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Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Titel: Echo des Blutes: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Zuständigkeit ihrer Gerichte.
    Ehe sie Philadelphia verließen, überredete Jessica Byrne, kurz bei ihm zu Hause anzuhalten, damit er duschen, sich rasieren und die Kleidung wechseln konnte. Jetzt sah er fast wieder wie ein normaler Mensch aus.
    Unterwegs tranken sie einen Kaffee. Als Jessica wieder in den Wagen stieg, fiel ihr ein, dass sie ihren Partner noch etwas fragen wollte. Es hatte so wenig mit dem Fall zu tun, wie man sich nur vorstellen konnte.
    »Du hast nicht zufällig ein Stück grünes Garn in deinem Van gefunden, oder?«
    »Nein«, sagte Byrne. »Meinst du das Garn, das um die Schachtel mit den Sachen von deiner Mutter gewickelt war?«
    Jessica nickte. Der Gedanke, das Garn verloren zu haben, machte sie krank. »Ich habe überall nachgesehen und alle gefragt. Es ist weg.«
    »Vielleicht taucht es wieder auf.«
    Jessica hatte keine große Hoffnung. Der materielle Wert des Garns tendierte gegen null, aber es hatte ihrer Mutter gehört. Und deshalb war es unbezahlbar.
    Der Ort Garrett Corners war nur ein kleiner Fleck auf der Landkarte in der Nähe der I-80 und lag inmitten hügeligen Farmlands. Wenn man dort wohnte und etwas haben wollte, was man in dem Gemischtwarenladen, dem kleinen Baumarkt oder einer der beiden Imbissbuden nicht bekam, brauchte man höchstens dreißig Meilen bis zur nächsten Stadt zu fahren. Dort gab es große Geschäfte wie Mal-Mart, Lowe’s und Bed Bath & Beyond. Zum Essen am Samstagabend oder zu besonderen Anlässen ging man zu Max & Erma’s oder ins Outback.
    Die Polizeiwache von Garrett Corners war mit drei Polizisten besetzt. Neben den typischen Tätigkeiten, zu denen etwa die Bearbeitung von Zivilsachen wie Gerichtsbeschlüssen aller Art gehörte, waren sie auch für Pfändungen, Zwangsvollstreckungen und Zwangsversteigerungen zuständig. Mit Mord hatten sie es hier selten zu tun.
    Der Ort selbst bestand mehr oder weniger nur aus einer Kreuzung mit jeweils zwanzig Häusern in jeder Himmelsrichtung. In dem schmucklosen Kalksteingebäude der Stadtverwaltung waren die Polizeiwache, das Gericht und Ämter untergebracht. Es unterschied sich in nichts von den Rathäusern in den anderen Kleinstädten östlich der Rocky Mountains. Jessica und Byrne hatten den Auftrag, sich mit dem Leiter der Polizeiwache, einem gewissen Rogers Logan, zu treffen.
    Die Frau hinter dem Schreibtisch war in den Fünfzigern und trug eine recht komplizierte, mit viel Haarspray auf einer Seite des Kopfes fixierte Frisur. Man hatte das Gefühl, in eine Welt kleinstädtischen Beamtentums einzutauchen, aber auf Jessica machte sie sofort einen tüchtigen Eindruck. Für sie bestand kein Zweifel, dass diese Frau nicht nur in der Wache den Ton angab, sondern vielleicht sogar den drei Polizeibeamten sagte, wo es langging. Sie hieß Helen Mott, und auf ihrem Schreibtisch stand ein Teller mit Halloween-Keksen.
    Jessica und Byrne stellten sich vor, zeigten ihre Dienstausweise und setzten sich auf die Eichenbank auf der anderen Seite des Raumes. Jessicas Blick glitt über die Wände.
    An den Wänden hingen größtenteils mit vergilbtem Klebeband befestigte alte Poster für Anti-Drogen-Kampagnen und andere soziale Projekte. Nach ein paar Minuten ging hinten im Raum die Tür auf und ein Mann trat ein.
    Rogers Logan war um die sechzig und machte einen fitten Eindruck: militärischer Kurzhaarschnitt, große Hände und die Schultern eines Farmers. Er kam entschlossenen Schrittes auf sie zu. Ihm folgte eine junge Frau in Uniform und mit Sam-Browne-Gürtel. »Ich bin Chief Rogers Logan«, sagte er. »Und das ist Officer Sherri Grace.«
    Sie begrüßten sich per Handschlag.
    Officer Grace war Ende zwanzig – eine vollschlanke junge Frau mit mürrischer Miene. Sie wog vielleicht fünfzehn Pfund mehr als in ihren besten Zeiten, und Jessica wusste auch, warum. Mit den unregelmäßigen Mahlzeiten und dem ständigen Fastfood in diesem Job ging das ganz schnell, wenn man nichts dagegen unternahm. Jessica führte diesen Kampf Tag für Tag. Doch Officer Grace hatte trotz ein paar Pfunden zu viel auf den Rippen eine gute Figur.
    »Kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«, fragte Grace.
    »Gerne«, sagte Byrne.
    »Wie trinken Sie ihn?«
    »Hauptsache heiß.«
    Grace zwinkerte ihm zu und verließ das Büro.
    »Die Kaffeemaschine ist kaputt.« Logan wies verlegen mit dem Daumen über die Schulter. Vermutlich nahm er an, dass das Police Department in Philadelphia jeder Abteilung eine Espressomaschine mit Milchaufschäumer zur Verfügung

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