Echo der Vergangenheit (German Edition)
den Killern aufnehmen, ohne mit der Wimper zu zucken.
So wirkte es nach außen.
Aber hier, bei Luke, musste sie sich nicht verstellen. Er war der Einzige, der hinter ihre Maske schauen konnte.
Das war schon immer so gewesen.
Monica stellte sich auf die Zehenspitzen, legte die Hände an seinen Hinterkopf und küsste ihn, lange und ausdauernd.
Er zog sie fest an sich, und sie genoss es, seine kräftigen Muskeln zu spüren und zu fühlen, dass er wirklich da war und sie sich nicht mehr allein mit den Monstern herumschlagen musste.
Aber sie roch nach Tod, und sie wollte nicht, dass dieser Geruch zwischen ihnen stand.
Monica löste sich aus seiner Umarmung. »Ich muss … «
Er sah sie mitfühlend an. »Waschen wir es ab.«
Weil er sie kannte.
Er nahm sie an der Hand und zog sie in das dampfige Badezimmer. Diesen Trick wandten sie oft nach der Arbeit an ihren Fällen an: Sie versuchten, alle Erinnerungen an den Tod abzuwaschen.
Meist funktionierte dieser Trick indes nicht. Erinnerungen ließen sich nicht abwaschen. Aber sie wollte Luke nicht berühren, wenn sie dem Tod so nahe gekommen war.
Luke drehte die Dusche auf. Sobald das Wasser floss, ließ er sein Handtuch fallen.
Sie begann, ihre Bluse aufzuknöpfen.
»Lass mich.«
Bedächtig, ganz bedächtig zog er ihr die Bluse aus und warf sie zu Boden.
***
Sein Instinkt führte Kenton zurück zu Loras Haus. Das Grundstück war mit gelbem Flatterband gesichert. An den Seiten war das vormals weiße Haus jetzt schwarz vom Ruß, und die Fenster in der unteren Etage waren zersprungen.
Er brauchte nur die Augen zu schließen, und schon konnte er wieder sehen, wie Lora aus dem Feuer geflogen kam, und als er die Augen wieder öffnete, sah er einen Mann, der langsam um die rechte Hausecke schlich.
Kenton zog seine Waffe und bückte sich unter dem Band durch. Das alte Sprichwort stimmte: Manche Täter konnten es einfach nicht lassen, zum Tatort zurückzukehren. Manche erregte es, das Leid zu sehen, das sie angerichtet hatten, andere kamen zurück aus Angst, Beweisstücke zurückgelassen zu haben.
Kenton fragte sich, warum Detective Malone zum Tatort zurückgekehrt war.
Sorgfältig vermied Kenton es, auf die Scherben zu treten. Langsam näherte er sich seinem Opfer.
Malone hatte sich gebückt, sein Blick ruhte auf dem Sockel des Hauses.
Kenton richtete die Waffe genau auf den Rücken des Detectives. »Hände hoch, Malone. Schön langsam.«
Malone erstarrte. »Was zum … Lake?« Er machte Anstalten, sich umzudrehen.
»Hände hoch! Ich würde Ihnen ungern eine Kugel verpassen, nur weil Sie nicht hören wollen.« Das war gelogen. Im Augenblick juckte es ihm schwer in den Fingern, abzudrücken.
Malone hob die Hände. Noch immer war er dem Haus zugewandt.
»Lassen Sie sie oben.« Kenton trat rasch auf Malone zu und nahm seine Waffe. »Jetzt drehen Sie sich um.«
Langsam befolgte Detective Malone den Befehl. »Was zum Teufel ist hier los, Special Agent Lake?«
Kenton fixierte den Mann. »Sagen Sie’s mir.« Er würde ihn seinen Zorn nicht spüren lassen – noch nicht.
»Ich untersuche den Tatort! Was glauben Sie denn?«
»Wieso sind Sie heute nicht an Ihr Handy gegangen?«
Er blinzelte. »Ich bin nicht … « Er sah zu dem Mobiltelefon hinunter, das an dem Gürtel um seine Hüfte hing. »Der Akku muss leer sein.«
Klar. »Muss wohl.«
Malone lief rot an. »Nehmen Sie die Waffe runter!«
Nein. »Ihre Leute haben Sie den ganzen Vormittag gesucht.«
»Mich?« Er hob die Brauen. »Weshalb?«
»Weil Sie Verdächtiger in einer Morduntersuchung sind.«
»Blödsinn.« Malone ließ die Hände sinken.
Kenton schüttelte den Kopf. »Tun Sie das nicht.«
Sofort hoben sich die Hände wieder. »Schauen Sie, ich weiß nicht, was hier läuft, aber … «
»Kyle ist tot.«
»Was?«
»Bob Kyle ist tot, und bei unserer Untersuchung ist Ihr Name im Zusammenhang mit mehreren der Opfer aufgetaucht.«
Malone fiel die Kinnlade herunter. Bestürzt starrte er Kenton an.
»Wieso sind Sie hier?« Kenton ließ den Blick zu Loras Haus wandern. »Wollten Sie sich ein Souvenir holen?« Serienmörder und ihre Andenken – sie alle sammelten Souvenirs.
»Nein, verdammt.« Zorn loderte in Malones Worten.
Aber Kenton hatte auch kein sofortiges Geständnis erwartet. »Sie werden mit auf die Wache kommen und mir ein paar Fragen beantworten müssen.«
»Sie verhaften mich? Sie halten mich ernstlich für den Täter? Das ist doch Un…«
»Unsinn. Genau. Das sagten Sie schon.«
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