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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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und seine pulsierende Angst zu unterdrücken. Wegen der Kälte stellte er den Kragen seiner Jacke hoch und mahnte sich zur Geduld, während sein Herz voller Erwartung flatterte. Was vor ihm lag, war kein Vergnügen, sondern eine Notwendigkeit. Er war ja schließlich kein kranker Killer, der um des Nervenkitzels willen tötete. Nur ein Mann, der tat, was er tun musste.
     
    David Kerr legte eine andere DVD ein und ging zu seinem Sessel zurück. Immer an Donnerstagabenden ergab er sich einem mehr oder weniger geheimen Laster. Wenn Hélène mit ihren Kolleginnen weg war, fläzte er sich in einem Sessel und blieb wie gebannt vor dem Bildschirm sitzen, auf dem Serien aus den USA liefen, die sie als Schund abtat. An diesem Abend hatte er schon zwei Episoden von Six Feet Under gesehen und schaltete jetzt auf eine seiner Lieblingsepisoden von The West Wing um.
    Er hatte gerade noch die imposante Erkennungsmelodie mitgesummt, als er von unten das Splittern von Glas gehört zu haben glaubte. Ohne weiter nachzudenken, registrierte er nur, dass das Geräusch aus dem hinteren Teil des Hauses kam.
    Wahrscheinlich von der Küche.
    Er richtete sich auf und stellte den Ton ab. Wieder klirrte Glas, und er sprang auf. Was zum Teufel war das? Hatte die Katze in der Küche etwas umgeworfen? Oder gab es eine schlimmere Erklärung dafür?
    David sah sich vorsichtig nach etwas um, das er eventuell als Waffe benutzen konnte. Es gab nicht viel Auswahl, da Hélène, was Inneneinrichtung betraf, einen minimalistischen Geschmack hatte. Er schnappte sich eine schwere Kristallvase, deren Hals dünn genug war, dass sie gut mit einer Hand zu umfassen war.
    Mit klopfendem Herzen und angestrengt lauschend schlich er auf Zehenspitzen durch den Raum. Er glaubte, ein Knirschen zu hören, als wäre jemand auf Glas getreten. Neben Angst erfüllte ihn jetzt auch Zorn. Irgendein Alkie oder Junkie war dabei, wegen einer Flasche Schnaps oder einem Päckchen Junk in sein Haus einzubrechen. Sein erster Gedanke war, die Polizei zu rufen und abzuwarten. Aber er befürchtete, es würde zu lange dauern, bis sie kamen. Kein Einbrecher mit Berufsehre würde sich mit dem zufrieden geben, was er in der Küche vorfand, sondern nach besserer Beute suchen und David zur Konfrontation mit dem Eindringling zwingen. Außerdem wusste er aus Erfahrung, dass der Apparat in der Küche klicken würde, wenn er von hier anrief, und damit wäre klar, was er vorhatte. Das würde vielleicht denjenigen, der sein Haus ausrauben wollte, richtig wütend machen. Es wäre besser, ihn direkt zu stellen. Er hatte irgendwo gelesen, die meisten Einbrecher seien Feiglinge. Na ja, vielleicht würde ein Feigling den anderen vertreiben. David holte tief Atem, um seine Erregung zu mäßigen, und öffnete langsam die Wohnzimmertür. Er spähte in den Flur hinunter, doch die Küchentür war geschlossen, und es gab keinen Hinweis darauf, was dahinter los war. Aber jetzt konnte er unmissverständlich die Geräusche von jemandem hören, der sich dort zu schaffen machte. Das Klirren von Besteck, als eine Schublade geöffnet wurde, das Zuklappen einer Schranktür.
    Zum Teufel damit. Er würde doch nicht tatenlos hier herumstehen, während jemand sein Heim zerstörte. Beherzt ging er die Treppe hinunter und stieß die Küchentür auf. »Was ist hier los, verdammt noch mal?«, rief er in die Dunkelheit hinein.
    Er hob die Hand zum Lichtschalter, aber als er ihn umlegte, geschah nichts. Im schwachen Licht von draußen bemerkte er, dass bei der Hintertür Glasscherben auf dem Boden glänzten.
    Aber er sah niemanden. War er schon weg? Vor Angst sträubten sich ihm die Haare im Nacken und an den nackten Armen.
    Unsicher machte er einen Schritt ins Halbdunkel hinein.
    Hinter der Tür nahm er eine vage Bewegung wahr. David fuhr herum, als sein Angreifer auch schon gegen ihn prallte. Er hatte den Eindruck, es sei eine Gestalt mittlerer Größe und von durchschnittlichem Körperbau, das Gesicht war von einer Skimaske verdeckt. Er spürte einen Schlag in den Magen, nicht so stark, dass er vornüber fiel, eher ein Stich statt ein Stoß. Der Einbrecher wich einen Schritt zurück und atmete schwer.
    Zugleich erkannte David, dass der Mann ein Messer mit einer langen Klinge hielt, und spürte einen scharfen Schmerz im Bauch. Er legte eine Hand auf den Magen und fragte sich mit einfältiger Verwunderung, wieso sie sich warm und nass anfühlte. Er schaute hinunter und sah einen dunklen Fleck sich ausbreiten, der das Weiß

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