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Earth Girl. Die Prüfung

Earth Girl. Die Prüfung

Titel: Earth Girl. Die Prüfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Edwards
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rangehen kann.»
    «Du möchtest, dass ich dich mitten bei der Arbeit rausziehe, damit du deine Mail beantworten kannst?» Fian war fassungslos. «Meinst du das ernst? Playdon wird einen Anfall kriegen.»
    «Playdon kann so viele Anfälle kriegen, wie er will», sagte ich. «Das ist … Das ist wirklich wichtig. Du erkennst den Anruf daran, dass er mit höchster Priorität gekennzeichnet ist.»
    Ich fing an zu arbeiten und versuchte, mich auf das zu konzentrieren, was ich tat. Zwei Stunden später, als ich gerade Marker an die letzten Trümmerbrocken setzte, die – wie wir hofften – eine Stasisbox bedeckten, erklang Fians verlegene Stimme über den Teamkanal.
    «Jarra, da ist ein Anruf auf deinem Lookup.»
    «Was?», schaltete sich Playdon ein. «Sie sollten Ihre Lookups alle so einstellen, dass –»
    Ich ignorierte ihn, ließ meine Markierungspistole fallen und mich von meinem Schwebegürtel so schnell wie möglich zu Fians Support-Schlitten bringen. «Fian, nimm den Anruf an. Sag ihnen, dass ich gleich da bin.»
    «Okay …», meinte er.
    «Jarra», schimpfte Playdon. «Sie können nicht einfach –»
    «Sir, das ist ein Notfall.»
    «Äh, ich habe hier zwei Militäroffiziere, die von einer Planet-First-Mission aus anrufen», erklärte Fian.
    Ich weiß nicht, ob es an der Verzweiflung in meiner Stimme oder an Fians Kommentar lag, aber Playdon gab nach. «Na gut, Jarra, nehmen Sie Ihren Anruf entgegen. Das Team  1 macht Pause. Team  2 übernimmt.» Er hielt kurz inne. «Ich möchte hiermit jedoch ein für alle Mal klarstellen, dass dies gefälligst nicht zur Gewohnheit werden darf. Privatgespräche mitten auf einer Ausgrabungsstätte sind völlig inakzeptabel.»
    Ich hörte ihn kaum. Sobald ich den Support-Schlitten erreichte, schnappte ich mir meinen Lookup und schwebte ein Stück den Clearway hinunter, um ein bisschen Privatsphäre zu bekommen, ehe ich den Anruf aus der Warteschaltung nahm. Einen Augenblick lang starrte ich die beiden Gesichter auf dem Display an. Im Lauf der Jahre hatte ich mir verschiedene Phantasiebilder meiner Eltern ausgemalt, doch diese glichen keinem von ihnen. Es handelte sich um Fremde. Sie sahen aus wie echte Kampfmilitärs. Sie waren … Schließlich gelang es mir zu sprechen.
    «Hallo.»
    Ein paar Sekunden lang reagierten sie nicht, und ich bekam schon schrumpfhirnige Panik, bis mir wieder einfiel, dass dieses Gespräch ja über das spezielle Netzwerk der Kommunikationsportale von der Erde bis in den weit entfernten Kappasektor geleitet wurde, deshalb würde es natürlich eine Zeitverzögerung geben. Ich sah, wie sich ihre Mienen veränderten, als sie mich sprechen hörten.
    «Jarra?», fragte die Frau.
    Ihre Haare waren fast wie meine, nur ein bisschen länger, und der Mann … Gab es eine Ähnlichkeit zwischen unseren Gesichtern, oder bildete ich mir das nur ein? Da wurde mir klar, dass sie von mir ja nur einen anonymen Schutzanzug sahen. Ich öffnete meine Kapuze und schlug sie nach hinten. «Ja.»
    «Wir haben nicht mit Schutzanzügen gerechnet», sagte der Mann. «Wo bist du?»
    «Ich bin im Hauptbezirk der Ausgrabungsstätte New York.» Ich hielt den Lookup kurz hoch, damit sie die Ruinen sehen konnten. «Das ist das, womit ich mich beschäftige. Das ist …»
    Hiernach wurde ich eine Weile total schrumpfhirnig und gefühlsduselig. Später bekam ich mich wieder in den Griff, und wir unterhielten uns darüber, was bei meiner Geburt passiert war. Meine Eltern waren absolut ehrlich. Sie hatten eine schwierige Entscheidung fällen müssen. Dabei war es nicht nur um mich und sie gegangen, sondern sie mussten auch an meine älteren Geschwister denken. Ich will nicht behaupten, dass es mich nicht trotzdem noch verletzte, dass sie mich einfach weggegeben hatten, aber ich beschimpfte sie nicht und ich glaube, ich habe auch das Exo-Wort nicht gesagt.
    Irgendwann mussten meine Eltern los, um irgendetwas Militärisches zu tun, und meine Mitstudenten hatten in der Zwischenzeit ihre Stasisbox gefunden und bereiteten sich auf die Rückfahrt zum Quartier vor, also verabschiedeten wir uns. Einerseits war ich erleichtert, andererseits fiel es mir schwer. Dieses Gespräch war unglaublich gewesen und viel wunderbarer, als Worte es beschreiben konnten, aber noch mehr Gefühle würde ich nicht aushalten.
    «Theoretisch sind wir noch mindestens drei Monate im Einsatz», erklärte meine Mutter, «aber auf diesem Planeten hier wird es gerade ziemlich heikel, also kann es sein, dass wir früher

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