Echo der Angst - Eden, C: Echo der Angst
»Die Hölle wartet, Arschloch.«
Er riss die Augen auf. Aus seinem Rachen stieg ein Gurgeln. Er hob eine Hand, die blutbefleckten Finger …
Dann fuhr er zur Hölle.
Die Hand fiel wieder zu Boden, und er röchelte ein letztes Mal.
Hinter ihnen flog die Tür auf. » FBI ! Keine Bewegung!«, schrie Kenton.
Die Kavallerie war da. Zu spät. Sie hatte früher mit ihr gerechnet.
Der Bastard musste ihr Mobiltelefon zerstört und das Signal unterbrochen haben.
Kein Wunder. Kyle hatte alle Tricks gekannt.
Man hatte ihn gut vorbereitet.
Aber auch sie war vorbereitet gewesen.
Sie starrte in seine toten Augen. Offenbar hatte sie sich geirrt. Kyle würde nicht für den Rest seines Lebens in Haft mit Romeo versauern.
Romeo würde allein sein. Genau das, was dieser Bastard fürchtete. Sie kannte seine Ängste und wusste, was er am meisten fürchtete. Sie hatte die Wahrheit viele Jahre zuvor in einem blutverschmierten Zimmer herausgefunden, bevor die Polizei sie ihm weggenommen und er geschrien hatte – nach ihr. Romeo wollte jemanden, der mit ihm die dunklen Abgründe teilte. Jemanden, der Tod, Entsetzen und Angst verstand. Jemanden wie er.
Aber er hatte sie verloren und Kyle auch. Jetzt war er allein.
Genau, was Romeo verdient hatte.
***
Mit vorgehaltenem Colt schob sich Hyde direkt hinter Kenton durch die Tür.
Der Gestank von Blut drang ihm in die Nase. Die Ausdünstung des Todes.
Monica erhob sich aus dem Chaos. Ihre Hand war voller Blut, und an der Stirn hatte sie eine dunkelviolette Schramme, die sich bis über die Wange zog. Langsam hob sie die Arme, und er sah, dass sie in der rechten Faust ein Messer hatte.
»Verdächtiger außer Gefecht«, sagte sie knapp. Ihre Stimme zitterte kein bisschen. Sie klang gefasst und nüchtern.
Das war nicht mehr das wehrlose Mädchen von einst, jetzt war sie eine Frau, die sich zu wehren wusste.
Diesmal hatte sie den Killer zur Strecke gebracht.
Manchmal, sehr oft sogar, wünschte Hyde, er hätte sie auch den anderen Bastard erledigen lassen.
Aber was wäre dann aus ihr geworden, und was war sie jetzt?
Sie ließ das Messer fallen. »Monroe … ist Kyle West. Er hat vor sechzehn Jahren seine Mutter ermordet, außerdem Saundra Swain, Sally Jenkins, Patty Moffett … « Sie musste schlucken. »… Laura Billings, und er hat Special Agent Samantha Kennedy überfallen.«
Wer war sie?
Eine verdammt gute Polizistin.
»Monica«, rief Dante. Er brodelte über vor Gefühlen – Zorn, Angst, Begehren – , das totale Gegenteil Monicas.
Er war immer das Gegenstück zu ihr gewesen. Das hatte Hyde in dem Augenblick erkannt, als er sie in Quantico das erste Mal zusammen erlebt hatte. Gemeinsam waren die beiden ein starkes Team.
Als Monica Dantes Stimme hörte, schloss sie die Augen, und das Eis schmolz. »Luke.« Sie wandte sich um und stürzte auf ihn zu. Dante setzte sich auf dem behelfsmäßigen OP -Tisch auf. Um Beine und Hüfte lagen immer noch die dicken Gurte, und wie es aussah, hatte ihn der Mörder übel zugerichtet.
»Agent verletzt!«, dröhnte Hyde. »Schickt sofort die Sanitäter rein!«
Zwei Deputys lagen auf dem Boden. Monroe hatte eine klaffende Stichwunde in der Brust und atmete nicht mehr. Lee Popes Brustkorb hob und senkte sich, aber er sah echt übel aus.
»Deputy außer Gefecht!«, schrie Kenton.
Außer Gefecht, aber am Leben, und seine Agenten auch. Hyde wollte beruhigt aufatmen, aber der Gestank des Bluts schnürte ihm die Kehle zu.
Viel zu viel Blut. Die Sanitäter mussten die Hufe schwingen. Monica schlang die Arme um Dante. Hielt ihn fest.
Presste ihren Mund auf seinen.
Kein Eis.
Nicht mehr.
***
Luke zog Monica an sich. Er vergrub die Hände in ihrem Haar und drückte ihren Kopf sanft nach hinten.
Um sie besser küssen zu können.
Furcht pumpte durch seine Adern. Zu knapp. Fast hätte er sie verloren.
Seine Lippen schlossen sich um ihre. Er schmierte sie mit seinem Blut voll, aber das war ihm egal. Dieser Bastard hatte versucht, sie ihm wegzunehmen. Als Kyle oder Vance oder wie zum Teufel er in Wahrheit heißen mochte über den Tisch auf sie angelegt hatte …
Ihm wäre fast das Herz stehengeblieben.
Der Killer hatte ihn gut eingeschätzt. Er hatte sich nicht wehren können, und er hatte gewusst, was ihn erwartete.
Dann war Monica gekommen und hatte ihn befreit und den Serienmörder getötet.
Er packte ihr Haar fester. Sie war echt. Sie lebte. Er spürte, dass ihr Herz ebenso raste wie seins.
In Sicherheit.
Nie mehr
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