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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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sagte er. »Schauen Sie, wir haben doch alle mit Ihnen und Ihren Beamten zusammengearbeitet. Wann werden Sie uns in Ruhe lassen?«
    »Sobald wir alle Ihre Kleider eingepackt haben. Wir hätten gern auch Notizbücher, Terminkalender und Adressbücher.«
    »Alex, gib dem Mann, was er haben möchte. Wir haben alle unsere Sachen schon abgegeben. Je eher wir unsere Wohnung wiederhaben, desto eher kriegen wir unsere Köpfe wieder in Ordnung.« Ziggy wandte sich noch einmal an Maclennan.
    »Wissen Sie, Sie und Ihre Gesetzeshüter scheinen nicht bemerkt zu haben, dass wir etwas Schreckliches erlebt haben.
    Wir sind auf eine blutende junge Frau gestoßen, die im Sterben lag und die wir kannten, wenn auch nur flüchtig.« Seine Stimme versagte ihm den Dienst, und es zeigte sich, wie brüchig seine coole Fassade war. »Wenn wir Ihnen merkwürdig vorkommen, Mr. Maclennan, dann sollten Sie nicht vergessen, dass dies etwas mit der Tatsache zu tun haben könnte, dass unsere Köpfe heute Nacht hochgradig durcheinander gebracht wurden.«
    Ziggy drängte sich an dem Beamten vorbei und lief die Treppe hinunter, schoss in die Küche und knallte die Tür hinter sich zu.
    Auf Maclennans schmalem Gesicht erschien um den Mund ein betrübter Zug.
    »Er hat recht«, sagte Alex langmütig.
    »Da gibt es eine Familie in Strathkinness oben, die hat eine viel schlechtere Nacht gehabt als ihr, mein Junge. Und es ist meine Aufgabe, für sie die Dinge aufzuklären. Wenn das heißt, dass ich auf ein paar Hühneraugen treten muss, dann ist das eben Pech. Also geben Sie uns Ihre Kleider und das andere Zeug.«
    Er stand auf der Schwelle, während Alex seine schmutzigen Kleider in einen Müllsack stopfte. »Brauchen Sie auch meine Schuhe?«, fragte er besorgt und hielt sie hoch.
    »Alles«, sagte Maclennan und merkte sich, dass sie ihr besonderes Augenmerk auf Gilbeys Schuhe richten sollten.
    »Ich habe nämlich sonst keine vernünftigen, nur Baseballstiefel, und die kann man bei dem Wetter nicht brauchen.«
    »Mir kommen gleich die Tränen. Rein damit.«
    Alex warf die Schuhe auf die Kleider. »Sie verschwenden damit nur Zeit. Jede Minute, die Sie damit verbringen, sich auf uns zu konzentrieren, ist verloren. Wir haben nichts zu verbergen. Wir haben Rosie nicht umgebracht.«
    »Soweit ich weiß, hat das auch niemand behauptet. Aber dass ihr dauernd wieder davon anfangt, bringt mich ins Grübeln.«
    Maclennan nahm Alex den Sack und das zerfledderte Ringbuch ab, das er ihm hinhielt. »Wir werden wiederkommen, Mr. Gilbey. Entfernen Sie sich nicht von hier.«
    »Wir sollten aber heute nach Hause fahren«, wandte Alex ein.
     
    Maclennan blieb zwei Schritte vor der Treppe stehen. »Davon hab ich ja noch gar nichts gehört«, sagte er argwöhnisch.
    »Ich nehme an, Sie haben nicht gefragt. Wir müssten heute Nachmittag den Bus nehmen. Wir fangen alle morgen mit Ferienjobs an. Außer Ziggy.« Er verzog den Mund zu einem sarkastischen Lächeln. »Sein Vater meint, Studenten sollten sich in den Ferien ihren Büchern widmen, nicht bei Safeway Regale einräumen.«
    Maclennan überlegte. Ein hauptsächlich gefühlsmäßiger Verdacht war kein Grund, sie in St. Andrews festzuhalten. Es bestand keine Fluchtgefahr, und schließlich war es nicht weit nach Kirkcaldy. »Sie können nach Hause fahren«, sagte er endlich. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dass ich und meine Mitarbeiter bei Ihren Eltern vorbeikommen.«
    Alex sah ihm nach, als er wegging, und die Bestürzung machte ihn noch deprimierter. Das fehlte gerade noch für die richtige Feiertagsstimmung.
     
    6
    ie Ereignisse der letzten Nacht hatten zumindest Weird geschafft. Als Alex und Ziggy verdrossen eine Tasse D
    Kaffee getrunken hatten, ging Alex hinauf und fand Weird in seiner gewohnten Lage: Flach auf dem Rücken, die langen Arme und Beine guckten unter der Decke hervor, und sein lautes Schnarchen, das hin und wieder zu einem hohen Pfeifen wurde, störte den relativ friedlichen Morgen. Normalerweise konnte Alex bei diesem durchdringenden Hintergrundgeräusch problemlos einschlafen. Sein Zimmer zu Hause ging nach hinten auf die Bahngleise hinaus, und er war nie an Nachtruhe gewöhnt gewesen.
    Aber heute früh wusste Alex, ohne es zu probieren, dass er bei Weirds Geräuschkulisse und seinen ihn jagenden Gedanken keinen Schlaf finden würde. Obwohl er so übernächtigt war, dass ihm schwindelte, war er nicht schläfrig. Er nahm einen Arm voll Kleidungsstücke von seinem Stuhl, suchte unter dem Bett nach den

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