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EB1021____Creepers - David Morell

EB1021____Creepers - David Morell

Titel: EB1021____Creepers - David Morell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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ständig kurz vor einem
    Nervenzusammenbruch. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass
    die Quelle seines Reichtums eine Dampferlinie war, denn er
    hatte eine morbide Angst vor dem Reisen. Er litt an Hämophi‐
    lie, versteht ihr.« Die Gruppe sah von dem Stadtplan auf. »Die
    Bluterkrankheit?«, fragte Cora. »Manchmal auch als die ›Kö‐
    nigskrankheit‹ bezeichnet, weil mindestens zehn der männli‐
    chen Nachkommen Königin Victorias an ihr litten.«
    »Der geringste Schlag oder Sturz kann zu unkontrollierba‐
    rem Bluten führen, richtig?«, fragte Balenger. »Genau das. Es
    ist eine genetische Fehlfunktion – das Blut gerinnt nicht rich‐
    tig. Frauen geben sie an ihre männlichen Nachkommen weiter,
    ohne dass sie die Symptome selbst aufweisen. Oft sind die Blu‐
    tungen nicht einmal äußerlich. Das Blut gerät in die Gelenke
    und Muskeln; die Folge sind lähmende Schmerzen, die das
    Opfer zwingen, wochenlang im Bett zu bleiben.«
    »Ist die Krankheit heilbar?« Balenger machte sich eine No‐
    tiz.
    »Nein, aber es gibt ein paar Behandlungsmethoden. In Car‐
    lisles Jugend gab es eine experimentelle Methode mit Blut‐
    transfusionen, die ihm zeitweise das Gerinnungsmittel aus
    normalem Blut zur Verfügung stellten. Seine Eltern hatten pa‐
    nische Angst, dass er bei einem Unfall verbluten könnte, und
    so hielten sie ihn unter strenger Aufsicht im Haus, fast wie
    einen Gefangenen; die Diener übernahmen die Überwachung.
    Er durfte das Familienanwesen in Manhattan niemals verlas‐
    sen. Aber seine Eltern reisten gern und ließen ihn oft allein.
    Man schätzt, dass sie jedes Jahr sechs Monate lang abwesend
    waren. Sie sind immer mit Fotos, Gemälden und Stereoskop‐
    bildern zurückgekommen, auf denen sie ihm die Wunder ge‐
    zeigt haben, die sie gesehen hatten. Er war so darauf prog‐
    rammiert, im Haus zu bleiben, dass er eine Agoraphobie ent‐
    wickelt hat und den Gedanken, ins Freie zu gehen, nicht ertra‐
    gen konnte. Aber nachdem seine Eltern umgekommen waren,
    hat er seine ganze Frustration, seinen Mut und seinen Ärger
    zusammengenommen und geschworen, er würde sich zum
    ersten Mal in seinem Leben an einen anderen Ort begeben. Er
    hatte niemals einen Fuß auf den Gehweg der Fifth Avenue vor
    seiner Haustür gesetzt, aber jetzt war er entschlossen, ein Ho‐
    tel zu entwerfen und selbst in ihm zu leben, in dem wunder‐
    baren, unvorstellbar schönen Badeort, von dem ganz Manhat‐
    tan sprach: Asbury Park. Das Modell, das er für sein Hotel
    verwendete, stammte aus einem dieser Stereoskopbilder, die
    seine Eltern ihm mitgebracht hatten. Eine Mayaruine im mexi‐
    kanischen Dschungel.«
    Balenger bemerkte, wie aufmerksam die Gruppe plötzlich
    wurde.
    »Carlisle beschloss, wenn er schon keine wirkliche Mayapy‐
    ramide sehen konnte, dann würde er sich selbst eine bauen«,
    fuhr der Professor fort. »Das Gebäude war sieben Stockwerke
    hoch und hatte die Höhe, Breite und Tiefe der ursprünglichen
    Pyramide. Aber er hat sie nicht einfach sklavisch nachgeahmt.
    Stattdessen hat er beschlossen, jedes Stockwerk nach innen zu
    versetzen, so dass die Stockwerke allmählich kleiner wurden,
    bis oben nur noch ein Penthouse stand. Eine modifizierte Py‐
    ramide, die die Art‐deco‐Gebäude der 1920er Jahre vorweg‐
    nahm.«
    Rick runzelte die Stirn. »Aber wenn er eine Agoraphobie
    hatte…«
    »Ja?«
    Conklin musterte Rick und wartete darauf, dass er die logi‐
    sche Schlussfolgerung zog. Cora war schneller. »Professor,
    wollen Sie uns erzählen, dass Carlisle in das Hotel zog, in die‐
    sem Penthouse lebte und es niemals wieder verließ?«
    »Nein, das hast du mir gerade erzählt.« Conklin legte ent‐
    zückt die Hände gegeneinander. »Einer der Aufzüge war für
    seinen privaten Gebrauch bestimmt. Tag und Nacht, aber vor
    allem nachts, wenn die Hotelgäste im Bett waren, stand ihm
    eine kleine Version der Welt zur Verfügung. Angesichts der
    Hotelkosten hatte das Unternehmen niemals eine Aussicht
    darauf, einen Gewinn abzuwerfen. Selbst die Reichen hätten
    sich die Sache bei den Preisen, die Carlisle hätte verlangen
    müssen, zweimal überlegt. Leute mit bescheideneren Mitteln
    wären ganz fortgeblieben. Also hat Carlisle die Preise erträg‐
    lich gestaltet. Schließlich war der Zweck des Ganzen, ihn mit
    Leben zu umgeben, und nicht, Profit zu machen.«
    Balenger stellte die logische Frage: »Wie lang hat er gelebt?«
    »Bis zum Alter von zweiundneunzig Jahren. Es ist ein

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