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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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eigenes Körpergewicht stemmen konnte, ohne ins Schwitzen zu geraten.
    Unterhalb des Bizeps hatte sie auf jedem Arm eine komplizierte Tätowierung in Form eines keltischen Armbands.
    Ihr kurzes, dunkles Haar war gegelt, stand spitz und steif hoch, und der Blick, den sie ihm zuwarf, war genauso scharf. Sie hatte die dunklen Augenbrauen über den hellen, blaugrünen Augen zusammengezogen, und auf ihren breiten Lippen lag kein freundliches, entgegenkommendes Lächeln. »Sie müssen Alex sein«, sagte sie und verriet damit sofort ihre Herkunft aus Glasgow. »Kommen Sie rein.«
    Alex folgte ihr in eine Dachwohnung, die niemals eine Zeitschrift für schönes Wohnen geziert hätte. Kein steriler moderner Minimalismus, sondern dies war das Zuhause einer Frau, die genau wusste, was sie mochte und wie sie es haben wollte. Die Rückwand war von oben bis unten mit Regalen bedeckt und unordentlich mit Büchern, Videos, CDs und Zeitschriften voll gestopft. Davor stand ein Multi-Trainingsgerät, die Hanteln waren achtlos zur Seite gelegt worden. Im Küchenbereich herrschte genau die Art von Unaufgeräumtheit, die bei regelmäßig genutzten Küchen üblich ist. Der Platz zum Sitzen war mit Sofas ausgestattet, die eher gemütlich als elegant waren.
    Ein Couchtisch verschwand unter Stößen von Zeitungen und Zeitschriften. An den Wänden hingen gerahmte Fotos von Sportlerinnen von Martina Navratilowa bis Ellen MacArthur.
    Hélène saß zusammengekauert in einer Ecke des Sofas mit einem gemusterten Bezug, an dessen Lehnen man ablesen konnte, dass hier auch eine Katze wohnte. Alex ging über den blanken Holzfußboden zu seiner Schwägerin, die ihm zum gewohnten Austausch von Küsschen die Wange hinhielt. Ihre Augen waren geschwollen und trübe, aber ansonsten schien Hélène sich wieder im Griff zu haben. »Ich danke dir, dass du gekommen bist«, sagte sie. »Vor allem jetzt, wo du dich an deinem Kind erfreuen könntest.«
    »Wie ich schon sagte, sie ist noch auf der Station für Frühgeborene. Und Lynn ist erschöpft. Ich dachte, ich könnte mich hier eher nützlich machen. Aber …«, er lächelte Jackie zu,
    »ich sehe, man kümmert sich hier gut um dich.«
    Jackie zuckte die Achseln, ihre feindselige Miene änderte sich nicht. »Ich bin freie Journalistin, da kann ich meine Arbeitszeit ein bisschen flexibel gestalten. Möchten Sie etwas trinken? Bier, Whisky oder Wein.«
    »Kaffee wäre prima.«
    »Kaffee haben wir keinen mehr. Tee?«
    Es war doch nett, wenn man so herzlich empfangen wurde, dachte er. »Tee ist gut. Milch, kein Zucker, bitte.« Er setzte sich ans andere Ende der Couch, auf der Hélène saß. Ihre Augen sahen aus, als hätten sie viel zu viel gesehen. »Wie geht es dir?«
    Ihre Lider zitterten. »Ich bemühe mich, überhaupt nichts zu fühlen. Ich will nicht an David denken, wenn ich es tue, fühle ich mich, als bräche mir das Herz. Ich kann es nicht glauben, dass die Welt weiterlaufen und er nicht da sein soll. Aber ich muss es durchstehen, ohne zusammenzubrechen. Die Polizei ist ganz furchtbar, Alex. Diese dümmlich aussehende Frau in der Ecke von gestern Abend, weißt du noch?«
    »Die Polizistin?«
    »Ja«, schnaubte Hélène leise lachend. »Es hat sich gezeigt, dass sie in der Schule Französisch hatte. Sie hat unsere Unterhaltung verstanden.«
     
    »Ach Scheiße.«
    »Ach Scheiße, da hast du recht. Der leitende Kripobeamte war heute früh hier. Er hat zuerst mit mir gesprochen und mich über Jackie und mich ausgefragt. Er sagte mir, es bringe nichts zu lügen, seine Beamtin hätte gestern Abend alles gehört. Also hab ich ihm die Wahrheit gesagt. Er war sehr höflich, aber ich merkte, dass er einen Verdacht hat.«
    »Hast du gefragt, was mit Mondo passiert ist?«
    »Natürlich.« Ihr Gesicht verzog sich im Schmerz. »Er sagte, sie könnten mir nur sehr wenig mitteilen. Das Glas in der Küchentür war zerbrochen, vielleicht von einem Einbrecher.
    Aber sie haben keine Fingerabdrücke gefunden. Das Messer, mit dem David erstochen wurde, war aus einem Satz von einem Messerblock in der Küche. Er sagte, oberflächlich betrachtet würde es so aussehen, als hätte David ein Geräusch gehört und sei heruntergekommen, um nachzusehen. Aber er betonte das, Alex. Oberflächlich betrachtet.«
    Jackie kam zurück und trug eine Tasse, deren Marilyn-Monroe-Bild von der Geschirrspülmaschine beschädigt war. Der Tee hatte einen intensiven Braunton. »Danke«, sagte Alex.
    Jackie setzte sich auf die Sofalehne, eine Hand auf

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