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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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damit?«
    »Ich hatte über Weihnachten und Neujahr Urlaub«, sagte sie zu ihrer Verteidigung. »Aber ich habe Überstunden gemacht und sie gestern Abend abgeschlossen.«
    »Das war’s dann also? Das übrige Beweismaterial zu Rosie Duffs Ermordung ist spurlos verschwunden?«
    »Es sieht so aus. Die letzte Person, die sich den Inhalt des Kartons angesehen hat, war DI Maclennan, eine Woche bevor er starb.«
     
    Lawson stutzte. »Sie wollen doch damit nicht sagen, dass Barney Maclennan die Beweise für die laufende Untersuchung eines Mordfalls verschwinden ließ?«
    Karen ruderte eilig zurück. Sie war nicht so dumm, einen Kollegen zu verleumden, der als Held gestorben war. »Nein, das habe ich überhaupt nicht gemeint, Sir. Ich wollte nur sagen, was immer mit Rosie Duffs Kleidern passiert ist, es gibt dazu keinen offiziellen Beleg in unseren Akten, den wir weiterverfolgen könnten.«
    Er seufzte wieder. »Wahrscheinlich ist es schon vor Jahren passiert. Sie sind vermutlich in einer Mülltonne gelandet. Also ehrlich, manchmal muss man sich schon wundern. Manche von den Leuten, die für uns arbeiten …«
    »Ich nehme an, die andere Möglichkeit ist, dass DI Maclennan sie zu weiteren Tests weggeschickt hat und sie entweder nie zurückkamen, weil er sich nicht mehr drum kümmern konnte, oder das ganze Päckchen ist irgendwo untergegangen, weil DI Maclennan nicht mehr da war, um es entgegenzunehmen«, schlug Karen vorsichtig vor.
    »Ich nehme an, das ist eine zusätzliche Möglichkeit, aber so oder so werden Sie jetzt nichts mehr finden.« Lawson trommelte mit den Fingern auf seinen Schreibtisch. »Also, das war’s dann wohl. Ein ungelöster Fall, der weiter eingemottet bleibt. Ich freue mich nicht gerade darauf, es dem Sohn mitzuteilen. Er hat jeden Tag angerufen und gefragt, wie wir vorankommen.«
    »Ich kann immer noch kaum fassen, dass der Pathologe übersehen hat, dass sie ein Kind zur Welt gebracht hatte«, sagte Karen.
    »In Ihrem Alter hätte ich das auch gesagt«, gab Lawson zu.
    »Aber er war ein alter Mann, und alte Männer machen dumme Fehler. Ich weiß das inzwischen, weil ich auf dem gleichen Weg bin. Wissen Sie, manchmal frage ich mich, ob dieser Fall nicht von Anfang an unter einem schlechten Stern stand.«
     
    Karen spürte, wie enttäuscht er war. Und sie wusste, wie das schmerzte, denn es stimmte mit ihren eigenen Gefühlen überein.
    »Sie glauben nicht, dass es sich lohnen würde, es noch einmal mit den Zeugen zu versuchen? Den vier Studenten?«
    Lawson zog eine Grimasse. »Das wird ziemlich schwierig werden.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Lawson zog seine Schreibtischschublade auf und holte eine drei Tage alte Ausgabe des Scotsman heraus. Die Todesanzeigen waren aufgeschlagen. Er schob ihr die Zeitung zu und zeigte mit dem Finger auf den Text.
     
    KERR, DAVID MCKNIGHT. Mein geliebter Mann, mein Bruder und unser Sohn, Dr.
    David Kerr, Garden Grove,
    Bearsden, Glasgow, ist gestorben. Die Beerdigung findet am Donnerstag um 14 Uhr im Krematorium von Glasgow, Western Necropolis, Trest Road, statt. Wir bitten, von Blumenspenden abzusehen.
     
    Karen schaute überrascht auf. »Er kann doch nicht älter als sechsundvierzig, siebenundvierzig gewesen sein. Das ist ziemlich jung, um zu sterben.«
    »Sie sollten mehr auf die Nachrichten achten, Karen. Der Dozent der Universität Glasgow, der vergangenen Donnerstagabend in seiner Küche von einem Einbrecher erstochen wurde?«
    »Das war unser David Kerr? Der, den sie Mondo nannten?«
    Lawson nickte. »Der Crazy Diamond. Ich habe am Montag mit dem Detective Inspector gesprochen, der sich um den Fall kümmert, um sicherzugehen, dass ich mich nicht irrte. Offenbar sind sie aber von der Einbrechertheorie nicht überzeugt. Die Frau hat ihn betrogen.«
    Karen verzog das Gesicht. »Widerlich.«
     
    »Sehr. Also, haben Sie Lust zu ’ner kleinen Fahrt nach Glasgow heute Nachmittag? Ich dachte, wir könnten einem unserer Verdächtigen die letzte Ehre erweisen.«
    »Meinen Sie, die anderen drei werden kommen?«
    Lawson zuckte die Schultern. »Sie waren gute Freunde, aber das war vor fünfundzwanzig Jahren. Wir werden es abwarten müssen, oder? Aber ich glaube nicht, dass wir sie heute vernehmen werden. Wir sollten es eine Weile ruhen lassen.
    Schließlich wollen wir uns nicht vorwerfen lassen, wir seien unsensibel, oder?«
    Im Krematorium gab es nur noch Stehplätze. Mondo mochte sich von der Familie und seinen alten Freunden entfernt haben, aber es sah aus, als hätte

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