sachen und verschwinde. Sie werden alle denken, ich bin auf dem Weg in den Kappasektor. Ich komme nie mehr zurück, und du kannst dir irgendeine Geschichte ausdenken, was mit mir passiert ist. Tu so, als wäre ich tot, aber du dürftest nichts Genaues darüber erzählen, oder sag, dass ich dem Militär beigetreten bin und die Akademie besuche.»
«Aber was würdest du wirklich tun?»
«Meine ProMum kann vermutlich dafür sorgen, dass ich in einen Kurs der University Earth wechseln darf. Literatur oder so was, womit ich kein Aufsehen mehr errege.»
«Aber du liebst doch Geschichte», meinte Fian. «Du hast so ein Leuchten in den Augen, wenn du davon sprichst. Das könnte niemand heucheln.»
«Ich kann keinen anderen Vorgeschichtskurs besuchen», erklärte ich. «Ich habe hier in New York viel zu viel Aufmerksamkeit auf mich gezogen, und irgendjemand würde in mir das Mädchen von Asgard 6 wiedererkennen.»
«Du wirst die Klasse nicht verlassen.»
Ich schüttelte den Kopf. «Ich kann nicht einfach zurück und weiterhin alle belügen. Das schaffe ich nicht mehr, und es würde ohnehin nicht länger funktionieren. Selbst wenn ich mich mit meinen Lügen nicht selbst verrate, würden die anderen irgendwann herausfinden, dass ich behindert bin. Es war reines Glück, dass ich nicht längst jemandem über den Weg gelaufen bin, der über meine Behinderung Bescheid weiß, weil er mich noch vom New Yorker Randbezirk oder einer der anderen Ausgrabungsstätten kennt. Vermutlich hat die Änderung meines Nachnamens durch die Ehrenzeremonie geholfen, aber dieses Flugzeug zu fliegen hat die Katastrophe ja förmlich heraufbeschworen.»
«Was war daran so schlimm?»
«Fian, ist dir nicht klar, wie wenig Piloten es gibt? Als ich vor sieben Monaten im New Yorker Randbezirk war, gab es einen einzigen Berufspiloten, der sowohl den Haupt- als auch den Nebenbezirk abgedeckt hat. Meistens haben ihm noch zwei oder drei Amateurpiloten geholfen. Der Berufspilot stand kurz vor dem Ruhestand, und er wollte einen letzten kompletten Datensatz des Randgebietes erstellen, bevor er ging. Ich habe ihn überredet, mir währenddessen das Fliegen beizubringen.»
Ich schüttelte den Kopf. «Stell dir die Situation doch nur mal vor. Die Aufsichtsbehörde hat immer noch keinen Ersatzpiloten gefunden, deshalb interessieren sie sich noch mehr als sonst für die Amateurpiloten der einzelnen Teams. Jemand wird in die Aufzeichnungen des Randgebietes schauen, um meine Flugerfahrung zu überprüfen, oder meinen Namen Leuten aus dem Randbezirk gegenüber erwähnen. Und rate mal, was dann passiert! Dort hat man noch nie von einer Militärschülerin namens Jarra Tell Morrath gehört, die bei ihnen Fliegen gelernt hat. Die Einzige, die in den letzten drei Jahren im Randbezirk Flugstunden genommen hat, war ein Affenmädchen, und durch einen seltsamen Zufall lautet ihr Name ebenfalls Jarra. Sie werden etwa zwei Sekunden brauchen, um sich auszurechnen, was das bedeutet.»
«Dann müssen wir also davon ausgehen, dass die Leute herausfinden, dass du behindert bist», stellte Fian nachdenklich fest.
«Genau. Und das bedeutet, dass ich so schnell wie möglich abreisen muss. Wenn die neue Pilotin verschwindet, dann wird sich vielleicht niemand die Mühe machen, im Randbezirk nach ihr zu fragen. Ich kann es nicht garantieren, aber es ist das Beste, was ich tun kann.»
«Ich habe dir doch schon gesagt, dass du nicht gehst», wiederholte Fian.
Ich starrte ihn an. Natürlich brachte mir das überhaupt nichts, denn durch einen Schutzanzug erkennt man kaum, was derjenige gerade denkt. Das Gesicht ist nur ein verschwommener Schatten, und weil Schutzanzüge
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