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EB1021____Creepers - David Morell

EB1021____Creepers - David Morell

Titel: EB1021____Creepers - David Morell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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verstecken.«
    »Als wir noch Studienanfänger in einem Seminar waren,
    das der Professor gegeben hat, hat er uns gefragt, ob wir mit
    ihm in ein altes Kaufhaus gehen wollen«, sagte Vinnie.
    Conklin sah amüsiert aus. »Es war nicht ganz ohne Risiko.
    Wenn einer von ihnen verletzt worden wäre oder wenn die
    Universität herausgefunden hätte, dass ich meine Studenten
    zu einem illegalen Unternehmen ermutigt habe, hätte ich ge‐
    feuert werden können.« Die Begeisterung ließ sein Gesicht
    jünger wirken. »Ich nehme an, ich wehre mich immer noch
    gegen die Regeln – ich versuche Unruhe zu stiften, solange ich
    es noch kann.«
    »Es war eine unheimliche Erfahrung«, sagte Vinnie. »Die
    Verkaufstheken in dem Kaufhaus waren noch da. Und ein
    paar Waren. Mottenzerfressene Pullover. Hemden, an denen
    die Mäuse genagt hatten. Alte Registrierkassen. Das Gebäude
    war wie eine Batterie, die die Energie von allem gespeichert
    hat, das jemals in ihm geschehen war. Und dann hat es diese
    Energie wieder abgegeben, und ich hatte das Gefühl, ich könn‐
    te rings um mich her die Anwesenheit dieser lang verschwun‐
    denen Kunden spüren.«
    »Vielleicht gehörst du eher an die Universität Iowa in den
    Kurs Kreatives Schreiben«, zog Rick ihn auf. »Okay, okay, aber
    ihr wisst schließlich alle, was ich meine.«
    Cora nickte. »Ich hab das auch gespürt. Deswegen haben
    wir den Professor gebeten, an uns zu denken, wenn er wieder
    etwas Ähnliches plant. Auch nachdem wir den Abschluss ge‐
    macht hatten.«
    »Jedes Jahr suche ich ein Gebäude aus, von dem ich glaube,
    dass es außergewöhnliche Qualitäten hat«, erklärte der Profes‐
    sor Balenger.
    »Einmal haben wir ein fast vergessenes Sanatorium in Ari‐
    zona infiltriert«, sagte Rick.
    »Und einmal waren wir in einem texanischen Gefängnis,
    das seit fünfzig Jahren aufgegeben worden war«, fügte Vinnie
    hinzu.
    Cora grinste. »Und das nächste Mal haben wir uns auf eine
    aufgelassene Ölplattform im Golf von Mexiko geschlichen.
    Spannend war’s jedes Mal. Also, und was haben Sie sich dies‐
    mal ausgesucht, Professor? Was hat Sie nach Asbury Park ge‐
    führt?«
    »Eine traurige Geschichte.«
    4
    Asbury Park war im Jahr 1871 von dem New Yorker Fabrikan‐
    ten James Bradley gegründet worden, der den Ort nach dem
    Begründer des amerikanischen Methodismus, Bischof Francis
    Asbury, benannt hatte. Bradley suchte sich den Ort am Meer
    aus, weil er sowohl von New York im Norden als auch von
    Philadelphia im Westen aus gut zu erreichen war. Die baum‐
    gesäumten Straßen und prächtigen Kirchen zogen weitere Me‐
    thodisten an, die sich hier ihre Sommerhäuser errichteten. Die
    drei Seen und vielen Parks des Ortes boten sich für Spazier‐
    gänge und Familienausflüge an. Anfang des zwanzigsten
    Jahrhunderts war die eine Meile lange hölzerne Strandprome‐
    nade der Stolz der gesamten Küste. Wenn die Tausende von
    Urlaubern nicht am Strand lagen oder im Wasser herump‐
    lanschten, aßen sie die berühmten ortstypischen Kaubonbons
    oder besuchten das aus Kupfer und Glas errichtete Carousel
    House oder das Palace‐Amusements‐Gebäude, in dem es meh‐
    rere Fahrgeschäfte, eine Bootsfahrt durch den Tunnel der Lie‐
    be, ein Karussell und ein Riesenrad gab. Unter völliger Mis‐
    sachtung der methodistischen Ursprünge des Ortes besuchten
    manche von ihnen auch das prächtig ausgestattete Kasino, das
    sich am südlichen Ende der Promenade erhob.
    Während des gesamten Ersten Weltkriegs, der wilden
    Zwanziger, der Depressionszeit und noch den größten Teil des
    Zweiten Weltkriegs über hielt die Blütezeit von Asbury Park
    an. Aber wie ein Symbol dessen, was noch folgen würde, ver‐
    wüstete ein Hurrikan im Jahr 1944 die Umgebung. Der wieder
    aufgebaute Urlaubsort bemühte sich darum, seine großen Zei‐
    ten erneut aufleben zu lassen; er kämpfte die fünfziger Jahre
    hindurch und hätte es in den sechziger Jahren beinahe er‐
    reicht, als Rockkonzerte die Convention Hall an der Promena‐
    de bis zum Bersten füllten. Die Mauern, die sich noch an die
    harmonischen Klänge von Harry James und Glenn Miller
    erinnerten, erzitterten jetzt unter den hämmernden Rhythmen
    von The Who, Jefferson Airplane und den Rolling Stones.
    Aber um 1970 war der Niedergang schließlich nicht mehr
    aufzuhalten. Rock ‘n’ Roll war ein Merkmal dieser Jahre, eben‐
    so waren es aber auch der Vietnamkrieg, die Protestbewegung
    und die Rassenunruhen. Die Letzteren

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