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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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gerettet, was?«
    Er drehte sich auf dem Absatz um und ging ohne einen Blick zurück davon.
    Weird schüttelte langsam den Kopf. »Glaubst du ihm?«
    »Warum sollte er lügen?«, seufzte Alex. »Weißt du, ich dachte wirklich, wir würden jetzt endlich aus der Sache heraus sein.
    Wie konnten sie so inkompetent sein? Wie konnten sie die Beweisstücke verlieren, die diesem ganzen Mist ein Ende gesetzt hätten?« Er wies auf den Kranz. »Da bist du überrascht?
    Sie haben sich bei der ersten Runde wirklich nicht mit Ruhm bekleckert. Warum sollte es diesmal anders sein?«
    Weird zog an seinem Mantelkragen. »Alex, es tut mir leid, aber ich muss los.« Sie gaben sich die Hand. »Ich melde mich.«
    Alex stand wie angewurzelt, er war wie gelähmt von dem Tempo, mit dem seine Welt durcheinander geraten war. Wenn Brian Duff recht hatte, war das dann der Grund für diese geheimnisvollen Kränze? Und wenn es so war, würde dieser Albtraum je ein Ende finden, solange er und Weird noch am Leben waren?
     
    Graham Macfadyen saß in seinem Wagen und beobachtete sie.
    Die Kränze waren ein meisterhafter Schachzug gewesen. Es zahlte sich aus, das Beste aus jeder Gelegenheit zu machen.
    Er war nicht in Seattle gewesen, um die Wirkung des ersten Kranzes mitzubekommen, aber zweifellos war diesmal die Botschaft bei Mackie und Gilbey angekommen. Und das hieß, dass es um eine Botschaft ging, die die Richtigen erreicht hatte.
    Unschuldige hätten eine solche Erinnerung gar nicht beachtet.
    Dass er ihre Reaktion sehen konnte, hatte fast einen Ausgleich geschaffen für die abstoßende Zurschaustellung der Heuchelei, die er im Krematorium hatte mit ansehen müssen. Es war offensichtlich gewesen, dass der Pfarrer David Kerr im Leben nicht gekannt hatte, deshalb war es auch nicht weiter überraschend, dass es ihm so gut gelang, ihn nach seinem Tod reinzuwaschen. Aber es widerte ihn an, wie alle weise nickten, den Mist akzeptierten und wie ihre frommen Gesichter diese heuchlerische Täuschung bekräftigten.
    Er fragte sich, wie sie ausgesehen hätten, wenn er im Krematorium nach vorn gegangen wäre und die Wahrheit verkündet hätte. »Meine Damen und Herren, wir haben uns heute hier versammelt, um einen Mörder einzuäschern. Dieser Mann, den Sie zu kennen glaubten, hat Sie sein ganzes Erwachsenenleben lang getäuscht. David Kerr gab vor, ein rechtschaffenes Mitglied der Gesellschaft zu sein. Aber in Wirklichkeit war er vor vielen Jahren an der brutalen Vergewaltigung und Ermordung meiner Mutter beteiligt, wofür er nie bestraft wurde. Wenn Sie sich also in Ihre Erinnerungen an ihn vertiefen, dann denken Sie daran.« Oh ja, das hätte die ehrfürchtige Trauer von ihren Gesichtern verschwinden lassen.
    Er wünschte fast, er hätte es getan.
    Aber so sollte man sich nicht gehen lassen. Es schickte sich nicht, Schadenfreude zu zeigen. Es war besser, im Schatten zu bleiben. Besonders da sein Onkel plötzlich aufgetaucht war und für ihn gesprochen hatte. Er hatte keine Ahnung, was Onkel Brian zu Gilbey und Mackie gesagt hatte. Aber es hatte die beiden ganz schön erwischt, und jetzt würden sie nicht vergessen können, woran sie früher einmal teilgenommen hatten.
    Sie würden wach liegen und sich fragen, wann ihre Vergangenheit sie schließlich einholen würde. Der Gedanke gefiel ihm.
    Macfadyen sah zu, wie Alex Gilbey zu seinem Wagen ging, offensichtlich nahm er nichts um sich herum wahr. »Er weiß nicht einmal, dass es mich gibt«, murmelte er. »Aber es ist so, Gilbey. Es gibt mich.« Er ließ den Motor an und fuhr los, um sich am Rand des Buffets für die Trauergäste herumzutreiben.
    Erstaunlich, wie leicht es war, in das Leben anderer Menschen einzudringen.
     
    32
    avina machte Fortschritte, berichtete ihnen die Schwester. Sie konnte gut ohne Sauerstoff atm D
    en, und ihre
    Gelbsucht sprach auf das Licht der Phototherapielampe an, die Tag und Nacht an ihrem Bettchen brannte. Wenn er sie im Arm hielt, konnte Alex die Niedergeschlagenheit, die nach Mondos Begräbnis über ihn gekommen war, und die Ängste vergessen, die Weirds Reaktion auf den Kranz ausgelöst hatte. Das Einzige, was besser gewesen wäre, als mit seiner Frau und seiner Tochter in der Frühchenstation zu sitzen, wäre genau das Gleiche, aber in ihrem eigenen Wohnzimmer gewesen. Das hatte er jedenfalls bis zu dem Gespräch im Krematorium gedacht.
    Als könne sie seine Gedanken lesen, sah Lynn auf, während sie dem Baby die Brust gab. »Nur noch zwei Tage, dann werden wir sie

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