Echo der Vergangenheit (German Edition)
gut, dass sie nicht weiter gesprochen hatten. Denn Lora wusste nicht, was sie ihm hätte sagen sollen.
Sie konnte nicht mehr einschätzen, was zwischen ihnen ablief.
Sex. Ja. Gott, ja. Aber … auch mehr.
Wut, Begierde, Leidenschaft, Angst … sie konnte die Gefühle kaum mehr auseinanderhalten.
»Wir haben letzte Nacht an der Grenze zu deinem Grundstück ein zerbrochenes Streichholz gefunden«, sagte Kent.
Sie sah ihn verblüfft an. »Das sagst du mir jetzt erst?« Das war ja eine Riesensache! »Glaubst du, Phoenix hat es fallen gelassen und … «
»Wir haben an dem Streichholz keine DNA -Spuren gefunden«, fiel Monica Lora ins Wort.
Mutlos ließ Lora die Schultern sinken. Sie sah, wie Kent sich auf die Lippe biss – er war genauso enttäuscht wie sie.
»Aber heute gehen wir neuen Hinweisen nach.« Monica breitete die Bilder der Opfer auf dem Schreibtisch aus. Lora fixierte das von Carter und wartete auf den Schmerz.
Er kam nicht. Sie fühlte eher eine Welle der Traurigkeit.
Was hätte alles sein können …
»Abgesehen von Creed – hatten Sie mit einem der Opfer vor seinem Tod Kontakt?«, fragte Monica.
Lora musterte die noch nicht entstellten Gesichter aus der Zeit vor Phoenix’ Bränden und schüttelte den Kopf. »Nur mit Skofield. Das habe ich Kenton schon erzählt. Die anderen sind mir vielleicht mal auf der Straße begegnet, aber ich kannte sie nicht.« Gut, ihr Bruder hatte Tom Hatchen ein- oder zweimal erwähnt. Er hatte ihn als Idioten bezeichnet, aber kennengelernt hatte sie ihn nie.
»Jennifer … « Monica tippte mit dem Fingernagel auf das Bild. »Tom.«
»Ich kannte sie nicht.«
Kent beugte sich vor. »Irgendetwas muss da sein. Louis Jerome starb, weil er etwas gesehen hatte oder wusste. Man hatte uns informiert, er wolle über einen Brandstifter reden … «
»Nur, dass der Brandstifter ihn sich vorher geschnappt hat«, beendete Monica den Satz.
»Weil er nicht wollte, dass jemand redet.« Kenton seufzte tief. »Anscheinend hat er herausgefunden, dass Larry auch etwas gesehen hatte, und deswegen hat er ihn umgebracht.« Er strich über die Fotos Jennifer Langleys, Tom Hatchens und Charlie Skofields. »Aber diese drei … diese drei … «
»Vielleicht haben die auch etwas gesehen«, platzte Lora heraus. Falls der Mörder Zeugen umbrachte, war das denkbar. »Da muss es keine Verbindung zu mir geben.« Denn diese Vorstellung gefiel ihr gar nicht.
In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Vernehmungszimmer langsam.
Im Türrahmen tauchte eine Frau auf, deren kleine Nase eine Brille mit Drahtgestell zierte. Das rote Haar hatte sie zu einem festen Knoten hochgesteckt. »Vielleicht war es andersherum, der Täter hat diese Leute gesehen.«
Kenton sprang auf. »Sam?«
»Was tust du denn hier?«, fragte Monica mit weit aufgerissenen Augen.
Die Frau straffte die schmalen Schultern. »Hyde hat mich mit Dante hier heraufgeschickt. Zu eurer Unterstützung. Ich arbeite mit Jon Ramirez.«
Hinter ihr stand Ramirez, das Gesicht wie immer völlig ausdruckslos.
»Ich dachte, du würdest eine Zeit lang Urlaub machen«, brummte Kenton.
»Das war mir zu langweilig.« Sam leckte sich die Lippen. »Ich habe da etwas, das ich euch zeigen wollte.«
Monica stand auf und ging auf sie zu. »Geht es dir wieder besser?«, fragte sie besorgt.
Oh – wenn sich jemand wie Monica besorgt zeigte, musste der Frau wirklich etwas Schlimmes zugestoßen sein.
Sams Lächeln war spröde. »Ja. Mach dir um mich keine Sorgen.«
Lora wusste, wonach diese Worte klangen. Nach einer Lüge.
Die neue Agentin gab Monica eine Akte, dann richtete sie den Blick auf Lora. »Lora? Lora Spade?«
Lora lächelte und gab sich Mühe, möglichst freundlich zu schauen. »Allmählich kennt meinen Namen jeder, wie?«
»Ich habe mir … Ihre Akte angeschaut.«
Auch das noch. Lora musste sich zwingen, ihr Lächeln beizubehalten.
»Ich habe mir ganz viele Akten angeschaut. Es gibt keine Verbindung zwischen Ihnen und den anderen Opfern, abgesehen davon, dass Sie damals bei Skofields Unfall zum Rettungsteam gehörten.« Sam setzte sich neben Lora.
Keine Verbindung? Ganz richtig. Das hatte sie ihnen ja die ganze Zeit klarzumachen versucht.
»Nach allem, was ich zusammentragen konnte, haben sich die Opfer untereinander auch nicht gekannt.«
»Sam – Special Agent Samantha Kennedy – kann mithilfe eines Computers alles finden«, sagte Kenton, und seine Hochachtung für seine Kollegin war nicht zu überhören. »Sie tippt auf ein
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