Echo der Liebe
armen Ahnungslosen. Niemand kann eine Tasse füllen außer dem Herrgott höchstpersönlich. Niemand."
Dass Cora regelmäßig in die Kirche ging, wusste Echo zwar, doch sie selbst hatte überhaupt keinen Bezug zu Gott. Er kümmerte sich um seine Angelegenheiten und sie sich um ihre. "Du willst mir doch nicht etwa eine Predigt halten, oder?", vergewisserte sie sich.
Wieder lachte Cora. "Nein. Mir ist nur soeben eine kleine Erkenntnis gekommen, das ist alles. Aber du hast eine Tasse, Echo, und Rance auch. Wie jeder andere Mensch auf der Welt. Ich weiß zwar nicht, wie deine aussieht, aber die von Rance müsste dringend einmal repariert werden, so viel steht fest."
"Ich weiß nicht, was das mit mir...", warf Echo schwach ein.
"Natürlich nicht." Cora tätschelte zärtlich Echos Hand. "Aber denk mal drüber nach."
Als ob ihr überhaupt eine andere Wahl bliebe. "Okay", versprach Echo und steckte den Zwanzigdollarschein wieder in die Kasse.
Zehn Minuten später kam Cheyenne Bridges Mutter Ayanna in den Laden.
"Brauchen Sie Hilfe?", erkundigte sie sich.
"Allerdings", entgegnete Echo, wobei sie nicht die Arbeit im Buchladen meinte. Sie überlegte einen Moment. "Ich könnte wirklich eine Aushilfe brauchen. Aber ich kann nur wenig zahlen - und leider noch nicht versprechen, dass die Stelle sicher ist.
Ayanna strahlte. "Dann bin ich die perfekte Kandidatin. Dank meiner Tochter und meinem künftigen Schwiegersohn muss ich mir um Geld keine Gedanken machen. Früher habe ich unter anderem Regale im Supermarkt eingeräumt und Einkäufe in Tüten gepackt, aber irgendwann hat mein Rücken da nicht mehr mitgespielt. Doch ich vermisse es, das Haus zu verlassen und zur Arbeit zu gehen. Ich kann einfach nicht die Hände in den Schoß legen."
Trotz allem musste Echo lachen. "Ich auch nicht", gestand sie. "Haben Sie irgendwelche Erfahrungen im Buchhandel?"
Ayanna schüttelte den Kopf, ihre langen silbernen Ohrringe klimperten hübsch. "Nein", gestand sie ehrlich. Sie trug das grau melierte Haar zurückgebunden und außerordentlich farbenfrohe Kleidung. Bestimmt würde es Spaß machen, mit ihr zusammenzuarbeiten. Außerdem wirkte sie intelligent und kompetent. "Und Sie?"
Echo lachte. "Nein. Ich tue nur so, als ob." Ein Lieferwagen hielt vor der Tür und brachte neue Bücher. Jedes einzelne musste katalogisiert werden, außerdem musste sie endlich ein Geschäftskonto bei der Bank eröffnen und sich um ihre Buchführung kümmern.
"In jedem Fall kann ich gut mit einer Kasse umgehen." Ayanna streichelte Avalon, die um die Theke herumgelaufen war und ihren Kopf still an die Beine der Frau schmiegte. "Außerdem habe ich jahrelang als Bedienung gearbeitet. Sagen Sie mir einfach, was zu tun ist. Alles andere können wir später besprechen. Und wenn wir uns nicht einig werden, dann schütteln wir uns einfach die Hand und lassen es. Wie klingt das?"
Langsam fühlte Echo sich besser. Das Leben ging weiter. "Sie sind engagiert", verkündete sie.
Der Lieferant brachte Paketstapel in den Laden, die Echo und Ayanna bis zur Nasenspitze reichten. Kunden kamen in den Laden, kauften Bücher und verabschiedeten sich. Viele von ihnen erzählten von dem Zeitungsartikel.
Während einer kleinen Flaute am Nachmittag lief Echo schnell mit den Einkünften vom Samstag zur Ban k. Als sie zurückkam, packte Ayanna gerade eine erstaunliche Anzahl Bücher für eine dickleibige Frau ein, die Echo ein Lächeln schenkte und den Laden verließ. Avalon folgte ihr bis zur Tür und presste wimmernd die Nase gegen das Glas. Überrascht wechselten Echo und Ayanna einen Blick. Vermutlich kannte Ayanna Avalons Geschichte nicht, andererseits war Indian Rock eine Kleinstadt.
"Was ist denn nur mit Avalon los?", wunderte sich Echo.
"Vermutlich fühlt sie sich einsam", sagte Ayanna. "Das gerade war Nell Jenson. Sie und ihr Mann Roy haben ein Anwesen außerhalb der Stadt und mindestens ein halbes Dutzend Hunde."
Vielleicht war es ein Fehler, Avalon in der Stadt zu halten, in ihrer winzigen Wohnung und dem Laden, dachte Echo. Vielleicht wäre sie auf einer Ranch glücklicher.
Es gab so viele "Vielleichts". Nichts schien mehr sicher.
"Ich habe sie gefunden, wissen Sie. Avalon meine ich. Vor einem Truckstop in der Nähe von Tuscon. Sie war offenbar schon eine Weile allein. Ich weiß nicht, ob sie ausgesetzt wurde oder weggelaufen ist."
Ayanna, die gerade dabei war, das Bargeld in der Kasse zu sortieren, sah erst Avalon und dann Echo an. .Es war richtig von Ihnen, sie
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