Echo der Vergangenheit (German Edition)
ganze Zeit das Gefühl, ich müsste gleich kotzen. Die ganze Zeit habe ich gezittert, mein Magen war ein einziger Knoten, und die Brust tat mir so weh, dass ich kaum Luft bekommen habe.«
Er hatte die Befragung zwar nicht miterlebt, hatte aber draußen im Flur gestanden. »Du bist nicht rausgerannt.«
»Was?« Sie kniff die Augen zusammen. »Natürlich nicht.«
»Was heißt da ›natürlich‹? Jemand anderer hätte das vielleicht getan. Jemand anderer wäre möglicherweise gar nicht erst reingegangen. Du bist geblieben. Du hattest Angst, dir war schlecht, du hast aber nicht gekniffen.«
»Ich wollte aber.« Eine Träne lief ihr über die Wange. Sie wischte sie mit zittrigen Fingern weg. »Nächstes Mal tue ich es vielleicht auch.«
»Vielleicht auch nicht.«
»Vielleicht.« Sie nickte zögerlich. »Luke, erzähl das niemandem, ja?« In ihren Augen standen Tränen.
Sie versuchte, den Schein zu wahren und erinnerte Luke sehr an Monica, denn beiden Frauen waren Überlebende.
Sam fummelte an den Knöpfen herum und drehte lauter. »Wir sollten besser zuhören.«
»Als Mike Randall verhaftet wurde, waren Sie vor Ort, nicht wahr?«, klang Monicas ruhige Stimme aus den Lautsprechern.
»Ja, und noch mindestens drei weitere Polizisten.«
»Bei dem Brand, den er gelegt hatte, kam ein junges Mädchen ums Leben, richtig?«
»Ja.«
»Fanden Sie es gerecht, dass die Mutter ihre einzige Tochter verlor und Randall nicht mal ins Gefängnis musste?«
Stille.
»Detective Malone?«, hakte sie mit ihrem leichten Südstaatenakzent nach. »Fanden Sie es gerecht … «
»Natürlich nicht, verdammt! Aber dieser Idiot von Staatsanwalt hat sich auf einen Vergleich eingelassen, und ich durfte dann Candace die Nachricht überbringen, dass das kleine Monster, das ihre Tochter umgebracht hatte, Therapie bekommt, während Tonya Kelly nur ein Loch in der Erde bekam.«
»Welche Strafe hätten Sie für Mike Randall für angemessen gehalten?«
»Woher soll ich das wissen?« Malone schüttelte den Kopf. »Ich bin doch nicht der Richter.«
»Aber wenn Sie es wären?« Sie senkte die Stimme. »Wenn Sie die Macht gehabt hätten, über Mike Randalls Schicksal zu entscheiden? Was hätten Sie getan?«
»Ihn in einen verdammten Käfig gesperrt!«
»Für wie lange? Denn wenn er wieder rausgekommen wäre … « Sie zuckte die Achseln. »Hätte er wieder Brände gelegt. Er war süchtig danach.« Monica schwieg und starrte Malone fragend an. »Wie hält man jemanden wie Mike Randall auf?«
»Manche dieser Killer kann man nur mit einer Kugel aufhalten. Sonst richten sie immer nur noch mehr Unheil an.«
»Mit einer Kugel … oder einem Brand. Möglicherweise war das Feuer, das er so liebte, eine perfekte Möglichkeit, ihn umzubringen.«
Malone umklammerte die Tischkante, bis seine Fingerknöchel weiß hervortraten. »Ja, möglicherweise.«
Sieh an … und möglicherweise war Malone ja gar nicht mehr weit von einem Geständnis entfernt.
***
»Nein! Nein, lassen Sie mich los!« Die Frau mit dem langen, roten Haar wehrte sich mit aller Kraft gegen den Feuerwehrmann, der sie gepackt hatte. Der Himmel war dunkel, die Sonne verschwunden, und die Flammen schlugen immer höher aus dem zweistöckigen Haus.
Ein Baby weinte, laut und verzweifelt, und Kenton sah, dass die Mutter es fest an sich presste.
»Ma’am, wir müssen Sie untersuchen. Lassen Sie uns das Baby … «
»Brian ist noch da drin! Ich wollte nur das Baby rausbringen, aber jetzt gehe ich zurück und hole meinen Sohn! Ich hole … «
»Sie kapieren es einfach nicht«, brummte Garrison, der neben Kenton stand. »Die Zeit reicht nicht, um noch mal reinzulaufen. Wenn man noch mal reingeht, obwohl sich die Flammen schon so weit ausgebreitet haben, ist man sofort tot.«
»Brian!« Die Frau sank auf die Knie und schrie wieder und wieder seinen Namen.
Zwei Feuerwehrleute stürzten aus dem Haus.
Hoffnungsvoll sprang die Frau auf, aber die Arme der beiden waren leer.
»Nein!«
Die Flammen schlugen immer höher.
Es tat weh, ihr Leid und ihre Angst mit ansehen zu müssen.
Einem Sanitäter gelang es, ihr das Baby aus den Händen zu nehmen. Doch dann versuchte sie wieder loszurennen, direkt in das brennende Haus. Die beiden Feuerwehrleute, die gerade herausgekommen waren, rissen sie zurück.
»Bitte, lassen Sie mich rein, ich muss ihn finden, lassen Sie mich … Brian!«
»Wo ist Lora?«, fragte Kenton mit schroffer Stimme. Dabei wusste er, wo sie war. Die beiden Uniformierten, die zu
Weitere Kostenlose Bücher