Echo Einer Winternacht
wurden?«
»Keiner von Ihnen wurde je öffentlich als verdächtig bezeichnet. Und wir haben unser Bestes getan, Sie zu schützen.«
»Ja. Aber danach starb auch einer Ihrer Kollegen in Folge des Drucks, der auf uns ausgeübt wurde.«
Lawson schoss plötzlich hoch. »Gut, dass Sie noch daran denken. In diesem Gebäude hat es nämlich auch niemand vergessen.«
»Bestimmt nicht. Barney Maclennan war das zweite Opfer des Mörders. Und ich glaube, dass Ziggy und Mondo auch seine Opfer waren. Indirekt, vielleicht. Aber ich glaube, jemand hat sie umgebracht, weil er Rache nehmen wollte. Und wenn es so war, dann steht auch mein Name auf der Liste.«
Lawson seufzte. »Ich verstehe, warum Sie so reagieren. Aber ich glaube nicht, dass jemand eine vorsätzliche Racheaktion gegen Sie und Ihre Freunde in Gang gesetzt hat. Ich kann Ihnen sagen, dass die Polizei in Glasgow vielversprechende Ermitt-lungsrichtungen verfolgt, die nichts mit Rosie Duffs Ermordung zu tun haben. Zufälle gibt es nun mal, und darum geht es bei diesen beiden Todesfällen. Ein Zufall, sonst nichts. So etwas tun die Menschen nicht, Mr. Gilbey. Und ganz bestimmt warten sie nicht fünfundzwanzig Jahre, um es dann zu tun.«
»Und Rosies Brüder? Die waren ja damals ziemlich scharf drauf, mit uns abzurechnen. Sie sagten mir, Sie hätten sie gewarnt und überzeugt, sie dürften ihrer Mutter nicht noch mehr Kummer machen. Lebt ihre Mutter noch? Sind sie diese Sorge jetzt los? Ist Brian Duff deshalb bei Mondos Beerdigung aufgetaucht, um uns zu verhöhnen?«
»Es stimmt, dass Mr. und Mrs. Duff beide tot sind. Aber ich glaube nicht, dass Sie von den Duffs etwas zu befürchten haben.
Vor einigen Wochen habe ich Brian selbst gesehen. Ich glaube nicht, dass er an Rache dachte. Und Colin arbeitet draußen auf der Nordsee. Über Weihnachten war er zu Hause, aber als David Kerr starb, war er außer Landes.« Lawson holte tief Luft. »Er hat eine von meinen Kolleginnen geheiratet – Janice Hogg.
Ironie des Schicksals, dass sie Mr. Mackie zu Hilfe kam, als er von den Duffs überfallen wurde. Sie ist aus der Polizei ausgeschieden, als sie heiratete, aber ich bin ziemlich sicher, dass sie ihren Mann nicht zu einem derartigen Verstoß gegen die Gesetze ermuntern würde. Ich glaube, in dieser Hinsicht können Sie beruhigt sein.«
Alex hörte, wie überzeugt Lawson klang, aber es beruhigte ihn kaum. »Brian war nicht gerade freundlich gestern«, sagte er.
»Ja, das kann ich glauben, dass er das vielleicht nicht war. Aber machen wir uns doch nichts vor, weder Brian noch Colin waren das, was man raffinierte Kriminelle nennen würde. Wenn sie sich vorgenommen hätten, Sie und Ihre Freunde umzubringen, wären sie wahrscheinlich in einer vollen Bar auf Sie zugekommen und hätten Ihnen mit einer Schrotflinte in den Kopf geschossen.
Großartig vorauszuplanen, das war nie ihre Sache«, sagte Lawson trocken.
»Damit wären also die Verdächtigen abgehakt.« Alex rutschte auf seinem Stuhl zur Seite, um aufzustehen.
»Nicht ganz«, sagte Lawson sanft.
»Was meinen Sie damit?«, fragte Alex, und die Angst überkam ihn wieder.
Lawson sah schuldbewusst auf, als hätte er zu viel gesagt.
»Ach lassen Sie, ich hab nur laut gedacht.«
»Moment mal. So einfach werden Sie mich nicht los. Was sollte das heißen, ›nicht ganz‹?« Alex beugte sich vor und sah aus, als wolle er gleich über den Schreibtisch springen und Lawson an seinem tadellosen Revers packen.
»Ich hätte das nicht sagen sollen. Es tut mir leid, ich habe eben wie ein Polizist gedacht.«
»Dafür werden Sie doch bezahlt, oder? Na kommen Sie, sagen Sie mir, was Sie gemeint haben.«
Lawsons Blick wich aus und schweifte wieder zurück, als suche er nach einer Richtung, die es ihm erlauben würde, Alex nicht anzusehen. Er fuhr sich mit der Hand über die Oberlippe, holte tief Luft und sagte: »Rosies Sohn.«
33
ynn starrte Alex an und wiegte dabei ohne Pause ihre Tochter. »Sag das noch m
L
al«, befahl sie.
»Rosie hatte einen Sohn. Damals kam das nie heraus. Aus irgendeinem Grund hat es der Pathologe bei der Obduktion nicht bemerkt. Lawson gab zu, dass er ein tatteriger alter Knacker war, der gern trank. Aber er sagte zu dessen Verteidigung, dass möglicherweise die Wunde selbst die Spuren einer Schwangerschaft verdeckt haben könnte. Die Familie wollte es natürlich nicht erzählen, weil klar war, dass die Leute sie sofort als leichtfertiges Flittchen abgestempelt hätten, wenn bekannt geworden
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