Echo der Vergangenheit (German Edition)
Augenblick bin ich nicht sonderlich glücklich mit ihm.« Dafür hatten seine Worte zu sehr gesessen.
»Er hat Angst, denn durch Sie … wird der Fall zum persönlichen Rachefeldzug.«
Kent stand auf und kam auf sie zu.
»Es ist schlimm genug, wenn man die Opfer nicht persönlich kennt.« In Ramirez’ Stimme schwang etwas mit, das klang, als habe er das schmerzvoll am eigenen Leib erleben müssen. Sie sah ihn an, aber sein Gesicht war so ausdruckslos wie immer. Selbst wenn er Kent aufzog und mit ihm herumalberte, verzog er keine Miene. Es war, als fühle er sich zu solchem Geplänkel lediglich verpflichtet, um halbwegs dazuzugehören.
»Wenn es um jemanden geht, der einem am Herzen liegt … « Er zuckte die Achseln. »Dann sieht alles ganz anders aus.«
Lora schluckte.
»Wir sind fertig.« Kentons Arm streifte ihren. »Monica will uns auf dem Polizeirevier treffen. Sie hat Informationen über die anderen Opfer für uns.«
Ramirez nickte. »Ich treffe euch dann dort.« Schon schlängelte er sich geschickt durch die Menschentraube im Senderaum.
Kent nahm Loras Hand. »Wir müssen reden.«
Es dauerte keine Minute, bis er ein leeres Büro gefunden hatte – Toms Büro, wie in glänzenden goldenen Großbuchstaben an der Tür stand. Kent schob Lora hinein, knallte die Tür zu und starrte sie an.
Sie starrte unverwandt zurück. Sie würde auf gar keinen Fall nachgeben.
»Es … es tut mir leid.« Seine Worte klangen harsch, hilflos. »Das mit Carter, ich wollte nicht … « Er trat vor, hob die Hände, als wolle er sie berühren, schien dann aber zu erstarren. »Er kommt nicht an dich ran.«
Aber Phoenix hatte schon einmal das Gegenteil bewiesen. »Was ist mit eurem Zeugen? Ramirez hat mir berichtet … «
»Der Zeuge ist in Sicherheit. Wir bewachen ihn an einem geheimen Ort.« Die schwachen Fältchen rund um seinen Mund schienen sich zu vertiefen. »An den kommt Phoenix nicht ran.« Er legte die Hände auf ihre Arme. »An dich auch nicht.«
Er küsste sie, presste die Lippen fest auf ihre.
Hunger. Lust. Leidenschaft. Alles da, allgegenwärtig.
Aber … da war mehr.
Sie spürte, wie ein Schauder durch ihren Körper lief, und schlang ihm die Arme um den Hals.
Kent küsste sie voller Leidenschaft, doch dann gab er plötzlich einen Knurrlaut von sich.
Er löste sich von ihr und sagte: »Ich habe dich gerade erst gefunden, ich werde dich nicht verlieren.«
***
Was zur Hölle … ?
»Zeuge der Phoenix-Brände: Polizei von baldiger Verhaftung überzeugt.«
Während er die Schlagzeile anstarrte, begann er am ganzen Leib zu zittern. Nein. Nein, es gab keine Zeugen. Dafür war er viel zu gewissenhaft vorgegangen.
Aber auch in der LeRoy war er gewissenhaft vorgegangen. Er war fest davon überzeugt gewesen, das Haus sei leer, dabei hatte Larry sich dort seine Drogen eingepfiffen und ihn beobachtet.
Um Larry hatte er sich gekümmert. So einfach.
Es durfte keine offenen Enden geben. Keine Verstrickungen. Keine Verbindung.
Keine Zeugen.
Er starrte auf seine Hände und betrachtete die dunkle Asche unter seinen Nägeln. Es rief ihn schon wieder.
Brenne!
Es rief ihn in immer kürzeren Abständen. Das Scheusal war aus seinem Käfig ausgebrochen. Das Feuer – oh, wie es ihn in Versuchung führte!
Süßes, süßes Feuer.
Zeugen durfte es nicht geben.
Er griff zum Telefon, räusperte sich und rief seinen Kontaktmann an. Er wusste aus jahrelanger Erfahrung, wie der Laden lief. Die SSD sollte sich ruhig der Illusion hingeben, ihr Zeuge sei in Sicherheit – ah, dabei war es so einfach, an Informationen zu kommen.
Man musste nur wissen, wen man fragen musste.
14
Sie saß im Vernehmungszimmer. Schon wieder. Lora trommelte mit den Fingern auf dem Tisch und versuchte, nicht auf ihrem sehr unbequemen Stuhl herumzurutschen.
»Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.« Monica saß ihr gegenüber. Sie sah perfekt aus, wie immer, während Lora nach Rauch roch und ihre Kleidung völlig zerknittert war. »Ich wüsste gern, warum sich unser Täter so auf Sie fixiert hat.«
»Was heißt das? Sie wollen herausfinden, warum er letzte Nacht mein Haus angezündet hat?« Lora lächelte gequält. »Das wüsste ich auch gern.«
Kent zog den Stuhl neben ihr zu sich heran, dessen Beine quietschend über den Boden schleiften.
Nach dem Kuss hatten sie kaum noch miteinander gesprochen. Er hatte sich aus ihren Armen gelöst, sie mit schier unerträglich intensivem Blick angestarrt und sie dann zum Polizeirevier gefahren. Es war
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