Echo Einer Winternacht
weiß, dass Sie so etwas nicht tun würden. Ich bin auf Ihrer Seite. Ich vergewissere mich nur, dass Sie es belegen können, das ist alles.« Er legte Robin beruhigend eine Hand auf den Arm.
»Haben Sie ein Alibi?«
Robin fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Herrgott noch mal, nein. Dianes Mutter hatte Geburtstag, und sie ist mit den Kindern nach Grangemouth hinübergefahren. Sie sind erst nach elf zurückgekommen. Ich war also allein zu Hause.« Er legte besorgt die Stirn in Falten.
Lawson schüttelte den Kopf. »Das sieht nicht gut aus, Robin.
Sie werden gleich als erstes fragen, wieso Sie nicht auch in Grangemouth waren.«
»Ich komme mit meiner Schwiegermutter nicht gut aus. Bin noch nie mit ihr ausgekommen. Also benutzt Diane meinen Dienst als Vorwand, wenn ich nicht mitwill. Aber es war ja nicht zum ersten Mal so. Es ist ja nicht so, als hätte ich mich gedrückt, damit ich nach Glasgow hinüberfahren und Davey Kerr umbringen konnte, um Gottes willen.« Er presste die Lippen zusammen. »An jedem anderen Abend wäre ich in Sicherheit gewesen. Aber gestern Abend … Scheiße. Ich bin geliefert, wenn sie Wind davon kriegen, was Kerr mit Barney gemacht hat.«
Lawson nahm eine Tasse und goss sich Kaffee ein. »Von mir werden sie es nicht hören.«
»Sie wissen ja, wie’s bei uns zugeht. Scheißquasselbude. Es wird bestimmt rauskommen. Sie werden sich mit Davey Kerrs Vergangenheit befassen, und jemand wird sich daran erinnern, dass mein Bruder nach einem dummen Selbstmordversuch zu Tode gekommen ist. Wenn es Ihr Fall wäre, würden Sie sich nicht mit Barneys Bruder unterhalten? Nur für den Fall, dass er vielleicht fand, die Zeit sei reif, die alte Rechnung zu begleichen? Wie gesagt, ich bin geliefert.« Robin wandte sich ab und biss sich auf die Lippe.
Lawson legte mitfühlend eine Hand auf seinen Arm. »Ich sag Ihnen was. Wenn jemand aus Strathclyde fragt, waren Sie bei mir.«
Robin war schockiert. »Sie wollen für mich lügen?«
»Wir werden beide lügen. Weil wir beide wissen, dass Sie nichts mit Davey Kerrs Tod zu tun hatten. Betrachten Sie es so: Wir ersparen der Polizei Arbeit. So werden sie nicht Zeit und Kraft verschwenden, um Sie unter die Lupe zu nehmen, wenn sie nach dem Mörder suchen sollten.«
Zögernd nickte Robin. »Ich schätze ja. Aber …«
»Robin, Sie sind ein guter Polizist. Sie sind ein guter Mann.
Sonst wären Sie nicht in meinem Team. Ich glaube an Sie und will nicht, dass Ihr guter Name in den Dreck gezogen wird.«
»Danke. Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen.«
»Geht schon in Ordnung. Sagen wir, ich bin bei Ihnen vorbeigekommen, wir haben ein paar Bierchen getrunken und ’ne Weile Poker gespielt. Sie haben etwa zwanzig Pfund gewonnen, und ich bin gegen elf weggegangen. Wie hört sich das an?«
»Gut.«
Lawson lächelte, stieß mit seiner Tasse mit Robin an und ging.
Das war ein Zeichen von Führungskraft, glaubte er. Man musste herausbekommen, was die eigenen Leute brauchten, und es ihnen geben, bevor sie überhaupt wussten, dass sie es brauchten.
An diesem Abend war Alex wieder nach Glasgow unterwegs.
Irgendwann war er vom Krankenhaus nach Hause gefahren, wo das Telefon andauernd klingelte. Er hatte mit beiden Großeltern gesprochen. Seinen Eltern war es angesichts dessen, was in Glasgow passiert war, fast peinlich, sich so zu freuen. Lynns Mutter und Vater waren verwirrt und untröstlich, dass ihr einziger Sohn tot war. Es war noch viel zu früh, um die Geburt ihres ersten Enkelkindes als Trost begreifen zu können. Die Nachricht, dass es in der Frühchenstation war, schien nur ein weiterer Grund, sich zu sorgen und zu ängstigen. Nach den beiden Telefongesprächen war Alex über seine Müdigkeit hinaus in einem zombiehaften Zustand. Er hatte per E-Mail nur eine einfache Nachricht über Davinas Geburt an seine Freunde und Kollegen geschickt, zog dann den Telefonstecker heraus und legte sich hin.
Als er erwachte, konnte er kaum glauben, dass er nur drei Stunden geschlafen hatte. Er fühlte sich so ausgeruht, als hätte er rund um die Uhr im Tiefschlaf gelegen. Nachdem er geduscht und sich rasiert hatte, schnappte er sich schnell ein belegtes Brot und die Digitalkamera, bevor er nach Edinburgh zurückfuhr. Er hatte Lynn im Rollstuhl in der Frühchenstation gefunden, wo sie glückselig ihr Kind betrachtete. »Ist sie nicht schön?«, fragte sie sofort.
»Natürlich. Hast du sie schon gehalten?«
»Der schönste Augenblick meines Lebens. Aber sie ist so
Weitere Kostenlose Bücher