Echo des Blutes: Thriller (German Edition)
konnte.
»Ja. Sie kennen sich gut aus mit Pinseln.«
»Darum bin ich aber nicht hier. Ich habe kürzlich die Port-Philio-Messe in Philadelphia besucht. Waren Sie auch dort?«
Sag Nein, dachte Byrne. Sag bitte Nein.
»Nein. Ich wollte dorthin, aber ich bin ganz allein im Geschäft, seitdem mein Sohn wieder zur Schule muss. Ich konnte hier nicht weg.«
»Es war fantastisch.«
Die Tür wurde geöffnet, und die Klingel ertönte wieder. Eine Frau betrat den Laden. Alicias Blick wanderte von der neuen Kundin zurück zu Byrne.
»Jedenfalls habe ich dort einen Grafiker kennengelernt, der mir Ihr Geschäft empfohlen hat. Er hat mir einige seiner Arbeiten gezeigt, und sie waren hervorragend.«
»Wie schön.«
»Ich würde ihn gerne kontaktieren, aber leider habe ich seine Visitenkarte verloren, und ich erinnere mich nicht mehr an seinen Namen.«
»Und er hat gesagt, er habe hier bei uns Material gekauft?«
»Ja.«
»War er aus Doylestown?«
»Das weiß ich nicht.«
»Wie sah der Mann denn aus?«
Mist, dachte Byrne. Was sollte er jetzt sagen? Er wusste ja nicht einmal, ob es ein Mann gewesen war. Byrne entschied sich, einen typischen Durchschnittsmann zu beschreiben. »So etwas liegt mir gar nicht. Ich würde sagen, er war zwischen dreißig und vierzig. Mittelgroß und mittelschwer. An die Haarfarbe kann ich mich nicht erinnern, weil er eine Basecap trug.« Das war so vage wie möglich. Er lächelte Alicia an. »An Frauen kann ich mich immer besser erinnern.«
Sie errötete wieder. »Nun, diese Angaben sind nicht sehr hilfreich.«
»Ah, das könnte Ihnen helfen. Während unserer Unterhaltung sprach er über seine Drucktechniken und erwähnte, dass er eine bestimmte Papiersorte bevorzuge. Italienisches Papier. Sehr teuer.«
»Erinnern Sie sich an den Hersteller?«
»Nein, aber er zeigte mir einen Bogen mit dem Wasserzeichen der Venus von Milo.«
»Atriana.«
Byrne schnippte mit den Fingern. »Genau.«
Die Frau runzelte die Stirn. »Das haben wir normalerweise nicht vorrätig. Ich habe im letzten Jahr höchstens ein paar Dutzend Bögen verkauft.«
Alicia drehte sich zu ihrem Computer um und tippte auf ein paar Tasten. Kurz darauf erschien eine neue Seite auf dem Monitor. Byrne sah die Spiegelung auf ihrer Brille. Es war eine Datenbank, und sie hatte offenbar einen Eintrag gefunden. Sie nickte. Vielleicht erinnerte sie sich an den Mann.
»Tut mir leid, aber ich kann Ihnen keine Namen nennen. Unsere Kundenliste ist natürlich vertraulich.«
»Natürlich.«
»Wenn Sie möchten, kann ich Ihre Frage weitergeben und den Kunden bitten, sich mit Ihnen in Verbindung zu setzen.«
»Das wäre großartig.«
In diesem Augenblick hörten sie ein lautes Scheppern hinten im Laden. Alicia wirbelte herum und sah eine Frau neben einem umgestürzten Regal mit Ölfarben stehen.
»Verflixt!«, rief die Frau.
»Oje«, sagte Byrne. »Kümmern Sie sich ruhig um diese ungeschickte Dame. Bin gleich wieder da. Ich muss sowieso noch zum Geldautomaten.«
»Gute Idee.«
Als Alicia auf Jessica zuging und ihr half, die Ölfarben aufzusammeln, die überall auf dem Boden verstreut lagen, drehte Byrne schnell den LCD-Monitor zu sich herum und überflog die Seite. Unglücklicherweise trug er seine Brille nicht. Der Kundenname war etwas größer als der Rest des Eintrags, und daher konnte er ihn problemlos lesen. Es war eine Firma namens Marcato LLC.
Darunter stand: Ansprechpartner JP Novak . Byrne schaute auf den unteren Rand der Seite. Philadelphia. Alles dazwischen verschwamm vor seinen Augen.
Er drehte den Monitor zurück und verließ das Geschäft.
Sie fuhren aus der Parklücke heraus und steuerten auf die Route 611 zu.
»Haben wir alles?«
»Ich hab den Namen«, erwiderte Byrne. »Und einen Teil der Adresse.«
»Einen Teil der Adresse?«
Byrne schwieg.
»Du hattest deine Brille nicht auf.«
Byrne ging auf die Bemerkung nicht ein. Er überflog die Notizen, die er sich sofort gemacht hatte, als er wieder auf der Straße stand. »Eine Firma namens Marcato LLC hat das Papier gekauft. Der Ansprechpartner heißt JP Novak. Es ist eine Adresse in Philly. So ähnlich wie … wie … wie Ashingdale Road. Oder Arlington. Ich glaube, die Nummer war 8180 oder 5150. Vielleicht auch 6160.«
Jessica schüttelte den Kopf. »Du weißt aber schon, dass eine Brille einen bestimmten Zweck erfüllt, oder?«
»Du trägst deine doch auch nicht immer.«
»Wäre schon mal gut, wenn du deine tragen würdest, Mr. Strong. Konzentriere dich auf
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