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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Spaziergang, bei dem sie gleich noch ein paar sehenswerte architektonische Überreste betrachteten. Ziggy straffte die Schultern und versuchte lässig auszusehen.
     
    Unten beim Hafen war Brian Duff mit seinen Spezis auf Sauftour. Sie langweilten sich und waren gerade betrunken genug, dass sie fanden, sie sollten etwas dagegen unternehmen.
    »Das hier macht ja keinen Spaß, verdammt noch mal«, beklagte sich sein bester Kumpel Donny. »Und wir sind zu blank, um uns irgendwo ’n richtig netten Abend zu machen.«
    Dieses Problem wurde eine Weile in der Gruppe diskutiert, bis Kenny eine geniale Idee hatte. »Ich weiß, was wir machen können. Spaß und Geld. Und keine Probleme.«
    »Was wäre das?«, fragte Brian.
    »Lasst uns einfach ein paar Muttersöhnchen ausnehmen.«
    Sie sahen ihn an, als spräche er Suaheli. »Was?«, sagte Donny.
    »Es wird ein richtiger Spaß. Und sie haben bestimmt Geld dabei. Sie werden sich nicht groß wehren, oder? Sind doch alles Schwächlinge.«
    »Du meinst, wir sollen losgehen und Leute ausrauben?«, sagte Donny zweifelnd.
     
    Kenny zuckte die Schultern. »Sind doch nur Schwule. Die zählen nicht. Und sie würden nicht zur Polizei rennen, oder?
    Sonst müssten sie erklären, was sie vorhatten, als sie sich da im Dunkeln bei St. Mary’s herumgetrieben haben.«
    »Könnte schon Spaß machen«, nuschelte Brian. »Den Schwuchteln mal ’n ordentlichen Schrecken einjagen.« Er kicherte. »Ihnen ’nen Riesenschreck verpassen. Das könnte für irgendjemand Ärger geben.« Er trank sein Bier aus und stand auf. »Los, dann kommt. Worauf wartet ihr noch?«
    Sie gingen in die Nacht hinaus, stießen sich dabei in die Rippen und lachten laut. Der Weg zu den Ruinen der Kirche hinauf war nicht weit. Der Halbmond lugte hinter den vorbeitreibenden Wolken hervor, warf sein silbriges Licht auf die See und leuchtete ihnen auf dem Weg. Als sie näher kamen, verstummten sie und gingen federnden Schritts weiter um eine Ecke des Gebäudes. Nichts. Sie schlichen an der Seite entlang und durch die Überreste eines Torbogens. Und da fanden sie in einer Nische, was sie suchten.
    Ein Mann stand an die Wand gelehnt, den Kopf zurückgelegt und leise lustvolle Laute ausstoßend. Vor ihm kniete ein anderer, dessen Kopf auf und ab schnellte.
    »Na, na, na«, stieß Donny undeutlich hervor. »Was haben wir denn da?«
    Erschrocken riss Ziggy seinen Kopf zurück und starrte voll Entsetzen auf seinen schlimmsten Albtraum. Brian Duff trat vor.
    »Das wird mir wirklich Spaß machen.«
     
    15
    och nie im Leben hatte Ziggy solche Angst gehabt.
    N Taumelnd stand er auf und wich zurück. Aber Brian war schon bei ihm, packte ihn am Revers der Schaffelljacke und warf ihn gegen die Wand, dass ihm die Luft wegblieb. Donny und Kenny standen unsicher dabei, als der andere Mann seinen Reißverschluss am Hosenschlitz hochzog und sich davonmachte. »Brian, sollen wir dem anderen nachgehen?«, sagte Kenny.
    »Nein, das ist bestens. Wisst ihr, wer dieser kriecherische kleine Homo ist?«
    »Nee«, sagte Donny. »Wer denn?«
    »Einer von diesen Dreckskerlen, die Rosie umgebracht haben.« Er ballte die Fäuste, sein Blick warnte Ziggy davor, einen Fluchtversuch zu wagen.
    »Wir haben Rosie nicht umgebracht«, sagte Ziggy und konnte nicht verhindern, dass seiner zitternden Stimme die Angst anzuhören war. »Ich bin derjenige, der versucht hat, sie zu retten.«
    »Ja, nachdem du sie vergewaltigt und erstochen hast. Hast du deinen Kumpels beweisen wollen, dass du ein ganzer Mann und keine Tunte bist?«, rief Brian. »Also, Kleiner, jetzt rück mal raus damit. Du sagst mir jetzt die Wahrheit, was mit meiner Schwester passiert ist.«
    »Ich sag dir die Wahrheit. Wir haben ihr kein Haar gekrümmt.«
    »Das glaub ich dir nicht. Und ich werd dich dazu bringen, dass du die Wahrheit sagst. Ich hab da genau die richtige Idee.«
    Ohne den Blick von Ziggy abzuwenden, sagte er: »Kenny, geh mal zum Hafen runter und hol mir ’n Strick. Aber schön lang.«
    Ziggy hatte keine Ahnung, was ihm bevorstand, aber er wusste, dass es nicht angenehm sein würde. Seine einzige Chance war, sich durch Reden zu retten. »Das ist keine gute Idee«, sagte er.
    »Ich hab deine Schwester nicht ermordet. Und ich weiß, dass die Polizei dich schon gewarnt hat, du sollst uns in Ruhe lassen.
    Glaub nicht, dass ich dich nicht anzeigen werde.«
    Brian lachte. »Hältst du mich für blöd? Du wirst bestimmt zur Polizei gehen und sagen: ›Bitte, Sir, ich hab grade einem Kerl

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