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EB1021____Creepers - David Morell

EB1021____Creepers - David Morell

Titel: EB1021____Creepers - David Morell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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Monaten.
    Sportinstitutionen bauen Stadien und jagen sie hoch, kaum
    dass sie fertig sind, um neue und hässlichere hinstellen zu
    können. Die Oberschule, auf die ich gegangen bin, wurde ab‐
    gerissen und durch ein Einkaufszentrum ersetzt. Unsere Kul‐
    tur ist so besessen von allem, was neu ist – wir zerstören die
    Vergangenheit und tun so, als hätte sie nie stattgefunden. Ich
    möchte einen Essay schreiben, der die Leute davon überzeugt,
    dass die Vergangenheit wichtig ist. Ich möchte, dass meine
    Leser es spüren und riechen und zu würdigen wissen.«
    Im Zimmer wurde es still. Balenger hörte das deng deng deng
    draußen und die Wellen, die an den Strand brandeten. »Ich
    fange an, den Typ zu mögen«, sagte Vinnie.
    3
    Balengers Muskeln entspannten sich. Als er zusah, wie die
    Creepers ihre Rucksäcke bestückten, wusste er, es würden
    weitere Prüfungen kommen. »Wann geht ihr rein?«
    »Kurz nach zehn.« Conklin hakte ein Funkgerät am Gürtel
    fest. »Das Gebäude ist nur zwei Häuserblocks entfernt, und
    ich habe die nötigen Aufklärungsarbeiten schon erledigt, wir
    brauchen also keine Zeit mit Überlegungen zu verschwenden,
    wie wir es infiltrieren. Warum grinsen Sie?«
    »Ich hab mich nur gerade gefragt, ob Sie wissen, wie sehr
    Ihr Vokabular an das Militär erinnert.«
    »Sondereinheit.« Vinnie befestigte ein Klappmesser innen in
    der Tasche seiner Jeans. »Was anderes sind wir auch nicht.«
    Balenger setzte sich auf den mit Zigarettenlöchern verun‐
    stalteten Stuhl bei der Tür und machte noch ein paar Notizen.
    »Ich habe eine Menge von meinem Material auf der Website
    des Professors und den anderen großen Sites gefunden, zum
    Beispiel infiltration.org . Was meint ihr, wie viele Gruppen es
    insgesamt gibt?«
    »Bei Yahoo und Google finden Sie Tausende von Seiten«,
    antwortete Rick. »Australien, Russland, Frankreich, England.
    Hier in den Vereinigten Staaten gibt es sie überall. San Fran‐
    cisco, Seattle, Minneapolis. Die Stadt ist bei den Forschern be‐
    rühmt wegen ihres Netzwerks von Versorgungstunneln; wir
    nennen es das Labyrinth. Dann gibt’s da noch Pittsburgh, New
    York, Boston, Detroit…«
    »Buffalo«, sagte Balenger. »Unsere alten Jagdgründe«,
    stimmte Vinnie zu. »Die Gruppen werden oft in Städten aktiv,
    deren alte Innenstädte sich im Niedergang befinden«, sagte
    Conklin. »Buffalo und Detroit sind typische Fälle. Die Leute
    flüchten in die Vorstädte, und große alte Gebäude bleiben oh‐
    ne Funktion und Bewohner stehen. Hotels. Bürogebäude.
    Kaufhäuser. Manchmal machen sich die Eigentümer einfach
    davon. Wenn keine Steuern mehr bezahlt werden, übernimmt
    die Stadt die Besitzansprüche. Aber dann können sich die Be‐
    hörden oft nicht entscheiden, ob sie abreißen oder renovieren
    sollen. Wenn wir Glück haben, wird das Gebäude einfach
    dicht gemacht und stehen gelassen. In der Innenstadt von Buf‐
    falo haben wir ein paarmal Gebäude infiltriert, die um 1900
    gebaut und 1985 oder sogar noch früher aufgegeben worden
    waren. Die Welt verändert sich, aber sie bleiben so, wie sie
    sind. Beschädigt, ja sicher. Der Verfall ist nicht zu vermeiden.
    Aber ihr Wesen ändert sich nicht. Bei jedem Gebäude, das wir
    infiltrieren, ist es so, als beförderte eine Zeitmaschine uns um
    Jahrzehnte in die Vergangenheit.«
    Balenger ließ den Stift sinken. Sein interessierter Gesichts‐
    ausdruck ermutigte den Professor, fortzufahren. »Als ich ein
    Kind war, habe ich mich in alle alten Gebäude geschlichen«,
    erklärte Conklin. »Es war besser, als zu Hause zu bleiben und
    meinen Eltern beim Streiten zuzuhören. Einmal habe ich in
    einem zugenagelten Wohnblock einen Stoß Schallplatten aus
    den 1930ern gefunden. Nicht diese Langspielplatten aus Vinyl,
    keine LPs mit einem halben Dutzend Titeln auf jeder Seite. Ich
    rede von diesen Platten aus dickem, hartem Kunststoff, sehr
    zerbrechlich und nur ein einziger Song auf jeder Seite. Wenn
    meine Eltern nicht zu Hause waren, habe ich sie auf den Plat‐
    tenspieler meines Vaters gelegt und immer wieder angehört –
    verkratzte alte Musikstücke, bei denen ich mir das primitive
    Aufnahmestudio und die altmodische Kleidung vorgestellt
    habe, in der die Leute steckten. Für mich war die Vergangen‐
    heit besser als die Gegenwart. Wenn man sich heutzutage die
    Nachrichten ansieht – die gestiegene Bedrohung und die Ter‐
    roristenangriffe –, wirkt es ausgesprochen sinnvoll, sich in der
    Vergangenheit zu

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