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Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Titel: Echo des Blutes: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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kann.«
    »Wissen Sie, warum wir hier sind, Mr. Novak?«, fragte Byrne ihn.
    Novak setzte sich hinter den Schreibtisch und schlug seine langen Beine übereinander. »Ich fürchte, nein.«
    Byrne legte ein Blatt mit sechs Fotos vor Novak auf den Schreibtisch. Kenneth Beckmans Bild war in der oberen rechten Ecke. Sie hatten beschlossen, so zu beginnen und sich nach Beckman zu erkundigen, als suchten sie einen Zeugen.
    Jessica beobachtete Novak ganz genau, als sein Blick auf die Fotos fiel. Falls er Beckman sofort erkannte, sah man es ihm jedenfalls nicht an.
    »Kennen Sie eine dieser Personen?«, fragte Byrne.
    Novak schaute sich die Fotos noch einmal an. »Nein«, sagte er dann. »Tut mir leid.«
    »Kein Problem.« Byrne ließ die Fotos auf dem Schreibtisch liegen. Er lehnte sich gegen die Wand neben dem großen Fenster und sah sich im Zimmer um. Dann wanderte sein Blick zu dem Rack mit kompliziert aussehendem Musikequipment und einem Gerät, das wie ein Mischpult aussah.
    »Darf ich fragen, was Sie beruflich machen, Mr. Novak?«
    »Ich bin von Haus aus Tonmeister«, erwiderte er. »Aber ich habe in allen Bereichen der Musikwelt die Finger drin. Ich schreibe auch Kritiken für Jazz-und Klassikzeitschriften.«
    »Interessant«, sagte Byrne. »Ich persönlich stehe auf traditionellen Blues.«
    Novak lächelte. »Ich habe eine kleine, aber interessante Sammlung alter Bluesplatten. Mein besonderer Schatz ist eine Box Schellackplatten mit frühen Aufnahmen von Mary Johnson, Scrapper Blackwell und Kokomo Arnold.«
    »Toll. Was von Roosevelt Sykes dabei?«
    »Bis jetzt noch nicht.«
    Jessica trat ein paar Schritte vor. In so einer Situation wechselten sie und ihr Partner sich gerne bei der Befragung ab. Wenn der Befragte seine Aufmerksamkeit auf zwei Personen verteilen musste, hatte einer von ihnen die Möglichkeit, sich umzusehen und die kleinen Dinge im Raum zu begutachten. An einer Wand standen Regale mit Kunstobjekten. Kleine Skulpturen, Maori-Schnitzereien und ein Armreif aus Edelstahl mit einem gefassten Granat.
    Jessica wandte ihre Aufmerksamkeit den CDs zu. »Sie haben eine beeindruckende CD-Sammlung.«
    »Danke«, erwiderte Novak. »Ich sammle schon eine Weile. Aber die meisten habe ich nicht gekauft. Es ist einer der Vorteile eines Musikkritikers, kostenlose Promotion-CDs zugeschickt zu bekommen.«
    »Und die Nachteile?«
    »Man muss sich fürchterliche Musik anhören.«
    Jessicas Blick glitt über die Wand. »Und haben Sie unter all diesen Musikern einen Lieblingskomponisten?«
    Novak lächelte wieder. »Ich glaube, das ist so, als würden Sie einen Eskimo nach seiner Lieblingsschneeflocke fragen. Wenn ich die Frage beantworten müsste, würde ich für Johann Sebastian Bach plädieren, und dann folgen alle anderen.«
    »Entschuldigen Sie bitte, aber dürfte ich mal Ihre Toilette benutzen?«, fragte Jessica.
    Das war ein alter Ermittler-Trick. Man konnte sich schnell ein wenig in der Wohnung umschauen, während der Partner die Unterhaltung fortsetzte. Ganz zu schweigen von der Gelegenheit, sich den Arzneischrank anzusehen und vielleicht festzustellen, welche Medikamente der Verdächtige nahm. Medikamente waren überaus aussagekräftig. Und außerdem konnte kaum jemand den Wunsch, die Toilette aufzusuchen, ablehnen.
    Novak zögerte. Sein Blick glitt zum Korridor und wieder zurück. Die Frage hing in der Luft.
    »Ja, natürlich«, sagte er schließlich. »Die zweite Tür auf der rechten Seite.«
    »Danke.«
    Jessica ging den Korridor hinunter. Die Küche lag linker und das Badezimmer rechter Hand. Am Ende befand sich das Schlafzimmer, dessen Tür nur angelehnt war.
    Jessica betrat das Bad. Es war makellos sauber. An einer Wand hing ein großer Druck, das Schwarz-Weiß-Foto eines Mannes, der ein Orchester dirigierte. Es war ein dunkelhaariger, gut aussehender Mann mit südländischem Teint in einem Frack und mit einer weißen Krawatte. Unter dem Foto stand: RICCARDO MUTI, 1986. Muti war ein italienischer Dirigent, der Eugene Ormandy als musikalischen Direktor des Philadelphia Orchestra 1980 abgelöst hatte.
    Jessica warf schnell einen Blick in den Wäschekorb aus Bambus rechts neben der Toilette. Dann öffnete sie vorsichtig den Arzneischrank. Vorsichtig, weil sie in einer ähnlichen Situation einmal gedankenlos die Tür eines Medizinschranks aufgerissen hatte, woraufhin ein paar Tablettenfläschchen laut klirrend ins Waschbecken fielen.
    In dem Schrank standen eine ganze Reihe von Hautpflegeprodukten. Keine Medis.

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