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Ebbe und Glut

Ebbe und Glut

Titel: Ebbe und Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Burkhardt
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einer Frau herummachte.
    Frank zuckte mit den Schultern. »Bei Rocco weiß man das nie so genau. Ich glaube, er ist ein Teilzeitschwuler.«
    Und ausgerechnet diesen Teilzeitschwulen hatte Frank besonders gern um sich. Also arrangierte Mia sich notgedrungen mit seiner Gegenwart.
     
    Vieles entwickelte sich allerdings genau so, wie Mia es erwartet hatte. Frank brannte darauf, ihre Beziehung schnell in sichere Bahnen zu lenken. Nach vier Monaten zogen sie zusammen, nach weiteren zehn Monaten heirateten sie. Dieser Schritt musste all den Boogies und Roccos unfassbar spießig erschienen sein. Aber keiner von ihnen machte eine abfällige Bemerkung zu ihren Hochzeitsplänen, im Gegenteil, sie freuten sich alle aufrichtig. Vielleicht war Heiraten in ihren Kreisen so exotisch, dass sie es schon wieder toll fanden.
    Die Hochzeit verlief dann allerdings wider Erwarten überhaupt nicht so bunt und schrill, wie Franks Freundeskreis vermuten ließ. Mia und Frank wollten möglichst viele Freunde bei ihrer Feier dabei haben und keine Großtanten und Cousins dritten Grades, die sie gar nicht kannten. Mias Familie hatte kein Problem damit, dass nur die engsten Verwandten eine Einladung erhielten.
    Bei Franks Eltern sah das jedoch anders aus. Als Mia und Frank bei ihnen zu Besuch waren und über die Einzelheiten der Hochzeit sprachen, wurde Mia klar, dass Frank und seine Eltern Welten trennten.
    »Aber Tante Gisela hättest du schon einladen können«, sagte seine Mutter Erika mit leicht beleidigtem Unterton.
    »Tante Gisela?« Frank sah sie entsetzt an.
    »Ja, Tante Gisela. Die hat all die Jahre so viel für dich getan.«
    Frank verdrehte die Augen. »Mutti, das ist ewig her. Ich habe Tante Gisela das letzte Mal bei meiner Konfirmation gesehen, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Und da hast du dreihundert Mark von ihr gekriegt. Das war damals sehr viel Geld.«
    »Das musste ja auch für zwanzig Jahre reichen, danach kam nichts mehr«, knurrte Frank.
    Gekränkt presste seine Mutter die Lippen aufeinander und nestelte an der Tischdecke herum.
    »Ach komm, Junge«, mischte sich nun Franks Vater Hartmut ein. »Eine Person mehr oder weniger spielt doch keine Rolle.«
    »Und wer zahlt das Ganze?«, fragte Frank grimmig.
    »Aber Junge, wir unterstützen euch, das weißt du doch.« Erika wechselte hilflose Blicke mit Hartmut, und Mia vertiefte sich peinlich berührt in das Blumenmuster der Tischdecke.
    Frank stammte von einem Bauernhof in Ostwestfalen. Humor und Toleranz gehörten nicht unbedingt zu den Dingen, die seine protestantischen Eltern auszeichneten. Frank schlug so sehr aus der Art, dass Mia sich fragte, ob er nicht in Wahrheit adoptiert worden war. Bisher hatte sie geglaubt, seine Familie ignorieren zu können. Doch nun begriff sie, dass sie nicht nur Frank, sondern auch seine gesamte Sippe heiratete.
    Frank warf ihr genervte Blicke zu. Er fand diese Diskussion komplett überflüssig. »Mir wäre es fast lieber, ihr würdet uns nicht unterstützen, dann könnten wir die Feier so ausrichten, wie wir es wollen.« Mit beinah kindlichem Trotz schob er seine Unterlippe vor.
    »Jetzt rede doch keinen Unsinn!« Hartmut Lohmann sah deutlich verstimmt aus. »Man heiratet nur einmal im Leben. Das muss was Ordentliches sein. Und dass ihr das nicht alleine stemmen könnt, ist ja klar.« Er sah Mia an. »Das siehst du doch sicher auch so, nicht wahr?«
    Mias Blick flog von Hartmut zu Frank. Sie war natürlich auf Franks Seite. Aber sie wollte ihre zukünftigen Schwiegereltern auch nicht verärgern.
    »Ich möchte vor allem ein schönes Fest haben, bei dem ich mich wohlfühle und Spaß habe«, sagte sie diplomatisch.
    Franks Unterlippe rutschte noch weiter nach vorne. »Spaß haben wir, wenn wir in Hamburg feiern«, murmelte er.
    Erika wechselte einen entsetzten Blick mit Hartmut.
    »Sind wir euch nicht gut genug?«, fragte Hartmut verärgert. »Dann lassen wir es doch gleich bleiben. Ihr habt gefragt, ob ihr hier auf dem Hof feiern dürft. Unsere Idee war das nicht.«
    Da hatte er leider recht. Und während Erika rot anlief vor Verlegenheit und Empörung über diese unangenehme Diskussion, erreichte Franks Unterlippe fast seine Nasenspitze. Grimmig schweigend ergab er sich in sein Schicksal.
     
    Weil das dörfliche Leben Vorrang vor der protestantischen Enthaltsamkeit hatte, dauerte die Hochzeit tagelang. Die Nachbarinnen kamen zum Kränzewinden und fertigten eine Girlande für das große Eingangstor. Dabei gab es jede Menge Schnaps. Frank

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