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Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Titel: Echo des Blutes: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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weißt du das?«
    Byrne hielt den großen Briefumschlag hoch, der vollkommen durchnässt war. Es schien ihn nicht zu interessieren. »Das ist heute Morgen gegen vier Uhr gekommen.«
    »Was ist das?«
    Byrne zog das Dokument aus dem Umschlag. Doch er schaute es sich weder an, noch reichte er es Jessica, sodass es ganz nass wurde. »Gestern wurde in der Stadt Garrett Corners eine Leiche gefunden.«
    »Und was haben wir damit zu tun?«
    »Es sieht so aus, als hinge der Fall mit unserer Mordserie zusammen«, sagte Byrne. »Wir müssen da hin. Wir werden erwartet.«

64.
    Der Traumweber erwartete Lucy an der offenen Tür. Sie erschrak, als sie ihn sah. Er sah schon wieder ganz anders aus. Noch jünger als am Tag zuvor. Er hielt sich aufrechter, und seine Kleidung sah neu aus.
    »Lucy«, sagte er und bat sie herein.
    Sie konnte gerade noch verhindern, dass sie vor Staunen den Mund weit aufriss. Der Raum war fast leer. Es stand nur noch die Kabine darin. Die Kabine des Traumwebers.
    »Ziehen Sie um?«, fragte Lucy.
    »Ja. In Kürze.«
    Sie hätte ihn gerne nach Details gefragt. Eine Million Fragen lagen ihr auf der Zunge, doch sie beschloss, damit zu warten. Viel wichtiger war es, zu diesem entsetzlichen Tag im Jahr 2001 zurückzukehren und das Gesicht des Mannes zu sehen, der sie entführt und ihr die Erinnerung und einen Teil ihres Lebens geraubt hatte. Des Mannes, der in Zimmer 1208 wohnte. Des Mannes, der ihre Mutter kannte.
    »Heute setzen wir uns da hinein«, sagte er. »Ist das für dich okay?«
    Lucy zeigte auf die Kabine. »Da hinein?«
    »Ja. Heute gehen wir all die Jahre zurück.«
    Lucy atmete tief ein. »Okay.«
    Mr. Costa öffnete die Tür. Lucy zog ihren Mantel aus und betrat die Kabine. Sie ähnelte einem Beichtstuhl. Sie setzte sich auf eine kleine Bank. Als Mr. Costa die Tür schloss, wurde es dunkel. Lucy hörte, dass er sich ihr gegenüber hinsetzte.
    Er begann zu sprechen und …
    … plötzlich war sie dorthin zurückgekehrt. Die Dunkelheit ringsum blieb unverändert, aber Lucy spürte, dass sie allmählich in ihr Unterbewusstsein eintauchte. Es war anders als bei den ersten beiden Sitzungen, weil sie es diesmal wusste. Es war, als würde man träumen und wissen , dass man träumte. Und daher konnte ihr nichts zustoßen. Zum ersten Mal seit neun Jahren fühlte sie sich stark.
    Bist du allein? Nein.
    Wer ist bei dir?
    Ein anderes Mädchen. Ein Mädchen in meinem Alter. Es heißt Peggy. Erzähl mir etwas von ihr.
    Sie trägt ein Paillettenkleid. Und Make-up. Sie ist noch zu jung für Make-up. Trägst du Make-up?
    Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht sehen. Aber ich trage hohe Schuhe. Sie sind mir zu groß. Was macht das andere Mädchen? Es weint. Weinst du auch? Nein. Ich weine nicht. Was siehst du noch?
    Ich sehe Kerzen. Kerzen und Mondlicht.
    Warum kannst du das Mondlicht sehen?
    Weil ich nun renne. Ich renne durch die Bäume. Es riecht überall nach Äpfeln.
    Ist es eine Obstplantage?
    Ja. Eine Obstplantage.
    Ist das andere Mädchen bei dir?
    Nein, aber ich sehe es. Ich sehe es am See.
    Was macht es?
    Es bewegt sich nicht.
    Warum bewegt es sich nicht?
    Ich weiß nicht.
    Kannst du das Gesicht des Mannes sehen?
    Ich kann es nicht sehen. Aber ich weiß, wer er ist.
    Ist es der Mann von Zimmer 1208?
    Ja. Er ist es.
    Bist du sicher?
    Ja.
    Hast du den Zettel in sein Zimmer gelegt? Die Notiz, die du letztes Mal hier geschrieben hast?
    Ja.
    Gut. Jetzt läute ich eine Glocke für dich. Ist das okay?
    Ja.
    Hörst du die Glocke?
    Ich höre sie.
    Es ist eine ganz besondere Glocke, Lucy.
    Eine besondere Glocke.
    Diesen Klang gibt es kein zweites Mal.
    Kein zweites Mal.
    Wenn du diese Glocke im Hotel hörst, musst du etwas Bestimmtes tun. Du musst es für mich tun.
    Okay.
    Du wirst mit niemandem darüber sprechen.
    Mit niemandem.
    Vergiss die Glocke nicht, Lucy.

65.
    Die Fahrt durch den Südosten von Pennsylvania verlieh ihnen neue Energie. Es hatte zu regnen aufgehört, und nun versprach es, ein schöner, sonniger Tag zu werden. Viele Menschen meinen, Neuengland sei der beste Ort in den Vereinigten Staaten, um sich die bunten Herbstfarben anzuschauen, und sie haben recht. Aber die Hügellandschaft in Pennsylvania mit ihrer roten, goldenen und gelben Farbenpracht kann durchaus mit New Hampshire mithalten.
    Jessica und Byrne sprachen während der Fahrt nicht viel. Beide dachten an die Ereignisse der letzten vier Tage und die Möglichkeit eines Durchbruchs in diesem Fall, eines Durchbruchs weit jenseits der

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