Echo Einer Winternacht
Hélènes Schulter. »Primitive Kerle. Die Frau hat eine Geliebte, deshalb muss also die Frau oder die Geliebte den Mann loswerden wollen. Sie können sich keine Welt vorstellen, wo Erwachsene schwierigere Entscheidungen zu treffen haben als so etwas. Ich versuchte, diesem Bullen zu erklären, dass man mit jemandem Sex haben kann, ohne die anderen Geliebten umbringen zu wollen. Das Arschloch hat mich angesehen, als käme ich von einem fremden Planeten.«
Alex war in dieser Sache auf der Seite des Polizisten. Mit Lynn verheiratet zu sein machte ihn den Reizen anderer Frauen gegenüber nicht unempfindlich. Aber es ließ ihn den Gedanken verwerfen, etwas in dieser Richtung zu unternehmen. Seiner Ansicht nach waren Geliebte für Leute da, die mit dem falschen Partner lebten. Er konnte sich nur vorstellen, wie außer sich er wäre, wenn Lynn nach Hause käme und ihm mitteilte, dass sie mit jemand anderem schlief. Mondo tat ihm plötzlich leid. »Ich nehme an, sie haben nichts anderes, auf das sie sich stützen können, also halten sie sich an dich«, sagte er.
»Aber ich bin das Opfer, nicht die Verbrecherin«, sagte Hélène bitter. »Ich habe nichts getan, um David zu schaden.
Doch es ist unmöglich, das Gegenteil zu beweisen. Du weißt ja selbst, wie schwierig es ist, den Verdacht zu zerstreuen, wenn einmal mit dem Finger auf einen gezeigt wird. Es hat David so verrückt gemacht, dass er sich umzubringen versuchte.«
Alex schauderte unwillkürlich bei dem Gedanken daran. »Es wird nicht so weit kommen.«
»Da haben Sie verdammt recht, dass es nicht so weit kommen wird«, sagte Jackie. »Ich werde morgen früh mit einem Rechtsanwalt sprechen. Ich lasse mir das nicht gefallen.«
Hélène sah besorgt aus. »Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?«
Hélène warf Alex einen merkwürdigen Seitenblick zu.
»Es ist durch das Mandanten-Privileg geschützt«, sagte Jackie.
»Was ist das Problem?«, fragte Alex. »Gibt es etwas, das du mir verschweigst, Hélène?«
Jackie seufzte und rollte mit den Augen. »Herrgott, Hélène.«
»Es ist in Ordnung, Jackie. Alex ist auf unserer Seite.«
Jackie betrachtete ihn mit einem Blick, der heißen sollte, sie könne ihn wohl besser beurteilen als ihre Geliebte.
»Was hast du mir nicht gesagt?«, fragte er.
»Es geht Sie nichts an, okay?«, sagte Jackie.
»Jackie«, protestierte Hélène.
»Vergiss es, Hélène.« Alex stand auf. »Ich muss nicht unbedingt hier sein, wissen Sie«, sagte er zu Jackie. »Aber ich dachte, im Moment kann Hélène alle Freunde brauchen, die sie kriegen kann. Besonders in Mondos Familie.«
»Jackie, sag es ihm«, verlangte Hélène. »Andernfalls wird er gehen und denken, wir hätten wirklich etwas zu verbergen.«
Jackie starrte Alex wütend an. »Ich musste gestern Abend ungefähr eine Stunde weggehen. Ich hatte keinen Stoff mehr, und wir wollten einen Joint rauchen. Mein Dealer ist nicht der Typ für Alibis. Und selbst wenn er das wäre, würde die Polizei ihm nicht glauben. Theoretisch könnte also sie oder ich David umgebracht haben.«
Alex spürte, wie sich seine Nackenhaare sträubten. Er erinnerte sich an den Augenblick in der vorigen Nacht, als er sich gefragt hatte, ob Hélène ihn zu manipulieren versuche. »Ihr solltet es der Polizei mitteilen«, sagte er knapp. »Wenn sie herausfinden, dass ihr gelogen habt, werden sie nie glauben, dass ihr unschuldig seid.«
»Anders als Sie, meinen Sie?«, griff Jackie ihn in verächtlichem Ton an.
Alex mochte die Feindseligkeit überhaupt nicht, die ihm entgegenschlug.
»Ich bin gekommen, um zu helfen, nicht um als Prügelknabe herzuhalten«, sagte er scharf. »Haben sie etwas darüber gesagt, wann die Leiche freigegeben wird?«
»Sie führen heute Nachmittag die Obduktion durch. Danach könnten wir die Beerdigung festlegen, sagten sie.« Hélène breitete die Hände aus. »Ich weiß nicht, wen ich anrufen soll.
Was soll ich machen, Alex?«
»Ich nehme an, du wirst ein Bestattungsunternehmen in den Gelben Seiten finden. Lass eine Anzeige in die Zeitung setzen, dann nimm mit seinen Freunden und Verwandten Kontakt auf.
Wenn du möchtest, kann ich die Sache mit der Familie erledigen.«
Sie nickte. »Das wäre mir eine große Hilfe.«
Jackie sagte höhnisch: »Ich nehme an, sie werden nicht gerade darauf erpicht sein, von Hélène zu hören, nachdem sie die Geschichte mit mir erfahren haben.«
»Es wäre besser, wenn wir das vermeiden könnten. Mondos Eltern müssen schon mit
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