Echo der Vergangenheit (German Edition)
Malone sie nicht hören konnte. Sobald sie Phoenix’ Stimme gehört hatte, hatte sie den Raum genauestens mit den Augen abgesucht. Kurz zuvor hatte sie noch mit Malone gesprochen, aber während des Anrufs war er gewiss nicht im Großraumbüro gewesen.
»Sich hätten sich einfach nach draußen schleichen und von einer ruhigen Stelle aus einen Sechzig-Sekunden-Anruf machen können.« Kenton neigte den Kopf. »Oder haben Sie geglaubt, diese Möglichkeit würden wir übersehen? Sie waren vor dem Anruf dort und auch hinterher, aber niemand kann sich erinnern, Sie während des Telefongesprächs gesehen zu haben.«
»Das ist doch Unsinn!«
»Sie wiederholen sich.« Kenton zuckte die Achseln. »Ein einziges Alibi. Mehr brauchen wir nicht.«
»Was ist mit heute?« Sam umrundete den Tisch und ging auf ihn zu. »Sagen sie uns, wo Sie waren, als Bob Kyle starb.«
Detective Malone presste die Lippen aufeinander.
»Sie fuhren in die Feuerwache«, fügte Kenton hinzu. »Aber wo waren Sie hinterher?«
»Bei Loras Haus. Dort haben Sie mich verhaftet. Sie wissen genau, wo ich war.«
»Wo waren Sie in der Zeit dazwischen?«
Detective Malone schluckte. »Ich bin von der Feuerwache direkt zu Loras Haus gefahren.«
»Verdammt.« Es war Lawrence, der diesen Fluch ausstieß. »Ich rufe bei der Gewerkschaft an und lasse einen Anwalt für ihn kommen. So läuft das nicht … «
»Ich sehe nicht tatenlos zu, wie eine Freundin beinahe stirbt.« Detective Malone hatte das Kinn trotzig vorgeschoben. »Ich bin hingefahren, um mir das Grundstück noch mal anzusehen, und ich war die ganze Zeit dort!«
»Dann können Sie nur hoffen, dass ein Nachbar Sie gesehen hat.« Kentons Körper wirkte zum Zerreißen gespannt. »Denn, Malone, es sieht nicht gut aus für Sie. Gar nicht gut.«
***
»Was für ein Chaos!«, sagte Kenton, als er und Samantha in den Raum mit dem Blick auf das Vernehmungszimmer traten.
»Das ist mein Mitarbeiter, den Sie da auseinanderzunehmen versuchen«, verteidigte Captain Lawrence nun endlich Malone. Zu spät und nicht sehr überzeugend. »Er hat kooperiert und Ihre Fragen beantwortet … «
»Er hat mir nicht ein einziges Alibi geliefert«, fuhr Kenton ihn an. Er war nicht in der Stimmung, sich von Lawrence etwas sagen zu lassen. Nicht jetzt. Nicht, solange ihm noch dauernd Kyles verkohlte Überreste vor Augen standen. »Malone ist nicht gerade das Paradebeispiel eines kooperationsbereiten Verdächtigen.« Während Kenton sprach, hatte er Monica keine Sekunde aus den Augen gelassen. »Was hast du gesehen?«
»Nicht genug.« Sie seufzte und begann, mit langen Schritten im Raum auf und ab zu gehen. »Er hat kein einziges Mal die Fassung verloren. Er ist wütend, aber er hat sich im Griff.«
Das schätzte Kenton genauso ein. Malone war wütend, aber es war nicht die rasende Wut eines Killers. Der Mann wirkte eher total genervt, dass man ihn vernahm. Die meiste Zeit war Malone seinem Blick nicht ausgewichen, er hatte auch nicht fahrig mit den Händen gefuchtelt.
»Ich schicke meine Leute zu Loras Nachbarn«, sagte Lawrence und nickte entschlossen. Es war das erste Mal, dass Lawrence wieder eine gewisse Beherztheit ausstrahlte, seit er das Interview gegeben und zu viele Informationen ausgeplaudert hatte. »Sie werden einen Zeugen finden, der den Verdacht gegen Malone entkräften kann.«
Mit diesen Worten verließ der Captain das Zimmer, vermutlich, um ihnen nicht länger in die Augen sehen zu müssen.
Kenton wartete, bis er sicher sein konnte, dass sie unter sich waren. »Komm schon, Monica, gib mir irgendwas, das ich gegen den Mann verwenden kann.«
»Mag sein, dass er Phoenix ist.« Monica zuckte die Achseln. »Aber ich brauche mehr. Ich kann noch nicht sagen, ob ich ihn für den Killer halte.«
Das war nicht hilfreich. »Verdammt.«
»Sein Vater kam bei einem Brand um«, sagte Jon Ramirez. »Er hängt mit den Feuerwehrleuten rum. Er hat mit Kentons Freundin geschlafen … tut mir leid, Kenton. Der Mann hat die nötigen Kenntnisse und ein Motiv. Ein bestechendes Motiv.«
»Verbrecher jagen.« Sam nickte. »Für Polizisten ist das mit Sicherheit ein Motiv.«
»Nicht nur für Polizisten.« Monica betrachtete Malone, der sich wieder hingesetzt hatte und auf den venezianischen Spiegel starrte.
Nicht, dass er etwas hätte sehen können.
»Wie lange werden wir ihn festhalten können?«, fragte Sam.
Kenton hielt den Blick unverwandt auf Malone gerichtet. Hatte dieser Mann Lora bedroht? Kentons Wut war so riesig,
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