Echo des Blutes: Thriller (German Edition)
Jessica sich. Warum wich er zurück?
»Ich kenne ihn«, sagte Drummond. »Das ist Eduardo Robles.«
Aller Blicke richteten sich auf Kevin Byrne. Alle wussten, dass Byrne versucht hatte, genügend Beweismaterial zusammenzutragen, damit Robles vor der Grand Jury des Mordes an Lina Laskaris angeklagt werden konnte. Und jetzt war Robles Opfer ihres Serienmörders geworden.
»Hier ist sie gestorben«, sagte Byrne. »Sie wurde auf der Straße von Kugeln getroffen und kroch in diese Gasse, um zu sterben. Hier haben wir die Leiche von Lina Laskaris gefunden.«
In der York Street wimmelte es von Fernsehreportern. Jessica sah CNN, Fox und andere nationale Nachrichtensender. Zwischen ihnen kämpfte David Albrecht um einen guten Platz.
Fünf Opfer.
61.
Byrne stieg in den Van und fuhr los. Zuerst wusste er gar nicht, wohin er fuhr. Doch kurz darauf fand er sich auf dem Expressway wieder und wenig später in Chestnut Hill.
Er schaute durch den schmiedeeisernen Zaun auf das große Haus. Hinter einem Fenster brannte Licht, und hinter den eleganten Seidenvorhängen bewegte sich ein Schatten.
Christa-Marie.
Byrne schloss die Augen, lehnte sich zurück und dachte zurück an die Nacht im Jahr 1990. Er und Jimmy Purify hatten sich etwas zu essen geholt. Sie hatten gerade einen Doppelmord im Drogenmilieu in North Philly abgeschlossen.
War er wirklich so jung gewesen? Damals gehörte er zu den erst kürzlich ernannten Detectives in der Abteilung, ein forscher junger Mann, der noch immer den Spitznamen aus seiner Jugend trug. Riff Raff. Wie nicht anders zu erwarten, ließ er es sich mit dem typischen Stolz der Iren gefallen. Jimmy wurde ›Clutch‹ genannt.
Riff Raff und Clutch.
Doch das waren alte Geschichten.
Er blickte auf den Schatten hinter dem Fenster im ersten Stock. Hielt sie nach ihm Ausschau?
Byrne nahm die Akte vom Beifahrersitz, schlug sie auf und betrachtete die Fotos des Leichnams von Gabriel Thorne, der auf dem Boden lag, und der blutverschmierten Küche, in der alles begonnen hatte.
Er hatte sich heute mit Robert Cole getroffen, einem Mann, der ein unabhängiges Labor betrieb, das ab und zu Aufträge für das Police Department übernahm, wenn schnellstens kriminaltechnische Ergebnisse gebraucht wurden. Cole hatte schon mehrmals vor Gericht ausgesagt. Er war gut und gründlich und vor allem diskret. Cole versprach Byrne, die Sache zügig zu erledigen.
Byrne blätterte in der Akte und schielte auf seine Unterschrift unten auf dem Formular. Ein viel jüngerer Mann hatte an jenem Tag den Stift in der Hand gehalten. Ein Mann, vor dem noch Jahrzehnte in diesem Job und das ganze Leben lagen.
Byrne brauchte sich nicht die Uhrzeit der Festnahme anzusehen, den Zeitpunkt, als er Christa-Marie Schönburg verhaftet hatte. Er wusste ihn.
2.52 Uhr.
62.
Nachts, wenn die Hotelgäste in ihren Betten liegen und schlafen, wandeln die Toten durch die Gänge. Sie fahren mit dem Aufzug, steigen die Hintertreppe hinauf, huschen in Zimmer und stellen sich ans Fußende Ihres Bettes. Sie sitzen auf dem Rand des Waschbeckens, wenn Sie unter der Dusche stehen. Sie beobachten Sie beim Sex und wenn Sie die Hygieneartikel, die das Hotel kostenlos zur Verfügung stellt, in Ihre Tasche packen und glauben, wunder wie clever zu sein. Sie schauen zu, wenn Sie sich Late-Night-Pornofilme ansehen.
Auch Stacy Pennell wandelt durch diese Gänge, und ihre kleinen Füße hinterlassen kaum Abdrücke auf dem weichen Teppich. Gäste kommen und gehen, doch Stacy bleibt, und ihre letzten Worte kreisen wie sorgenvolle kleine Vögel durch Zimmer 1208.
Bald wird sie befreit werden.
63.
S AMSTAG , 30. O KTOBER
Jessica joggte die Dritte Straße entlang. Zu dieser frühen Stunde war das Joggen gar nicht so schlimm, wie sie befürchtet hatte. Es herrschte wenig Verkehr, und man begegnete kaum jemandem auf den Straßen. Nur die Leute, die ihre Bäckereien und Coffee Shops öffneten, die Straßenreinigung, andere Jogger und Radfahrer waren jetzt schon unterwegs. Beim Joggen durch die Stadt stellten nur die unebenen Bürgersteige, die Bordsteinkanten und die paar streunenden Hunde ein Problem.
Es nieselte. Laut Wettervorhersage sollte es in ein paar Stunden aufhören. Jessica trug ihre Regenkleidung und eine Basecap der Eagles. Sie war zwar nass, aber nicht durchnässt. Die Temperatur lag bei knapp zehn Grad. Ideales Joggingwetter.
Als sie in die Wahrton einbog, dachte sie an ihr Gespräch mit Frederic Duchesne. Sie dachte auch an das Foto an der Wand im
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