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Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Titel: Echo des Blutes: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Saiten und dem Griffbrett waren frische Blutflecken, ebenso auf dem Bogen, der auf dem Boden lag. Sie hatte anschließend gespielt.
    Die Frau schloss die Augen. »Hören Sie genau hin«, sagte sie. »Die Blue Notes.«
    Byrne lauschte. Er hatte diese Melodie nicht vergessen und erinnerte sich noch gut, wie sie ihn damals berauschte und gleichzeitig erschütterte.
    Kurz darauf verstummte die Musik. Byrne wartete, bis der letzte Ton verhallt war. »Stehen Sie jetzt bitte auf, Ma’am«, forderte er sie auf.
    Als die Frau die Augen öffnete, stockte Byrne einen kurzen Augenblick der Atem. Als Streifenpolizist hatte er es auf den Straßen von Philadelphia schon mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun gehabt, von seelenlosen Drogendealern bis zu aalglatten Betrügern, von geschickten Dieben, die auf das Einschlagen und Ausrauben von Schaufenstern spezialisiert waren, bis zu vollgekifften Jugendlichen, die wild durch die Gegend bretterten. Doch nie zuvor hatte er einen Menschen getroffen, der so losgelöst von dem Verbrechen war, das er soeben begangen hatte. In ihren hellbraunen Augen sah Byrne Dämonen, die von Schatten zu Schatten sprangen.
    Die Frau stand auf, drehte sich zur Seite und streckte die Hände nach hinten. Byrne nahm die Handschellen, klammerte sie ihr um die schmalen weißen Handgelenke und drückte sie zu.
    Sie drehte sich wieder zu ihm um. Schweigend standen sie sich gegenüber, nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt. Sie waren sich nicht nur fremd, sie wussten auch nicht, was für ein scheußliches Spektakel sie erwartete.
    »Ich habe Angst«, sagte sie.
    Byrne hätte ihr gerne gesagt, dass er sie verstand und dass wir alle Augenblicke der Wut kannten, in denen die Mauern der Vernunft bebten und Risse bekamen. Er wollte ihr sagen, dass sie für ihr Verbrechen büßen musste, wahrscheinlich für den Rest ihres Lebens und vielleicht sogar mit ihrem Leben. Er wollte ihr auch sagen, dass sie mit Würde und Respekt behandelt werden würde, solange sie sich in seiner Obhut befand.
    Er sagte nichts dergleichen.
    »Ich bin Detective Kevin Byrne«, sagte er stattdessen. »Alles wird gut.«
    Es war der 1. November 1990.
    Diese Behauptung bewahrheitete sich nicht.

E RSTER T EIL
A LLEGRO

1.
    S ONNTAG , 24. O KTOBER
    Hören Sie es?
    Hören Sie genau hin. Hinter dem Lärm des Weges, hinter dem unaufhörlichen Summen und Brummen der Menschen und Maschinen hören Sie die Geräusche des Gemetzels, die Schreie der Bauern kurz vor ihrem Tod, das Flehen eines Kaisers, dem ein Schwert an die Kehle gehalten wird.
    Hören Sie es?
    Wenn man geweihten Boden betritt, den der Wahnsinn mit Blut getränkt hat, hören Sie es: Nanking, Thessaloniki, Warschau. Wenn Sie genau hinhören, werden Sie begreifen, dass es immer da ist und niemals vollkommen zum Verstummen gebracht werden kann, weder durch Gebete, noch durch Gesetze und auch nicht durch den Lauf der Zeit. Die Geschichte der Welt und die Chroniken ihrer Verbrechen sind die langsame, düstere Musik der Toten.
    Da.
    Hören Sie es?
    Ich höre es. Ich bin der, der im Schatten geht und dessen Ohren an die Nacht gewöhnt sind. Ich bin der, der sich in den Räumen versteckt, wo Verbrechen begangen wurden und in denen niemals wieder Stille einkehrt, denn alle Ecken beherbergen jetzt und für alle Zeit wispernde Geister. Ich höre Fingernägel, die über Granitwände kratzen, das Tröpfeln von Blut auf Natursteinfliesen, die zischende Luft, die in eine tödliche Brustwunde dringt. Manchmal wird das alles zu viel und zu laut, und dann muss ich es herauslassen.
    Ich bin der Mann, der alles hört.
    Jedes Geräusch.
    Sonntagmorgens stehe ich früh auf, dusche und frühstücke zu Hause. Ich trete auf die Straße. Es ist ein herrlicher Herbsttag. Der Himmel ist klar und strahlend blau. In der Luft liegt der zarte Duft von welkem Laub.
    Als ich die Pine Street hinuntergehe, spüre ich das Gewicht der drei Mordinstrumente im Rücken unter dem Hosenbund. Ich betrachte die Augen der Passanten oder zumindest jener, die meinen Blick erwidern. Immer wieder bleibe ich stehen, lausche intensiv und höre die Geräusche der Vergangenheit. In Philadelphia wohnt der Tod an so vielen Orten. Ich sammle die geisterhaften Geräusche wie andere Menschen Kunstwerke, Andenken an den Krieg oder Liebhaber sammeln.
    Wie bei so vielen anderen auch, die sich im Laufe der Jahrhunderte mit der Kunst abgeplagt haben, bleibt meine Arbeit größtenteils unbemerkt. Daran soll sich etwas ändern. Dies wird mein

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