Echo des Zorns (German Edition)
sie ihm gefolgt sein konnte? Na klar.
Nachdem er die Brücke überquert hatte, warf er einen Blick auf den Fluss, dann sah er wieder in den Rückspiegel – und wurde Zeuge eines Albtraums.
Ein dunkler Pick-up donnerte einem roten VW voll in die Seite. Dann rammte er das Fahrzeug noch mal, und der VW rollte hinunter in den Fluss.
Das Wasser.
»Samantha!« Max trat die Bremse bis zum Anschlag durch, riss das Steuerrad herum, machte eine 180-Grad-Wendung und raste zurück.
Sein Herzschlag tönte ihm laut in den Ohren, und immer wieder flüsterte er ihren Namen. Sie durfte nicht sterben!Oh Gott. Sie musste einfach unverletzt sein.
Er sprang aus dem Wagen, ehe dieser noch richtig zum Stehen gekommen war. Der dunkle Pick-up stand am Straßenrand, der Motor lief, die Fahrertür stand offen, aber der Fahrersitz war leer.
Der Dreckskerl war irgendwo da draußen und beobachtete ihn.
Er hatte gewusst, dass Sam Max hinterhergefahren war, und hatte sie ausgeschaltet, um Max aus dem Auto zu locken und ihn angreifen zu können.
Egal.
Max hastete zum Fluss. Er schrie Sams Namen, weil er sie nirgendwo entdecken konnte. Der VW versank rasch im tiefen Wasser unter der Brücke. Eine eisige Faust legte sich um Max’ Herz, und er machte sich bereit, in die kalten Fluten zu springen.
Eine Kugel traf ihn in die Schulter. Während der Schuss noch in seinen Ohren nachhallte, fiel er die Böschung hinunter und rollte aufs Wasser zu. Vor Schmerz bekam er kaum Luft, und als sich die Welt endlich nicht mehr um ihn drehte, lag er im Wasser.
Samantha . Mühsam kam er auf die Beine, kämpfte sich hoch. Ein weiterer Schuss zerriss die Stille – und traf ihn ins Bein. Die Räder des VW s waren nicht mehr zu sehen. Das Auto hatte sich überschlagen und war innerhalb von Sekunden gesunken.
Max fiel erneut. »Bastard!«
Lachen erklang. »Du redest wohl mit dir selbst.«
Sein Kopf fuhr herum, und in diesem Sekundenbruchteil starrte Max Quinlan an. Sein Stiefbruder stand auf der Straße, nahe bei dem dunklen Pick-up, und zielte mit einer Waffe auf Max.
»Eine Bewegung in ihre Richtung«, sagte Quinlan, »und ich jage dir eine Kugel in die Brust.« Er grinste, als er das sagte.
Das kalte Wasser griff mit verlangenden Händen nach Max.
»Ich wollte sterben. Ab dem fünften Mal habe ich darum gebettelt, sterben zu dürfen«, hallte ihm Samanthas Stimme in den Ohren.
Oh nein, er würde Sam nicht dem Wasser überlassen. »Dann schieß doch, Arschloch.« Max tauchte, ohne auf die Schmerzen in seiner Schulter und in seinem Bein zu achten.
Kugeln schlugen um ihn herum ins Wasser ein. Er schwamm los, was nur schwer ging, weil sein Bein so gut wie nutzlos war. »Zum Wagen. Hol sie raus«, befahl er sich.
Seine Hände berührten Metall. Der VW . Er packte die Tür und riss sie auf.
Weiche Finger ergriffen seine Hand.
Sam bahnte sich ihren Weg aus dem Auto. Luftblasen stiegen von ihren Lippen auf. Max griff nach ihr, zog sie an sich, presste den Mund auf ihren und gab ihr den letzten Atem, den er noch in der Lunge hatte.
Ihr Körper zitterte. Er wusste, sie wollte an die Wasseroberfläche, die so verführerisch nah war.
Aber auch Quinlan war nah. Der Bruder, den er zu beschützen versucht hatte und der ihn und seine Liebste töten wollte.
Sie konnten nicht direkt nach oben schwimmen. Dann wären sie perfekte Zielscheiben. Er würde sie so schnell wie möglich erschießen und dann dem Wasser überlassen.
So wäre es einfach, sich ihrer Leichen zu entledigen.
Samantha trat nach ihm, versuchte verzweifelt, nach oben zu kommen, aber er schlang fest die Arme um sie und zog sie nach unten.
Sie riss die Augen auf und sah ihn voller Angst an. Er schüttelte den Kopf in der Hoffnung, sie würde begreifen. Aber sie war außer sich vor Angst, weil er sie immer weiter hinunterzog.
Auf der anderen Seite war die Böschung dicht bewachsen. Wenn sie es zum anderen Ufer schafften, konnten sie sich möglicherweise im Wald verstecken. Besser als nichts war es auf jeden Fall. Er schob sie aufs Ufer zu und musste dabei schwer gegen die Strömung ankämpfen.
Allmählich waren seine Kräfte verbraucht. Durch die Schusswunden verlor er schnell eine Menge Blut. Seine Lunge brannte, und er wusste, sie würden bald auftauchen müssen.
Das Feuer in seiner Lunge wurde immer schlimmer. Sam sah ihn aus weit aufgerissenen Augen an.
Sie war so schön. Vielleicht war das Letzte, was er sehen würde, ihr bleiches Gesicht mit den wirbelnden Haaren.
Wieder kam eine
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