Echo Einer Winternacht
einließ. Jedenfalls ging sie weg, nachdem geschlossen wurde, und niemand sah, mit wem sie sich traf. Es war, als wäre sie für vier Stunden einfach vom Erdboden verschwunden.« Er packte sein Glas, und seine Knöchel wurden weiß. »Ungefähr um vier Uhr morgens torkelten vier betrunkene Studenten von einer Party nach Hause und fanden sie im Schnee auf dem Hallow Hill. Die offizielle Version war, dass sie einfach zufällig auf sie trafen.« Er schüttelte den Kopf. »Aber da, wo sie war, hätte man sie nicht einfach zufällig gefunden.
Das ist das Erste, was Sie sich merken müssen.
Sie hatte eine Stichwunde im Bauch. Aber es war eine verdammt große Wunde. Tief und lang.« Duff zog die Schultern hoch, als wolle er sich schützen. »Sie ist verblutet. Wer immer sie umbrachte, hat sie im Schnee da hinaufgebracht und wie einen Sack voll Dreck abgeladen. Das ist das Zweite, was Sie nicht vergessen sollten.« Seine Worte waren kurz und knapp, nach fünfundzwanzig Jahren tobten in ihm noch immer die Gefühle.
»Sie sagten, sie sei wahrscheinlich vergewaltigt worden. Sie wollten es erst als ziemlich heftigen Sex hinstellen, aber ich hab das nie geglaubt. Rosie hatte ihre Lektion gelernt. Sie schlief nicht mit den Typen, mit denen sie ausging. Die Bullen haben behauptet, sie hätte mir und Colin da was vorgemacht. Aber wir haben uns mit zwei von denen unterhalten, und sie haben geschworen, sie hätten nie Sex mit ihr gehabt. Und ich glaube ihnen, weil wir sie nicht mit Samthandschuhen angefasst haben.
Sicher, sie haben sich vergnügt, sie hat ihnen mal einen geblasen oder mit der Hand einen runtergeholt. Aber sie hatte keinen Sex.
Also muss sie vergewaltigt worden sein. An ihren Kleidern war Sperma.« Zornig stieß er ein kurzes zweifelndes Lachen aus.
»Ich kann’s nicht fassen, diese dummen Trottel haben die Beweisstücke verloren. Und das war alles, was sie brauchten, die DNA-Tests hätten den Rest erledigt.«
Er trank wieder. Macfadyen wartete, gespannt wie ein Jagdhund, der seine Beute beobachtet. Er wollte nichts sagen und dadurch die Stimmung zerstören.
»Das ist also mit meiner Schwester passiert. Und wir wollten wissen, wer ihr das angetan hat. Die Polizei hatte keine verdammte Ahnung. Sie haben sich die vier Studenten angesehen, die sie gefunden hatten, aber die wurden nie richtig in die Mangel genommen. Sehen Sie sich die Stadt hier an!
Niemand will sich’s mit der Universität verderben. Und damals war das noch schlimmer.
Merken Sie sich diese Namen: Alex Gilbey, Sigmund Malkiewicz, Davey Kerr, Tom Mackie. Das sind die vier, die sie gefunden haben. Die vier, die mit ihrem Blut beschmiert waren, aber aus einem so genannten legitimen Grund. Und wo waren sie in den vier fehlenden Stunden? Auf einer Party. Eine Party von besoffenen Studenten, wo niemand auf den anderen achtet. Sie hätten weggehen können, ohne dass es jemand gemerkt hätte.
Wer kann sagen, dass sie überhaupt länger als eine halbe Stunde am Anfang und vielleicht eine Stunde am Ende dort waren? Und außerdem hatten sie einen Landrover zur Verfügung.«
Macfadyen sah bestürzt drein. »Das hab ich nirgends gelesen.«
»Nein, das hätten Sie auch nicht lesen können. Sie haben einen Landrover gestohlen, der einem ihrer Kameraden gehört hat. Sie sind damals in der Nacht damit rumgefahren.«
»Warum wurde es ihnen nicht zur Last gelegt?«, fragte Macfadyen.
»Gute Frage. Und eine, auf die wir nie eine Antwort bekommen haben. Wahrscheinlich ist es, wie ich schon gesagt habe. Niemand will die Universität verärgern. Vielleicht wollten die Bullen sich nicht mit harmloseren Anklagen begnügen, wenn sie die Tat selbst nicht beweisen konnten. Da hätten sie ziemlich erbärmlich dagestanden.«
Er ließ sein Glas los und zählte an den Fingerspitzen ab: »Sie hatten also kein richtiges Alibi. Sie hatten das perfekte Fahrzeug, um mit einer Leiche in einem Schneesturm herumzufahren. Sie waren oft hier in diesem Lokal. Sie kannten Rosie. Ich und Colin, wir hielten Studenten für Flegel, die Mädchen wie Rosie ausnutzten und dann sitzen ließen, wenn die kamen, die das Zeug zu Ehefrauen hatten, und sie wusste das, sie hätte es also nie eingestanden, wenn sie mit einem Studenten ausgegangen wäre.
Einer von denen hat tatsächlich zugegeben, dass er Rosie eingeladen hatte, mit zu der Party zu kommen. Und nach dem, was man mir gesagt hat, hätte das Sperma von Sigmund Malkiewicz, Davey Kerr oder Tom Mackie sein können.« Von seinem
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