Echo Einer Winternacht
ob er auf Klappentour geht?«
»Was ist eine Klappentour?«, fragte Weird. Mondo beachtete ihn nicht und sah Maclennan scharf an.
»Was wollen Sie damit sagen? Nennen Sie meinen Freund etwa schwul?«
Weird sah noch bestürzter aus. »Was ist das – Klappentour?
Was meinst du mit schwul?«
Wütend fuhr Mondo Weird an. »Klappentouren sind das, was Homos machen. Sie suchen sich irgendjemand in ’ner Toilette und haben Sex mit ihm.« Er wies mit dem Daumen auf Maclennan. »Irgendwie ist dieser blöde Kerl auf die Idee gekommen, dass Ziggy eine Schwuchtel ist.«
»Mondo, halt die Klappe«, sagt Alex. »Wir reden später darüber.«
Die anderen beiden waren vom Lauf der Ereignisse verwirrt und sprachlos, wie Alex sich plötzlich Autorität verschaffte.
Alex wandte sich wieder an Maclennan.
»Er geht manchmal in eine Bar in Edinburgh. Von hier in St.
Andrews war niemals die Rede. Meinen Sie, dass er verhaftet worden ist?«
»Ich habe in den Zellen nachgesehen, bevor ich hergekommen bin. Von uns ist er nicht aufgegriffen worden.« Sein Funkgerät knackte, und er ging in den Flur, um zu antworten. Seine Worte waren in der Küche zu hören. »Die Burg? Sie machen Witze …
Aber ich habe tatsächlich eine Idee, wer das sein könnte. Rufen Sie die Feuerwehr. Ich treffe Sie dort.«
Er kam herein und schien besorgt. »Ich glaube, vielleicht ist er aufgetaucht. Wir haben einen Bericht von einem der Burgwächter bekommen. Er macht dort jeden Morgen einen Rundgang und hat angerufen, um uns mitzuteilen, dass jemand im Flaschenverlies ist.«
»Flaschenverlies?«, fragten alle drei im Chor.
»Es ist ein Raum, der unter einem der Türme aus dem Felsen herausgehauen wurde. Er hat die Form einer Flasche. Wenn man erst mal drin ist, kommt man nicht mehr heraus. Ich muss rüberfahren und sehen, was da los ist. Ich werde jemanden beauftragen, Ihnen Bescheid zu geben, was sich tut.«
»Nein, wir kommen mit«, sagte Alex entschlossen. »Wenn er die ganze Nacht da dringesessen hat, hat er es verdient, ein freundliches Gesicht zu sehen.«
»Tut mir leid, Jungs. Ich kann Sie nicht mitnehmen. Wenn Sie selbst hingehen wollen, gebe ich Bescheid, dass man Sie reinlässt. Aber stören Sie die Rettungsaktion nicht.« Und weg war er. Kaum war die Tür zu, als Mondo sich auch schon auf Alex stürzte. »Was soll das, verdammt noch mal? Uns so über den Mund zu fahren? Klappentour?«
Alex wandte den Blick ab. »Ziggy ist schwul«, sagte er.
Weird schaute ungläubig. »Nein, ist er nicht. Wie kann er schwul sein? Wir sind seine besten Freunde, wir wüssten das doch.«
»Ich weiß es«, sagte Alex. »Er hat es mir vor zwei Jahren gesagt.«
»Super«, sagte Mondo. »Danke, dass du uns informiert hast, Gilly. Das war’s wohl mit ›Alle für einen und einer für alle‹.
Wir waren nicht gut genug, die Neuigkeit zu erfahren, hm? Für dich geht es in Ordnung, es zu wissen, aber wir haben nicht das Recht zu erfahren, dass unser sogenannter bester Freund ’ne Schwuchtel ist.«
Alex wies Mondo mit einem strengen Blick zurecht. »Na ja, bei deiner toleranten, gelassenen Reaktion würde ich sagen, Ziggy hat die richtige Entscheidung getroffen.«
»Du musst dich irren«, sagte Weird eigensinnig. »Ziggy ist nicht schwul. Er ist normal. Schwule sind krank. Sie sind ein Gräuel. Ziggy ist nicht so.«
Plötzlich reichte es Alex. Er verlor selten die Beherrschung, aber wenn er es tat, war es ein atemberaubendes Schauspiel.
Sein Gesicht lief dunkelrot an, und er schlug mit der flachen Hand gegen die Wand. »Haltet die Fresse, ihr beiden. Ich schäme mich ja, euer Freund zu sein. Ich will keine beschränkten Sprüche mehr von euch hören. Ziggy kümmert sich seit fast zehn Jahren um uns drei. Er war unser Freund und immer für uns da, er hat uns nie im Stich gelassen. Was ist schon dabei, wenn er Männer lieber mag als Frauen? Mir ist das scheißegal. Es heißt nicht, dass er in mich oder euch verknallt ist, genauso wenig wie ich in jede Frau verliebt bin, die zwei Titten hat. Es heißt nicht, dass ich mich in der Dusche vorsehen muss, verflixt noch mal. Er ist immer noch derselbe Mensch. Ich hab ihn trotzdem gern wie einen Bruder. Ich würde ihm immer noch mein Leben anvertrauen, und das solltet ihr auch. Und du
…«, fügte er hinzu und stieß den ausgestreckten Finger auf Weirds Brust. »Du nennst dich christlich? Wie kannst du es wagen, einen Mann zu verurteilen, der mehr wert ist als ein Dutzend solcher Leute wie du und deine
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