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Earth Girl. Die Prüfung

Earth Girl. Die Prüfung

Titel: Earth Girl. Die Prüfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Edwards
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und die Klasse begriff, dass nun ihr Einsatz kam. Mehr oder weniger gleichzeitig salutierten wir alle vor der Flagge.
    Der Colonel trat vor und rückte in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, als er sich mir zuwandte. «Am 12 . November 2769 starb Jarra Tell Morrath, um der Menschheit neue Welten zu erschließen.» Er zählte eine unglaublich lange Liste von Auszeichnungen auf, einschließlich des Thetis-Militärordens. Dann hielt er kurz inne. «Zu Ehren von Jarra Tell Morrath.»
    Ich bemühte mich um meine beste Ehrenbezeugung. Danach überreichte er mir die schmale schwarze Schatulle, auf deren Deckel die Flagge der Menschheit eingraviert war. Ich hielt sie mit ausgestreckten Armen vor mich, wie ich es in den Vids gesehen hatte, und sagte meinen Text auf. Ich hoffe, meine Stimme klang dabei nicht zu zittrig. «Im Namen und zu Ehren von Jarra Tell Morrath.» Das war nun mein Name. Das Militär würde die Namensänderung in diesem Moment in der Registratur vornehmen lassen. Solche Kleinigkeiten haben sie echt drauf.
    Wieder erklang die Hymne. Die beiden Adjutanten drehten sich zur Fahne, entfernten mit geübten Handgriffen die Schwebehalter und falteten sie zusammen. Einer der beiden präsentierte die Fahne dem Colonel, der sich wiederum an mich wandte und sie auf die schwarze Schatulle legte.
    Ein richtiger Colonel vom Militär, seine zwei Adjutanten und ein Vorgeschichtskurs voller Norms salutierten allesamt vor einem Affenmädchen. Die Adjutanten wussten vielleicht nicht, wer ich war, der Colonel aber mit Sicherheit. Trotzdem konnte ich in seinem Blick nicht einen Hauch von Abneigung erkennen. Natürlich salutierte er nicht vor mir – keiner von ihnen tat das. Sie salutierten vor meiner Großmutter. Ich symbolisierte nur die militärische Ehre, die über die Generationen weitergegeben wird.
    Ich weiß, dieses ganze symbolische Zeug ist alles hoffnungslos schnulzig, aber wie bei den meisten Dingen hat es schon einen Sinn. Das Militär hat die Kontrolle über alle Waffen der Menschheit, um uns davon abzuhalten, dass wir uns gegenseitig bekriegen. Das Militär hat außerdem die Kontrolle über alle Solarstationen im Weltraum. Das Einzige, was das Militär davon abhält, die Regierung zu stürzen und uns alle herumzukommandieren, sind all diese albernen idealistischen Dinge: Ehre. Vertrauen. Loyalität. Das ganze rührselige Zeug aus den Publicity-Vids.
    Alle verharrten im Gruß, bis die letzte Note der Hymne verklungen und die Zeremonie vorbei war. Dann entspannten sie sich wieder. Ich hatte erwartet, dass die Militärvertreter sofort abmarschieren würden, doch der Colonel blieb noch einen Moment stehen, während seine Adjutanten die Vid-Biene einsammelten, die umhergeschwebt war, um die Zeremonie für die Militärarchive aufzuzeichnen.
    «Ich habe mit Ihrer Großmutter bei Planet First gedient, Jarra. Ich war damals natürlich noch ziemlich jung. Inzwischen habe ich einen ruhigen Schreibtischjob, als Verantwortlicher für die Solarstationen der Erde oben im All. Schöne Aussicht auf den Heimatplaneten natürlich, aber nicht annähernd so aufregend.»
    Ich schluckte und nickte. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich konnte gar nicht fassen, dass sich ein Colonel vom Militär mit mir unterhielt.
    «Ich habe die Belobigung gesehen. Ihre Großmutter wäre stolz auf Sie gewesen», schloss er.
    Belobigung? Was für eine Belobigung?
    Dann nickte der Colonel Playdon freundlich zu und ging hinaus, gefolgt von seinen beiden Adjutanten. Da stand ich nun mit einer schwarzen Schatulle, einer Flagge der Menschheit und einem verwirrten Gesichtsausdruck.
    Die Klasse versammelte sich um mich. Kaum zu glauben, aber Dalmora weinte sogar. «Jarra, das war der helle Wahnsinn! Allein schon die Symbolik. Wie die Ehre der gefallenen Heldin weitergereicht wird …» Sie war zu aufgelöst, um ihren Satz zu beenden. Vermutlich plante sie bereits ein Vid über Militärtraditionen.
    Fian meldete sich zögerlich zu Wort. «Hab ich das richtig verstanden? Du heißt jetzt Jarra Tell Morrath?»
    Ich nickte.
    «Was ist in der Schatulle?», wollte Krath wissen. «Nicht ihre Asche, oder?»
    «Nein. Bloß Kopien ihrer Orden», antwortete ich. «Ihr nächster Verwandter wird bei ihrem Tod die Originale bekommen haben.»
    Ich wollte gerade den Raum verlassen, um die Fahne und die Orden in mein Zimmer zu bringen, als Playdon mich aufhielt. «Das scheint mir ein guter Zeitpunkt zu sein, um noch etwas anderes zu erwähnen. Die Cassandra University

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