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Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Titel: Echo des Blutes: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Straßenseite hinunter. Jetzt schien sie es ebenfalls eilig zu haben. Frauen vergaßen ständig etwas zu Hause, dachte Jessica, die auch ein Lied davon singen konnte.
    Sie überquerte die Straße, lehnte sich neben dem geöffneten Fahrerfenster gegen den Wagen und tat wieder so, als würde sie telefonieren. Endlose zehn Minuten später verließ ein anderer Mann das Haus.
    »Das ist er«, sagte Jessica.
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es.«
    Jessica schlenderte über den Bürgersteig und strich sich kurz durchs Haar. »Joseph?« Der Mann drehte sich um. Es war ein großer, breitschultriger Typ Mitte dreißig in einem dunklen Mantel. Er hatte fast schulterlanges braunes Haar, ganz kurze modische Bartstoppeln und sehr helle Haut.
    »Kennen wir uns?«, fragte er. Seine Körperhaltung deutete weder Aggression noch den Wunsch an, flugs das Weite zu suchen. Stattdessen schaute er Jessica angenehm überrascht an.
    Diese ging auf ihn zu. »Wir haben uns letztes Jahr kennengelernt. Sie sind Joseph Novak, nicht wahr?«
    Der Mann lächelte verhalten, als zögere er noch immer, sich auf ein Gespräch einzulassen. »Der bin ich, aber ich muss gestehen, dass ich mich nicht an Ihren Namen erinnere.«
    »Ich heiße Jessica Balzano.« Sie zeigte ihm ihren Dienstausweis. »Ich muss kurz mit Ihnen sprechen.«
    Joseph Novak blickte auf die Dienstmarke und dann in Jessicas Augen. Seine Augen waren in diesem Licht hellblau, fast farblos. »Wir kennen uns gar nicht, nicht wahr?«
    »Nein. Das war nur ein Vorwand. Ein bisschen dreist vielleicht.«
    Jetzt lächelte der Mann. »Gut gespielt. Ich wüsste aber nicht, was ich Ihnen erzählen könnte.« Er warf einen Blick über die Schulter. »Oder Ihrem Partner.«
    Jetzt musste Jessica lächeln. Manchmal vergaß sie, wie schnell sie und Byrne als Polizisten zu erkennen waren. »Es dauert nur eine Minute.«
    Novak hielt einen normalen Briefumschlag in DIN lang hoch. »Ich muss nur schnell den Brief einwerfen.« Er zeigte auf den Briefkasten an der Ecke in circa fünfzig Metern Entfernung. »Ich verspreche Ihnen, dass ich nicht weglaufe.«
    Jessica warf einen Blick auf den Umschlag. Das Papier sah nicht aus wie das der Papierbänder an den Tatorten. »Okay, dann verspreche ich Ihnen, nicht die Verfolgung aufzunehmen.«
    Der Mann lächelte wieder. »Okay, entschuldigen Sie mich bitte kurz.«
    »Klar.«
    Novak warf Byrne noch einen Blick zu, drehte sich dann um und ging auf den Briefkasten zu. Byrne stieg aus dem Wagen und überquerte die Straße. Es war ein schöner Nachmittag, und die Sonne schien.
    »Das war gut«, sagte er.
    »Ich weiß.«
    Novak warf den Brief ein und kehrte wie versprochen zu seinem Haus zurück. Der große, gut gebaute Mann war eine beeindruckende Erscheinung.
    »Ruf doch Josh an und sag ihm, wo wir sind«, schlug Byrne vor.
    Jessica wählte die Nummer und brachte Bontrager auf den neuesten Stand der Dinge. Als sie das Handy zuklappte, kehrte Novak zu der Treppe vor seinem Wohnhaus zurück. Er wandte sich Byrne zu.
    »Ich bin Joseph Novak«, sagte er.
    »Kevin Byrne.«
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Jessica deutete auf die Eingangstür zum Beau Rive. »Meinen Sie, wir könnten das Gespräch in Ihrer Wohnung fortsetzen? Wie gesagt, es wird nicht lange dauern.«
    Novak antwortete nicht sofort. Als er jedoch feststellte, dass die beiden Detectives sich nicht abschütteln ließen, gab er nach und zeigte auf die Tür. »Bitte.«

31.
    Joseph Novak wohnte auf der Rückseite des Hauses in einer großzügig geschnittenen Zwei-Zimmer-Wohnung mit drei Meter hohen Wänden. Sie war mit modernen Möbeln überwiegend aus gebürstetem Aluminium und Leder eingerichtet. An einer Wand standen einzeln angefertigte CD-Regale aus Birkenholz, die fast bis zur Decke reichten. Novak musste Tausende von CDs besitzen. Jessica sah, dass sie nach Kategorien geordnet waren: Klassik, Electronica, New Age, Jazz. Es gab auch Unterkategorien nach Komponisten, Künstlern und Epochen. Brahms, Beethoven, Bach, Enya, Parker, Mingus, Tyner, Mulligan, Chemical Brothers. Durch die Sonne, die durch die Fenster drang und sich auf den durchsichtigen Kunststoffhüllen in Regenbogenfarben brach, entstanden hübsche Lichteffekte.
    Nachdem Novak seine Wohnung betreten hatte, ging er schnurstracks zu dem großen Schreibtisch an der hinteren Wand des Wohnzimmers und klappte den Laptop zu.
    »Es wird nicht lange dauern«, versprach Byrne ihm.
    »Kein Problem«, erwiderte Novak. »Wenn ich Ihnen helfen

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