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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Blick, als wolle sie sich alle Einzelheiten merken. »Mr. Gilbey?«, sagte sie und machte einen Schritt zurück, damit er in die Diele treten konnte.
    »Stimmt. Was ist passiert? Hélène hat meine Frau angerufen, sie glaubte, Mondo sei tot?«
    »Mondo?«
    Alex seufzte, ungeduldig wegen seiner eigenen Zerstreutheit.
    »Sein Spitzname. Wir sind schon seit der Schulzeit miteinander befreundet. David, David Kerr. Seine Frau sagte, er sei tot.«
    Die Frau nickte. »Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Mr. Kerr für tot erklärt wurde.«
    Mein Gott, dachte er, wie kann man das so sagen. »Was ist geschehen?«
    »Es ist noch zu früh, um es genau zu wissen«, sagte sie. »Es scheint, dass er erstochen wurde. Es gibt Anzeichen eines Einbruchs an der Hintertür. Aber Sie werden verstehen, dass wir zu diesem Zeitpunkt nicht viel sagen können.«
    Alex rieb sich mit der Hand übers Gesicht. »Das ist furchtbar.
    Mein Gott, der arme Mondo. Dass so etwas passieren musste.«
    Er schüttelte den Kopf, benommen und verwirrt. »Es kommt einem total unwirklich vor. Mein Gott.« Er holte tief Luft.
    Später würde er noch Zeit haben, sich mit seinen Gefühlen zu beschäftigen. Dazu hatte Lynn ihn nicht gebeten herzufahren.
    »Wo ist Hélène?«
    Die Frau öffnete die Tür nach drinnen. »Sie ist im Wohnzimmer. Möchten Sie hier durchkommen?« Sie wich zur Seite und sah, wie Alex an ihr vorbei und direkt auf das Zimmer zum Vorgarten zuging. Hélène hatte es immer den Salon genannt, und er verspürte kurz ein Schuldgefühl, dass er und Lynn sich wegen ihrer Vornehmtuerei über sie lustig gemacht hatten. Er stieß die Tür auf und trat ein.
    In sich zusammengesunken wie eine alte Frau saß Hélène am Ende einer der riesigen cremefarbenen Couchen. Als er hereinkam, blickte sie auf, die Augen verquollen und tränennass.
    Ihr langes schwarzes Haar hing ihr wirr ums Gesicht, ein paar Strähnen klebten im Mundwinkel. Ihre Kleider waren zerknittert, wie ein Hohn auf ihren Pariser Chic, den man sonst an ihr gewohnt war. Sie hielt ihm flehend die Hände entgegen.
    »Alex«, sagte sie, und ihre Stimme klang heiser und gepresst.
    Er ging zu ihr hin, setzte sich neben sie und nahm sie in die Arme. Er konnte sich nicht erinnern, Hélène je so nah an sich gedrückt zu haben. Normalerweise bestanden ihre Begrüßungen darin, dass man eine Hand leicht auf einen Arm legte und auf beide Wangen Küsschen gab. Er war überrascht, wie muskulös ihr Körper sich anfühlte, und noch überraschter, dass er das bemerkte. Der Schock machte ihn sich selbst fremd, langsam begann er das zu begreifen. »Es tut mir so leid«, sagte er und wusste, wie sinnlos die Worte waren, konnte sie aber trotzdem nicht unterdrücken.
    Hélène lehnte sich an ihn, sie war vom Kummer völlig erschöpft. Alex wurde sich plötzlich bewusst, dass eine uniformierte Beamtin diskret in der Ecke saß. Sie musste einen Stuhl vom Esszimmer hereingebracht haben, dachte er, ein völlig unnötiger Gedanke. Es gab also keine Intimsphäre für Hélène, obwohl sie diesen entsetzlichen Verlust erlitten hatte.
    Man konnte sich leicht zusammenreimen, dass sie denselben misstrauischen Blicken ausgesetzt sein würde, die sich nach Ziggys Tod auf Paul geheftet hatten, obwohl es klang, als sei es ein Einbruch gewesen, der furchtbar schief ging.
    »Ich habe das Gefühl, in einem schrecklichen Traum zu sein.
    Und ich will einfach nur aufwachen«, sagte Hélène müde.
    »Du stehst noch unter Schock.«
     
    »Ich weiß nicht, was mit mir ist. Oder wo ich bin. Nichts scheint wirklich zu sein.«
    »Ich kann es auch nicht glauben.«
    »Er lag einfach da«, sagte Hélène leise. »Überall Blut. Ich habe seinen Hals berührt, um zu sehen, ob ein Puls da ist. Aber, weißt du, ich war so vorsichtig, dass ich mich nicht blutig machte. Ist das nicht schrecklich? Er lag da und war tot, und ich konnte bloß daran denken, wie sie euch vier zu Verdächtigen gemacht haben, nur weil ihr versucht habt, einem sterbenden Mädchen zu helfen. Deshalb wollte ich nicht Davids Blut an mir haben.« Ihre Finger zerfetzten krampfhaft ein Papiertaschen-tuch. »Es ist schrecklich. Ich konnte es nicht über mich bringen, ihn zu halten, weil ich an mich dachte.«
    Alex hatte die Hand auf ihrer Schulter und drückte sie leicht.
    »Es ist verständlich. Wenn man weiß, was wir wissen. Aber niemand könnte denken, dass dies etwas mit dir zu tun hatte.«
    Hélène räusperte sich und sah zu der Polizeibeamtin

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